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Putzen! In meinem Leben dreht sich plötzlich ganz viel um Sauberkeit. Nein, es liegt nicht am Frühling. Ich gehöre zu der Generation Frauen, die wenig mit Hausarbeit anfangen können. Putzen und kochen und erst recht häkeln und sticken stand in meiner Mädchenzeit unter Verdacht, mich ein Leben lang an Heim und Herd fesseln zu wollen.
Also legte ich Wert darauf, es gar nicht erst zu lernen. Klar war das nicht besonders schlau, heute wäre ich froh, ich könnte mehr als Spaghetti kochen. Aber wer war mit 14 schon richtig schlau. Und jetzt: Putzen! Ich kümmere mich um meine 92-jährige Mutter, die ihr Bein gebrochen hat und vor der Entlassung aus dem Krankenhaus sagt: "Putzen kannst du ja nicht so gut, wir bestellen eine Putzfrau."
Ursula Ott
Und da ist die ukrainische Mutter, die mit Sohn bei uns eingezogen ist. Gleich bei der Ankunft fragten sie: Wie oft sollen wir staubsaugen, wo ist das Glasputzmittel, wo sind die Lappen? Mich versetzte es in Stress. Finden sie unsere Wohnung zu schmutzig? Inzwischen habe ich verstanden: Die 20 Quadratmeter Deutschland sauber zu halten hilft dabei, die vielen Quadratmeter zerstörtes Kiew zu vergessen. "Kontrolle und Verlässlichkeit" nennt das die Traumatherapeutin Birgit Kracke im Interview. Putzen kann heilsam sein, und ganz nebenbei ist es hier strahlend sauber. Wunderbar!
Übrigens haben unsere Gäste ähnliche Rollen wie wir: Putzprofi ist der Junge, die Mutter kann so wenig kochen und Haushalt wie ich. Sie sagt: "Mein Mann ist der beste Koch der Welt." Aber der Mann kämpft jetzt im Krieg. Und ich rufe meine Mutter an und sage ihr, ich mach das mit dem Putzen. Zeit, erwachsen zu werden.
Frühjahrsputz
Sehr geehrte Frau Ott,
liebe Chefredakteurin,
stellen Sie Ihr Licht bitte nicht unter den Scheffel!
"Ich wäre froh, ich könnte mehr als Spaghetti kochen", schreiben Sie in Ihrem Editorial.
Na so was! Es bedarf einer durchaus sensiblen Zunge, um die S. "auf den Punkt zu bringen". Will heißen: al dente ist oftmals zu weich - oder halt zu hart.
Lassen Sie sich nicht entmutigen und bleiben Sie bei IHREN Spaghetti al dente!
Mehr muss es ja nicht sein (obwohl ich stark vermute: Da geht noch was!)
Und wenn nicht? Schreiben Sie einfach weiterhin gute Artikel fürs Magazin chrismon.
Herzliche Grüße
Bernd Leyendecker
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