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An Silvester braucht es eine gute Auswahl an Getränken - nur was passt wirklich?
Mango-Bowle über Crowdfarming
Wer einen Abend lang feiern will, mindestens, bis es Mitternacht wird und  das neue Jahr beginnt, möchte gerne etwas trinken. Wasser muss es natürlich geben, still und bizzlig, dazu Säfte zum Mixen. Was den Alkohol anbelangt, kann ein wenig Nostalgie nicht schaden. Wie wär's mit einer Bowle?

27.12.2023

So richtig modern ist das Getränk nicht. Als ich in Deutschlands sommerlicher Hauptstadt Lust auf Erdbeerbowle hatte und in verschiedenen Lokalen danach fragte, schauten mich alle verblüfft an. „Hammwa nich“ wurde gesagt und „das wird heute nicht mehr verlangt“. In einem Restaurant allerdings freute sich der Kellner. Das ist schön, meinte er, dass noch jemand Erdbeerbowle haben will. Er selber würde sie auch gerne trinken und   zusehen, dass ich ein Glas bekäme. So war das dann auch - nur, dass Bowle natürlich ziehen muss und ein bisschen oberflächlich schmeckt, wenn die Früchte darin nicht ordentlich Zeit hatten, ihr Aroma an die Flüssigkeit ringsum abzugeben. Trotzdem: Die Geste hat  gezählt. 

Jetzt ist es Winter - und Erdbeerbowle ist nicht das Getränk der Stunde. Aber Silvester steht vor der Tür. Da legt es sich nahe, nach einem Getränk zu suchen, mit dem man in geselliger Runde den Abend verbringen kann. Bei uns zuhause wurde früher meistens Ananasbowle mit Mandarinenstückchen serviert. Das Obst kam aus der Dose, weil das relativ günstig war. Außerdem gab es die frischen Früchte nur selten zu kaufen. Heute kann man alles zu jeder Zeit haben. Aber ich möchte kein teuer importiertes und über den halben Globus transportiertes Sommerobst im Dezember verarbeiten. Das schränkt die Auswahl ein wenig ein. Es sei denn, man war so schlau und hat Erdbeeren, Pfirsiche, Himbeeren oder Johannisbeeren eingefroren. 

War ich nicht. Also nehme ich entweder heimische Äpfel und Birnen oder Südfrüchte aus Europa. Orangen, Mandarinen, Clementinen, selbst Mangos kann man heutzutage - wie manches Gemüse - über Crowdfarming kaufen. Das bedeutet, rechtzeitig und direkt bei einem Landwirt, etwa in Spanien, eine größere Menge Obst zu bestellen. Der weiß dann, wieviel tatsächlich gebraucht wird, setzt nicht auf Überproduktion, sondern auf wirklich benötigte Mengen, verzichtet auf Pestizide und verschickt das Gewünschte am Tag nach der Ernte. Wir machen das bei Crowdfarming, aber es gibt auch andere Anbieter. Die Preise sind fair, Finanzpolitik und ökologischer Fußabdruck transparent. Wenn man selber das Obst nicht kistenweise braucht, kann man Teilmengen verschenken. 

Eine gute Bowle braucht einen sorgfältigen Ansatz. Obst kleinschneiden und mit passenden Spirituosen mischen. Zu Äpfeln passt Calvados, zu Birnen ein Williams, bei Südfrüchten Orangenlikör oder Cognac. Hochprozentiges sollte genau so wie Zucker sehr sparsam verwendet werden, weil man sonst schnell einen sitzen hat - vor allem, wenn man reichlich von den damit vollgesogenen Früchtchen nascht. Neujahr mit Brummschädel ist nicht gerade der beste Start in ein neues Jahr. Den Ansatz mindestens zwei Stunden ziehen lassen, dann mit Wein aufgießen. Zum Servieren gekühlten Sekt hinzufügen. Ganz alkoholfrei geht selbstverständlich ebenfalls. Da nimmt man halt nur feinen Apfel-, Birnen- oder Traubensaft  und Wasser. 

Ich plane für dieses Jahr mal eine Mangobowle. Die setze ich mit einem Schuss Aprikosenlikör und etwas Rum an. Null Zucker. Ein trockener Weißwein wird sich gewiss im Haus finden lassen und ein ebensolcher Sekt oder Prosecco. Wer es in unserer Runde leichter möchte, kann den gerne ganz oder teilweise durch spritziges Mineralwasser ersetzen. „Hammwa nich“ gibt‘s bei uns nämlich nicht. 

Von der Kolumne zum Buch:
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Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Essen und Trinken hält Leib und ­Seele zusammen. Und darüber Neues zu lesen, macht den Geist fit. Viele Folgen lang hat Susanne Breit-Keßler Ihnen Woche für Woche ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und guten Appetit gewünscht. Im Sommer 2024 endete die Kolumne. Die Texte sind weiter im Archiv abrufbar.