Er schrieb mir in einer Mail, ich hätte ihn beeindruckt. Das liest natürlich jeder gern, doch ich bin auch vorsichtig. Wahrscheinlich erleben alle, die ­schreiben und veröffentlichen, dass Menschen in ihren Texten etwas ­finden, das in ihnen den Wunsch weckt, Kontakt aufzunehmen. Normaler­weise wehre ich das freundlich ab.

Doch dieser Herr formulierte auffallend höflich, kurz und klar. Er sei früher leitender Angestellter in der Industrie gewesen. Er gab seine vollständige Adresse an und ­äußerte den Wunsch, mit mir zu sprechen. Und weil es nun auch nicht so ist, dass ein Autor ganz ohne Lob und Echo leben kann, und mich etwas in seinen Zeilen bewegte und schließlich, weil ich neugierig bin, griff ich zum Telefon und wählte seine Nummer.

Dass Rudolf Kummerow (Name geändert) deutlich über sechzig war, hörte man seiner Stimme an. Sie war leicht heiser, leicht brüchig, vielleicht nicht mehr wirklich kräftig, in ihrer norddeutschen Färbung lag Bestimmtheit, Selbstbewusstsein, eine feine Wärme und viel Eleganz. Diese Stimme beschrieb eine kultivierte Persönlichkeit, einen Mann, der den Umgang mit Menschen beherrschte und in der Lage war, sich genau auszudrücken.
Was er über mich sagte, war keine billige Schmeichelei, es waren von Herzen kommende Worte.

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