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Alle Jahre wieder. Auf kleinen, meist kirchlichen Christkindl- und Adventsmärkten zeigen vor allem Frauen, was noch alles in ihnen steckt - außer dem, was sie sowieso schon jeden Tag als Familien- und Berufsfrau leisten.
Wenn die Wochen vor Weihnachten beginnen, legen sich die Damen zusätzlich ins Zeug, basteln Strohsterne und stricken Strümpfe oder Handschuhe. Sie backen Plätzchen, Kekse, Apfelbrot und Gewürzkuchen. Pflaumen landen in Rotwein und Quitten in Marmeladengläsern. Nicht zu vergessen der Likör, der selber gemacht wird: Eierlikör, solcher aus Mandarinen oder getrockneten Früchten.
Staunend stehe ich vor den Erzeugnissen dieser großartigen Talente. Ich kann zwar wirklich gut kochen und Herzhaftes prima einlegen, aber bei Süßem und Socken beißt es aus, wie man in Bayern sagt. Das schaffe ich beim besten Willen nicht. Kürzlich, beim Adventsmarkt der katholischen Gemeinde in unserem Stadtviertel, die zu allem, was sie veranstaltet, herzlich einlädt, war ich wieder einmal tief beeindruckt. Zum Glück hatte ich ordentlich Geld mitgenommen, um einzukaufen. Natürlich arbeiten die Frauen nicht für den eigenen Geldbeutel.
Sie stiften Zutaten und Materialien samt Zeit, um den Erlös wohltätigen Zwecken zuzuführen: Ukraineflüchtlinge, Kinder in Afrika, Frauen in Afghanistan, einsame alte Menschen in der Stadt … die Not hat hierzulande und weltweit kein Ende. Neben den Tischen mit Selbstgemachtem zum Kaufen gab es lange Tafeln mit Kuchen, Kaffee und Tee, weißem Weihnachtspunsch und Getränken für Kinder. Wer zahlen konnte, hat das getan - andere, die mühselig und beladen ankamen, wurden eingeladen. Eine großartige Stimmung - ein munteres Remmidemmi, das allen zu Gute kam und kommt.
Warm an Herz und Füßen
Beim Selbermachen dieser Superfrauen kann ich nicht richtig mithalten. Die Devise eines britischen Diplomaten, der mir bei einem Empfang mit erhobenem Glas quer durch den Saal heiter zurief: „Drinking for my country“, ist mir zwar stets in schönster Erinnerung, aber das war von ihm natürlich ironisch gemeint. Einkaufen, essen, trinken und bunte Socken anziehen - ich liebe selbstgestrickte Socken! - ist nicht wirklich eine große Leistung. Aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass auch ich meinen Platz in dieser Art von Krippenspiel hatte. Jedenfalls ist mir momentan nicht allein im Herzen, sondern auch an den Füßen warm.
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