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Spätestens Putins Ukraine-Krieg macht uns klar, dass wir so rasch wie möglich von fossilen Brennstoffen unabhängig werden müssen.
Das fossile Zeitalter wird so wenig aus Mangel an Brennstoffen zu Ende gehen, wie die Steinzeit aus Mangel an Steinen zu Ende ging. Aber die erneuerbaren Energien sind sowohl ökologisch als auch ökonomisch so sehr überlegen, dass sie durch exponentielles Wachstum die alten Geschäftsmodelle mit Kohle, Gas, Öl und Uran schon in wenigen Jahren besiegen. Davon ist auch der Silicon-Valley-Unternehmer und Stanford-Dozent Tony Seba in seinem Buch „Saubere Revolution 2030“ überzeugt.
Der Grund für seinen Optimismus: Die Erfindung des Autos, aber auch das Erneuerbare-Energien-Gesetz begannen in Deutschland ihren Siegeszug. Und beide Revolutionen haben sich wie ein Lauffeuer über die ganze Welt verbreitet. Autos gab es schon wenige Jahre nach ihrer Erfindung auf der ganzen Welt. Und genau so wird es mit den erneuerbaren Energien sein. Der erste grüne Ministerpräsident in Deutschland, Winfried Kretschmann, sagte im Wahlkampf 2021 auf die Frage, was jetzt am wichtigsten sei: „Drei Dinge: Erstens Klimaschutz, zweitens Klimaschutz, drittens Klimaschutz.“ Das gilt erst recht jetzt in Kriegszeiten.
Eigentlich ist es mit ein bisschen Ökonomie ganz einfach: Im Jahr 1970, als es in Deutschland gerade mal so richtig losging mit der Solarforschung, kostete die Produktion einer Kilowattstunde Solarstrom etwa zwei Euro. Als im Jahr 2000 der Bundestag das Erneuerbare-Energien-Gesetz verabschiedete, waren es noch 70 Cent, heute haben wir hierzulande noch etwa drei/vier Cent Produktionskosten. Bald werden wir bei vielleicht zwei Cent sein. Das ist letztlich den großartigen Fortschritten der Solarforscher und -forscherinnen in einer Reihe von wissenschaftlichen Instituten zu verdanken und den Politikern und Beamten, die ihnen das Geld für die Forschung besorgt haben. In Afrika wird schon heute Solarstrom für unter zwei Cent je Kilowattstunde gewonnen.
Disch-Häuser
Mutige Vordenkerinnen und Vordenker haben diese wichtigste Forschungswende in Deutschland eingeleitet und vorangetrieben. Der Solar-Architekt Rolf Disch konnte deshalb in Freiburg schon in den Achtzigern die ersten Solar-Plushäuser bauen und in den Neunzigern eine ganze Solarsiedlung mit Solar-Plushäusern, die mehr Energie produzieren als in dieser Siedlung verbraucht wird. Solar-Plushäuser können und müssen Standard werden.
Rolf Disch sucht Holz aus mittelalterlichen Fachwerkhäusern, um heute damit seine Solar-Holzhäuser zu bauen – das moderne Baumaterial ist also 500 und mehr Jahre alt und kann auch in einigen hundert Jahren wieder verwendet werden.
Ebenfalls in Freiburg hat der Solarpionier Georg Salvamoser (sein Motto: „Man kann uns zwar bremsen, aber nicht aufhalten“) schon vor 28 Jahren die erste CO2-neutrale Solarfabrik gebaut, die Stadt Freiburg später das erste Rathaus, das mehr Energie produziert als es verbraucht und nun das erste große Null-Energie-Fußballstadion. Neubauten werden in Freiburg nur noch genehmigt, wenn sie sich selbst mit erneuerbarer Energie versorgen. Die Stadtwerke München produzieren für die bayrische Millionenstadt bereits 90 Prozent Ökostrom. Bis 2025 sollen es 100 Prozent sein.
Es geht jetzt um eine solare Energiewende, die hauptsächlich aus ökonomischen Gründen kommen wird: Bisher stiegen die Energiekosten permanent. Wer diese reduzieren will, muss auf die erneuerbaren Energieträger setzen. Sonne und Wind schicken keine Rechnung, sie sind – in krassem Gegensatz zu den alten Energieträgern – Geschenke des Himmels. Energie von ganz, ganz oben!
Bereits heute wird von Grönland bis Neuseeland Solarstrom gewonnen und genutzt – kostengünstig, dauerhaft und klimafreundlich. Die erneuerbaren Energien sind Freiheits- und Friedensenergien. Mit seinem Gas kann uns ein Potentat wie Putin erpressen, mit der Sonne jedoch niemals. Sie scheint für alle und auf jedes Dach. Genau dort also, wo sie gebraucht wird. Worauf warten wir noch?