Liebe Leserin, lieber Leser,
man schiebt Vorsorgedinge ja gern vor sich her. Immerhin habe ich mittlerweile meinem Mann eine Vorsorgevollmacht ausgestellt. Er würde mit der Ärztin sprechen und Gelder überweisen, sollte ich plötzlich sehr krank sein. Aber was ich erst jetzt lernte: dass man in so einer Vollmacht auch gleich eine Ersatzperson benennen sollte. Die handelt, wenn wir gleichzeitig handlungsunfähig sein sollten. Das erfuhr ich, als ich Kristjan Diehl interviewte, er ist Berater bei der Deutschen Stiftung Patientenschutz.
Ich hatte ihn vor allem befragt zu Patientenverfügungen. Er erklärte mir, warum Standardformulare im Ernstfall meist nichts taugen und wie es besser geht. Also noch was, um das man sich einen Kopf machen sollte, seufzte ich. "Aber für die Auswahl von Auto, Handy, Flugreise nehmen sich die Menschen doch auch Zeit", sagte Herr Diehl. Hat er auch wieder recht mit.
Wer sich erst einmal reindenken will in das Thema Patientenverfügung, mag vielleicht lesen, wie ich versuchte, mir eine Patientenverfügung zu basteln - in welche Denkfallen ich tappte und welche Infos mir wieder heraushalfen. Ein älterer Text, aber immer noch nützlich.
Und wenn man schon im Flow ist, dann vielleicht auch endlich ein Testament machen? Braucht man, wenn man was anderes möchte, als es die gesetzliche Erbfolge vorsieht. Wichtig: Ein Testament ist nicht der richtige Ort für eine Abrechnung! Um Streit unter den Erben und Erbinnen zu vermeiden, sollte man unbedingt mit allen Beteiligten zu Lebzeiten darüber reden, sagte mir Erbrechtsanwalt Jan Bittler. Warum Leute, die sich über eine Erbschaft streiten, fast immer glücklicher werden mit einer Mediation als mit einem Gerichtsverfahren, weiß Mediatorin Lis Ripke aus langer Erfahrung: In einer Mediation passiert nämlich nichts gegen den Willen der Beteiligten.
Zieht das nicht total runter, über so was zu reden wie Testament und Patientenverfügung? Das hat meine Kollegin Hanna Lucassen unlängst den Theologen Torsten Sternberg gefragt (die beiden sprachen darüber, wie man Testament und Spende verbinden kann). Er antwortete: "Während man die Dinge ordnet, zeigt sich manchmal deutlich, was oder wer einem wichtig ist. Und wie man weitergehen möchte."
Ich wünsche Ihnen eine gute Woche
Christine Holch
Chefreporterin