Filmtipps der Woche
Tatami, Liebesbriefe aus Nizza, Shahid
„Tatami“ ist der erste Spielfilm, bei dem ein Israeli und eine Iranerin gemeinsam Regie führen, und zugleich packendes Sportdrama und politischer Thriller
Filmszene aus Tatami
Wild Bunch Germany
01.08.2024
3Min

Tatami (USA/Großbritannien/Georgien 2023)

Die iranische Profi-Judoka Leila Hosseini (Arienne Mandi) reißt gemeinsam mit ihrer Trainerin Maryam Ghanbari (Zar Amir Ebrahimi) zu den Weltmeisterschaften in Georgien. Nach einiger Zeit zeichnet sich ein Wettkampf zwischen Leila und der israelischen Kämpferin Shani (Lir Katz) ab. Für das iranische Regime eine heikle Angelegenheit, auf keinen Fall möchte man eine Niederlage gegen den verhassten Nahost-Staat. Um eine solche zu vermeiden, wird Leila angewiesen, eine Verletzung vorzutäuschen. Immer wieder werden sie und ihre Trainerin unter Druck gesetzt, doch Leila will sich der Anweisung widersetzen, mit Konsequenzen sowohl für sich selbst als auch ihre Familie zuhause. "Tatami" ist ein packendes Sportdrama mit rasanten Judokämpfen und ein politischer Thriller um strukturelle Unterdrückung und individuelle Freiheit. Zugleich ist es der erste Spielfilm, bei dem ein Israeli und eine Iranerin gemeinsam Regie führten.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

© Wild Bunch

Regie und Buch: Zar Amir Ebrahimi, Guy Nattiv. Mit: Arienne Mandi, Zar Amir Ebrahimi, Jaime Ray Newman, Nadine Marshall, Lir Katz. Länge: 105 Minuten. FSK: ab 12, ff. FBW: ohne Angabe.


Liebesbriefe aus Nizza (Frankreich 2024)

Beim Räumen auf dem Dachboden fallen dem patriarchalen, erzkonservativen François (André Dussollier) ein paar alte Liebesbriefe in die Hände, die ein anderer Mann an seine Frau Annie (Sabine Azéma) geschrieben hat. Annie beschwichtigt, dass es nur ein unbedeutender Seitensprung war, der 40 Jahre her ist. Doch François lässt die Sache nicht los und er versucht, den alten Rivalen ausfindig zu machen. Da Annie ihn begleitet, setzt sich der ohnehin vorhandene Ehekrieg fort, bis das Aufeinandertreffen mit dem alten Liebhaber Boris (Thierry Lhermitte) schließlich neue Dynamiken bringt. Regisseur und Drehbuchautor Ivan Calbérac (u.a. "Frühstück bei Monsieur Henri") entfacht ein Slapstick-Kommando, dessen Witze aber eher altbacken daherkommen.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

© Neue Visionen Filmverleih

Regie und Buch: Ivan Calbérac. Mit: André Dussollier, Sbine Azéma, Thierry Lhermitte, Joséphine de Meaux, Sébastien Chasagne. Länge: 94 Minuten FSK: ab 6, ff. FBW: ohne Angabe.

Shahid (Deutschland 2024)

Die Iranerin Narges (Baharak Abdolifard) versucht in Deutschland, ihren zweiten Nachnamen Shahid loszuwerden, der übersetzt Märtyrer bedeutet. Es beginnt ein absurder Lauf durch die Verwaltungen bis hin zum Psychologen. Gleichzeitig gerät Narges in einen inneren Konflikt mit ihrer Vergangenheit. Ihr Urgroßvater, der vor hundert Jahren in Iran zum Märtyrer wurde und den Namen in der Familie begründete, erscheint ihr und will sie von ihrem Vorhaben abbringen. Narges Kalhors experimenteller und wagemutiger Film inszeniert einen Mix aus Dokumentar- und Spielfilm, Musical und Theater. Mit Humor verhandelt er Themen wie Identität und Integration und reflektiert gleichzeitig das Filmemachen selbst.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

© Schmidbauer Film

Regie und Buch: Narges Kalhor. Mit: Baharak Abdolifard, Nima Nazarinia, Thomas Sprekelsen, Carine Huber. Länge: 84 Minuten FSK: ab 12, ff. FBW: besonders wertvoll.

Was will der Lama mit dem Gewehr? (Bhutan/Taiwan 2023)

In Buthan, einem kleinen, abgeschiedenen buddhistischen Königreich im Himalaya scheint das Paradies zu existieren. Es ist das einzige klimaneutrale Land der Erde und das einzige, dessen Wirtschaftssystem das Konzept eines "Bruttonationalglücks" in seine Rechnung miteinbezieht. Dann jedoch möchte der König sein Land glücklich machen, indem er Zugang zu Internet und Fernsehen verschafft und die Demokratie einführen will. Die moderne Welt aber bringt Chaos mit sich. Bis es dem hochverehrten Lama reicht und er seinen Mönch losschickt, ein paar Gewehre für eine Zeremonie zu besorgen, mit der wieder Ruhe einkehren soll. Eine bissige Satire auf die globalisierte Welt mit einer charmanten Dorfgemeinschaft im Mittelpunkt.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

© MFA+ Filmdistribution

Regie und Buch: Pawo Choyning Dorji. Mit: Tandin Wangchuk, Tandin Phubz, Kelsang Choejay, Tandin Sonam, Choeying Jatsho. Länge: 107 Minuten FSK: ohne Beschränkung, ff. FBW: ohne Angabe.

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