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Promis werden in Interviews manchmal zu ihren Lieblingsorten befragt. Keine schlechte Frage, denn die Antwort zeigt, wo der Mensch sich wohlfühlt oder zumindest, in welcher Umgebung er gesehen werden möchte. Mich hat noch keiner gefragt, aber man macht sich ja so seine Gedanken. Die Levanaschule in Bachem, war so ein Ort, an dem ich gerne war. Levana ist die römische Göttin der Neugeborenen. Ihr Name bedeutet Emporheben.
An der Levanaschule in Bad Neuenahr-Ahrweiler ist das Programm: Heben und zum Leuchten bringen, was in jedem Menschen steckt. Richtig heißt sie Schule mit den Förderschwerpunkten ganzheitliche und motorische Entwicklung. Manche sagen Behindertenschule. Das ist nicht schön, denn es ist eine Gemeinschaft der Außergewöhnlichen. Sie können auch außergewöhnlich Gottesdienst feiern: zu Weihnachten und Ostern, für die Entlassklassen, auch Konfirmation.
Und dann kam die Ahr und feierte eine ganz eigene Abrissparty
Fulminant wurde am sechsten Juli die Verabschiedung des Rektors Gerd Jung in den Ruhestand gefeiert. Ein heiter-melancholisches Fest, großartig durch die Musik der Lehrerband und rührend durch Darbietungen der verschiedenen Klassen, ergreifend durch die Abschiedsrede des scheidenden Anwalts seiner Zöglinge. Es war zugleich der Abgesang auf die Schule. Das wusste aber niemand. Neun Tage später feierte die Ahr in den ganz nah an ihrem Ufer gelegenen Räumen des flachen Ziegelbaus eine Abrissparty ohnegleichen.
Die Verstorbenen zum Leuchten bringen
Ein sonniger Herbstmittag über Neuwied, 24 Kilometer südöstlich: Auf dem Schulhof der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte ist schon von Weitem zu sehen: Das ist nicht die große Pause. Es gibt viele feste Umarmungen, hier und dort werden feuchte Augen getupft. Zum ersten Mal trifft sich die gesamte Levana-Schulgemeinschaft wieder nach Zerstörung ihrer Schule. Ein Großteil hat hier Unterschlupf gefunden, ein anderer Teil ist an der Christiane-Herzog-Schule im Stadtteil Engers untergekommen. Ich bin auch eingeladen worden. Denn heute sind alle zusammen, um an zwei zu denken, die nicht mitkommen konnten: Andi und Ella sind in den Fluten ertrunken. Andi war Schüler, Ella die Reinigungstechnikerin. Im großen Kreis stehen wir um eine Erinnerungsstraße: Stücke aus der alten Schule werden platziert: ein schlammverkrustetes Schaf der Schulkrippe, ein Kreuz aus dem Rektorenzimmer.
Der Zitronenkuchen, den Andi so gerne aß
Als Gisela Schopp ihre Mandoline, mit der sie Teil der Lehrerband war, aus dem Koffer holt, und das zerstörte Instrument niederlegt, bricht ihr für einen Moment die Stimme. Ich muss zum Glück nichts sagen in diesem Moment. Wir erinnern an Andi. Er war Buddist, darum liegt dort ein leuchtend oranges Tuch. Darauf kommt ein Zitronenkuchen, den er gerne aß. Und einen Tabletrechner als Tribut für einen Jungen seiner Generation. Oft saß er still lächelnd auf einer Bank auf dem Schulhof. Vielleicht war er ja erleuchtet durch die kleinen Freuden des Lebens.
Ella liebte Sonnenblumen
Ella hat ein gelbes Tuch. Denn sie liebte Sonnenblumen. Von ihrem Foto lacht sie uns an. Sie fotografierte selber gerne, vor allem herzartige Strukturen in der Natur. Ich lese ein Zitat von ihr vor: „Jemand hat einmal zu mir gesagt, dass die Herz-Form die Erfindung eines Menschen ist und dass diese Form in der Natur überhaupt nicht vorkommt. Ich hoffe, dass ich ihn vom Gegenteil überzeugen konnte. Die Herz-Form ist die Erfindung eines großartigen Schöpfers und die Natur ist voll davon.“
In die (relative) Stille, mit der wir die Erinnerungsstraße betrachten, wehen zwei Töne einer Klangschale, zwei Kerzen werden angezündet. (LED-Technik gegen den Herbstwind – Andi hätte wohl Spaß gehabt.) Dann singt die Band mit uns „Von guten Mächten“. Viele beißen sich auf die Lippen und hören nur zu. Als Andis bester Schulfreund eine Traube (ökologisch unbedenklicher, natürlich abbaubarer – wie wir erklärt bekommen) Gasballons mit Wünschen aufsteigen lässt, da winken ihnen kleine Hände hinterher, hier und da hört man Juchzen, weil sie so schön glänzen und so wild nach oben fliegen. Eine Weile, dann nimmt eine Wolke sie auf, sie ist im Himmel und wir sehen sie nicht mehr.
Guten Tag,
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Guten Tag,
Ich möchte mich von ganzem Herzen bei Herr Rheindorf für diesen wundervoll geschriebenen Artikel bedanken. Es hat Ella genau beschrieben und viele ihrer tollen und facettenreichen Ansichten dargeboten. Ich war jedes Wochenende mit meiner Freundin bei ihr zu Besuch in Heppingen, um mit ihrem Sohn Zeit zu verbringen. Es war wirklich oft, dass sie dazustieß und uns kleine Geschichten erzählte von denen man wirklich schmunzeln musste. Vielen Dank für diese kleine Verewigung die mich ebenso zum schmunzeln gebracht hat.
HERZliche Grüße