Kassel (epd). Die bunten und detailreich gefertigten Särge seien im Volk der Ga in Ghana im alltäglichen Gebrauch, sagte der stellvertretende Museumsleiter und Mitkurator, Gerold Eppler, am Mittwoch in Kassel. Die Schau ist bis 13. Oktober zu sehen. Das 1992 eröffnete Museum stellt sich der Aufgabe, den gesellschaftlichen Wandel der Bestattungskultur durch die Zeiten zu dokumentieren.
In den 1980er Jahren habe es bereits weltweite Ausstellungen dieser kunstvollen Särge gegeben, die erst in den 1970er Jahren über die Grenzen von Ghana hinaus bekannt wurden. Die präsentierten Exponate stammen aus einer Schenkung von 28 Exemplaren, die das Museum im Dezember vergangenen Jahres erhalten hatte.
Prunkvolle Begräbnisfeier
Im Volk der Ga, das auch noch in den benachbarten Staaten Benin und Togo lebe, gebe es eine ganz andere Auseinandersetzung mit den letzten Dingen als etwa in Europa, erläuterte Mitkuratorin Ulrike Neurath. Ein Begräbnis sei mit einer aufwendigen und kostspieligen Feier verbunden.
Obwohl die meisten Angehörigen der Ga Christen seien, habe der Ahnenglaube noch einen starken Einfluss im Leben der Menschen. Durch die prunkvolle Begräbnisfeier und die kunstvollen Särge solle der Verstorbene, der nach den Vorstellungen der Ga in einem Ahnenreich weiterlebt und Einfluss auf diesseitige Leben nehmen kann, positiv gestimmt werden.
Tradition durch den Kolonialismus befördert
Die Tradition der bunten Särge sei erst knapp 100 Jahre alt, sagte Neurath. Befördert habe diese Tradition der Kolonialismus und die Mission, die den Menschen die bis dahin übliche Beisetzung der Verstorbenen im Boden des eigenen Hauses untersagte und die Bestattung in klassischen Holzsärgen auf Friedhöfen einführte. Irgendwann habe dann ein Wandel vom kistenförmigen zum figürlichen Sarg eingesetzt.
Unter den ausgestellten Särgen finden sich auch betont christliche Motive wie etwa ein Sarg in Form einer Kirche oder einer Bibel. Andere Formen wie etwa eine Chilischote seien ein Hinweis darauf, dass der Verstorbene Gemüsehändler gewesen sein könnte, erklärte Eppler. Ein Bus oder ein Lkw sei ebenso ein Zeichen, womit die Verstorbenen ihren Lebensunterhalt bestritten hätten.
Zeitgleich wird auch eine kleinere Ausstellung des Frankfurter Künstlers Martin Wenzel gezeigt, der sich in Ghana zu eigenen Arbeiten inspirieren ließ. So schuf er etwa einen Sarg in Form einer Kehrmaschine. Für die von ihm entworfenen Urnen dienten ihm ein Haarfön oder ein Tampon als Modell.