chrismon: "Wer in den Wald geht, ist netter zu den Leuten", haben Sie mal gesagt. Wie meinen Sie das?
Manfred Spitzer: Dieser Gedanke geht auf Immanuel Kant zurück, der meinte, dass wir uns beim Anblick der Natur – Sternenhimmel, Wald, Wasserfälle, Meer, weites Land, Berge, Täler – als Teil eines größeren Zusammenhangs erleben. Dabei wird uns bewusst, wie winzig klein wir einerseits sind, doch zugleich auch riesengroß. Kant vermutete, dass uns dieses Gefühl dazu bringt, uns mitmenschlicher zu verhalten.
Und hat Kant recht gehabt?
Ja. Amerikanische Psychologen von der Universität Rochester beispielsweise fanden heraus, dass Naturerleben unseren Egoismus schrumpfen lässt, als würde unser Ego angesichts von Bergen und Tälern, Bäumen und Flüssen kleiner. Damit legen die Daten auch nahe, dass wir in dem Maße, wie wir unsere Verbindung mit der Natur verlieren, auch unsere Verbindung zu anderen Menschen verlieren. Und das stimmt nachdenklich!
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