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Ein Propagandamarsch der Hitlerjugend, ein Straßenkonzert, Kirchenfeste, die Haustiere: Schon früh hat Theo Beckers angefangen, seinen Alltag zu fotografieren - mehrere Tausend Fotos machte der junge Amateur in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft.
1914 in eine bürgerliche Kölner Familie geboren, tritt Beckers 1933 in die Hitlerjugend ein. Bald übernimmt er dort auch Ämter. 1934 beendet er seine Schulzeit am Realgymnasium in Köln-Deutz, macht eine Ausbildung zum Zahntechniker. Mitglied in der NSDAP wird er nicht. Mit Eltern und Schwester teilt Theo Beckers eine enge Bindung an die katholische Kirche.
2018 erwarb das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln Beckers Fotos und zeigt sie jetzt in einer schlau kuratierten Ausstellung mit Begleitprogramm für viele Zielgruppen.
Die Ausstellung lädt zum Hinschauen, Entdecken und Nachdenken ein: Wie sah Theo Beckers seinen Alltag und die Stadt, in der er lebte? Zu welchem Bild von ihm und seinem Leben setzen sich die Aufnahmen zusammen? Prägte sein Engagement für den Nationalsozialismus auch seine Fotografien? Wie passen sie zu den Vorstellungen, die wir uns vom Leben in der NS-Diktatur machen?
Besonders schön gemacht ist die großzügige Raumgestaltung und die "Anfassbarkeit" vieler Bilder: Auf kleinen Tafeln gibt es Motive und Erläuterungen zum Herausnehmen, Ansehen - ja, und Nachdenken: Was für Fotos hätte man selbst wohl damals gemacht, als junger fotobegeisterter Mensch unter den Nazis?
Infos:
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Appellhofplatz 23–25
50667 Köln
Tel.: 0221/221 31584
Bis 18. September 2022
Öffnungszeiten: Di bis Fr: 10 Uhr bis 18 Uhr; Sa bis So: 11 Uhr bis 18 Uhr, jeden 1. Do im Monat, außer an Feiertagen, 10 bis 22 Uhr.
Eintritt 4,50 Euro, 2,00 Euro ermäßigt. Hier können Sie die Begleitbroschüre herunterladen:
Das NS-DOK ist eine der größten lokalen Gedenkstätten in der Bundesrepublik. Als ehemaliger Sitz der Kölner Staatspolizeistelle ist es zum einen Gedenkstätte für die Opfer des NS-Regimes, zum anderen ein Ausstellungshaus sowie Forschungs-, Bildungs- und Dokumentationseinrichtung. Zudem wird die Arbeit des Hauses durch die Info- und Bildungsstelle (ibs) wissenschaftlich und pädagogisch erweitert. Diese verfolgt das Leitziel, das Bewusstsein für Menschenrechte, Demokratie, kulturelle Vielfalt und Gewaltfreiheit zu fördern sowie rechtsextremen Denk- und Handlungsmustern vorzubeugen und entgegenzutreten.