Frau Schwegler, Sie sind Professorin für Wirtschaftspsychologie und lobpreisen das Wandern. Was haben Wissenschaft und Wandern miteinander zu tun?
Ulrike Schwegler: Zunächst war das eher ein persönlicher als ein wissenschaftlicher Zugang zu dem Thema. Es gab eine Phase in meinem Leben, in der ich sehr viel gearbeitet hatte und mich ausgebrannt fühlte. Ich sollte beruflich andere inspirieren, war aber selbst nicht mehr inspiriert. Ich habe dann eine Auszeit genommen und bin über mehrere Wochen hinweg den South West Coast Path gelaufen, einen Fernwanderweg, der auch Salzpfad genannt wird. Das hat mir wahnsinnig gutgetan. Ich kam voller Energie wieder, fühlte mich ausgeglichener, zuversichtlicher. Die Speicher waren wieder voll.
Sie hatten sich gesund gewandert ...
Sozusagen. Und da dachte ich: Wenn mir das so guttat, kann es auch anderen helfen. In meinem Beruf als Wirtschaftspsychologin geht es ja auch darum, Menschen zu ermächtigen, den wachsenden Herausforderungen der Arbeitswelt auf angemessene Weise zu begegnen. So viele Menschen klagen über Stress, Erschöpfung und Überforderung in diesen schnelllebigen Zeiten. Und da braucht man Strategien, um sich zu schützen und Vertrauen in sich und die eigene innere Stärke zu entwickeln. Mir persönlich hat diese Trailwanderung dabei sehr geholfen. Also beschloss ich, mich dem Thema "Wandern und seine Auswirkungen" wissenschaftlich zu nähern, führte zahlreiche Interviews durch und habe Studien zu diesem Thema ausgewertet.
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