Die Reise beginnt in Berlin. Im Supermarkt um die Ecke lade ich einen Einkaufswagen voll mit Produkten, die Palmöl enthalten. Margarine, Tiefkühlpizza, Kekse, Handcreme, eine quadratische Tafel Schokolade, Waschmittel, Deostift, Müsli. Manchmal steht Palmfett in der klein gedruckten Zutatenliste. Bei den Kosmetika verbirgt sich der Rohstoff unter Bezeichnungen für weiterverarbeitete Produkte, etwa Glycerin. Sicher habe ich schon viele Hunderte Male Palmöl konsumiert, ohne es zu wissen. Greenpeace schätzt, dass die Hälfte aller Supermarktprodukte Palm- oder Palmkernöl enthält. Der weltweite Verbrauch steigt von Jahr zu Jahr, derzeit sind es rund 80 Millionen Tonnen. Mit verheerenden Folgen für die Natur: Allein in Malaysia, mit Indonesien eines der Hauptanbaugebiete, wurden für die Plantagen in den vergangenen 20 Jahren rund 30 000 Quadratkilometer Regenwälder gerodet – eine Fläche ungefähr so groß wie Belgien.
Dennoch empfiehlt keine der großen Umweltorganisationen einen Boykott. Der Grund: Alternative Pflanzenöle wie Kokos, Soja oder Sonnenblumen benötigen bis zu achtmal mehr Anbaufläche, wären also noch schädlicher. Gefordert werden stattdessen ein Verbot von Abholzungen und generell eine nachhaltige Produktion. Vor 20 Jahren wurde der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) gegründet. Mitglieder sind Plantagenbesitzer, Händler, Hersteller und Nichtregierungsorganisationen, darunter auch große und kleine Umweltverbände. Wer das RSPO-Zertifikat erhalten will, verpflichtet sich, ökologische Standards einzuhalten: keine Wälder abzuholzen, keine Plantagen auf den für das Klima besonders wichtigen Torfböden anzulegen und keine hochgefährlichen chemischen Pflanzenschutzmittel einzusetzen.
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Chrismon plus vom 6.9.2024: Der Orang-Utan sagt Danke
Liebe Redaktion,
der Bericht von Michael Gleich über den nachhaltigen Palmölanbau auf Borneo und die Baumkorridore für die Orang Utans und andere Regenwaldbewohner hat mir sehr gut gefallen. Dass das EU-Lieferkettengesetz hier offensichtlich einen Beitrag geleistet hat, finde ich sehr hilfreich als konkretes Beispiel dafür, wie dieses Gesetz sich positiv auswirkt. Herzlichen Dank für den Bericht!
Herzliche Grüße von Ute Finckh-Krämer (MdB a.D.), Berlin