Gütersloh (epd). Immer weniger Erstsemester in Deutschland setzen bei der Finanzierung ihres Studiums auf einen Studienkredit. Die Zahl der neu abgeschlossenen Verträge ist in den vergangenen fünf Jahren um ein Drittel auf nunmehr 40.000 gesunken, wie der am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichte Studienkredit-Test des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) ergab. Der Anteil der Studentinnen und Studenten, die einen Studienkredit in Anspruch nehmen, liege damit bei 3,2 Prozent. Da auch die Zahl der Bafög-Empfänger konstant abnehme, starte die Mehrzahl der Studenten ohne studienbezogene Schulden ins Berufsleben.
Aktuell finanzieren sich den Angaben zufolge rund 93.000 Studenten über einen Kredit, weil sie etwa keine Bafög-Leistungen erhalten oder der Nebenjob nicht ausreicht. Weniger als die Hälfte (43 Prozent) der laufenden Verträge wurden dabei im vergangenen Jahr neu abgeschlossen. 2013 betrug die Zahl der neuen Verträge noch rund 60.000.
Studienkredit dient "nur zum Stopfen letzter Finanzierungslücken"
CHE-Forscher Ulrich Müller spricht von einem eindeutigen Trend, das Studium ohne externe Finanzierungshilfen zu planen. Die Konjunktur und eine flexible Studienorganisation schafften zurzeit gute Voraussetzungen, die Zeit an der Hochschule allein mit Unterstützung der Eltern oder Nebenjobs zu finanzieren, erklärte der Leiter politische Analysen beim Centrum für Hochschulentwicklung.
In Deutschland gebe es eine Vielzahl staatlicher Studienförderprogramme, sagte Müller: "Ein Studienkredit dient daher nur zum Stopfen letzter Finanzierungslücken." Er empfiehlt, eher Bafög zu beantragen. Beim Bafög müsse mindestens die Hälfte des Förderbetrags nicht zurückgezahlt werden, die Rückzahlungssumme betrage maximal 10.000 Euro, erläutete der CHE-Experte. Gesellschafter des gemeinnützigen CHE sind die Bertelsmann Stiftung und die Stiftung zur Förderung der Hochschulrektorenkonferenz.
Die gängigen Finanzierungsangebote in Deutschland stuft der CHE-Studienkredit-Test 2019 als durchweg seriös und gut gestaltet ein. Verglichen wurden 49 Studienkredite, Studiendarlehen und Bildungsfonds in punkto Zugang, Kosten, Risikobegrenzung und Flexibilität. Datenbasis sind Selbstauskünfte der Anbieter. Demnach werden von Banken, Darlehenskassen und Bildungsfonds monatlich rund 47 Millionen Euro an Studierende ausgeschüttet. Das seien im Durchschnitt 504 Euro pro Person. Marktführer seien weiterhin der KfW-Studienkredit und der Bildungskredit des Bundesverwaltungsamtes.