Nektarios Totikos:
Mir sind Noten wichtig, ich bin sehr ambitioniert, meine Bildung ist das Ticket aus meiner Misere. Aber Mitbewohner im Studierendenwohnheim hielten mich für überehrgeizig. Ich hatte dort nie von meiner Geschichte als Heimkind erzählt. Das liegt doch so lang zurück, dachte ich, und ich bin doch mittlerweile so viel anderes: Student der Elektrotechnik, Mentor für ausländische Studierende, ich forsche zu Künstlicher Intelligenz . . .
Ich wollte nicht über meine familiären Verhältnisse sprechen – die Mutter war alleinerziehend, mit schlecht bezahlten Jobs, zum Beispiel in Küchen; der Vater hatte sich rausgezogen, wie üblich. An Geburtstagen gab es für meinen älteren Bruder und mich Tiefkühlkuchen, was ja schon was ist, aber Geschenke nur unregelmäßig.
Meine Mutter hat sich trotzdem immer Mühe gegeben, dass es uns gut geht. Und sie hat mir viel Freiheit gelassen, das war vielleicht der Grundstein für meine Neugier und meinen Lerneifer. Mein Bruder und ich waren beide recht gut in der Schule, wir sollten auch aufs Gymnasium.
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