Kevin Dors: "Um die Ecke denken, das ist eine meiner Stärken"
Kevin Dors: "Um die Ecke denken, das ist eine meiner Stärken"
Tara Wolff
Konzentrationsschwäche
Endlich ist klar: Er hat ADHS
Diagnose ADHS. Jetzt kann Kevin Dors sich endlich seine innere Unruhe erklären – ­und vieles in seinem Leben zum Besseren verändern
Aktualisiert am 21.11.2024
3Min

Kevin Dors:

Vor einem Jahr habe ich die Diagnose ADHS ­bekommen. Das hat mich umgehauen, ich dachte immer, nur kleine quengelige Jungs hätten die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyper­aktivitätsstörung. Ich bin eher ruhig, nicht zappelig. Ich wusste nicht, dass es auch den Krankheitstyp gibt, der äußerlich still wirkt, dafür aber innerlich total unruhig ist.

Die Diagnose kam durch ein Schlüsselerlebnis, das ich bei meiner Arbeit hatte. Ich arbeite als ­Programmierer und hatte an einem Montagmorgen einen Termin für ein Online-Meeting mit einem Kunden. Kurz vor dem ­Gespräch hatte ich einen Blackout, mein Kopf war leer, ich musste das Meeting absagen. Ich war total verun­sichert, hatte Angst, es könnte etwas Lebensbedrohliches sein, vielleicht sogar ein Tumor, und bin zum Neurologen gegangen. Er hat mich gründlich durchgecheckt und dann ADHS diagnostiziert.

In meiner Vergangenheit war eine Menge schiefgelaufen

Diese Diagnose hat mein Leben verändert, alles ­wurde klarer. Ich verstand plötzlich, warum in meiner Vergangenheit eine Menge schiefgelaufen ist. Ich war auf der Hauptschule gewesen, konnte mich im Unterricht schlecht konzentrieren, Hausaufgaben habe ich gar nicht oder auf den letzten Drücker gemacht. Ich war immer ein bisschen nerdig, zog mich zurück in meine Computerspiele, hatte kaum Freunde. Meine Mutter hat mich oft kleingemacht, warf mir vor, ich sei chaotisch, hätte keine Struktur, mein Vater war da glücklicherweise gelassener. Keiner von beiden ist darauf gekommen, dass ich ADHS haben könnte.

Trotz meiner Probleme konnte ich auf die ­Realschule wechseln und habe später sogar das Abitur auf der Abendschule nachgemacht, ich wollte unbedingt Informatik ­studieren. Aber nach sechs Semestern musste ich ­abbrechen, ich bekam manche Stoffe einfach nicht in ­meinen Kopf rein, das hat mich sehr frustriert.

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