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70 reine Elektro-Autos will VW in den nächsten zehn Jahren auf den Markt bringen und dafür 40 Milliarden Euro investieren. Nur so werde Klimaschutz möglich, heißt es in Wolfsburg. Dazu gäbe es keine Alternative.
Doch mit seiner neuen Elektro-Strategie beißt VW-Chef Diess bei seinen Konkurrenten auf Granit. Da entsteht gerade ein Auto-Beben und eine Zerreiß-Probe zwischen deutschen Autofirmen – wie es dies in der deutschen Autogeschichte noch nie gab.
Das eindrucksvolle Engagement von VW
Das eindrucksvolle Engagement für E-Autos aus Wolfsburg hat die Autobauer in Stuttgart und München kalt erwischt. Sie wollen noch immer weiterschlafen und beschwören den Abbau von hunderttausenden Arbeitsplätzen. Deshalb verteidigen sie ihre alten Benziner und Diesel wie die alte Energiewirtschaft ihre Kohle und Braunkohle.
Die Jammerei und Bedenkenträgerei der Dinosaurier bei Energie und beim Auto wird ihnen freilich nicht helfen. So wenig wie vor 120 Jahren die Pferdekutscher ihre Pferdekutschen vor dem Ansturm des Autos retten konnten. Die Argumente der Verteidiger der alten Autos wirken nur noch peinlich.
Der Chef des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Stefan Wolf, zum Beispiel meint: „Vor drei/vier Jahren hätte ich mir den Durchbruch des Elektroautos noch nicht vorstellen können“. Der Mann hat übersehen, dass die Gesellschaft schon seit 30 Jahren die Gefahren des Klimawandels diskutiert. Davon hatte er vor „drei/vier Jahren“ wohl noch nichts gehört.
Wo leben diese hochbezahlten Manager eigentlich?
Die Chinesen, die Japaner, die Koreaner, die Franzosen oder die Kalifornier haben die Herausforderungen einer ökologischen Mobilität viel schneller begriffen. Was jedes deutsche Kind in jeder deutschen Schule lernte, wollten deutsche Automanager einfach nicht begreifen. Deshalb ist ein Großteil der deutschen Autobosse und ihre Zulieferer durch den weltweiten Siegeszug der E-Autos und der E-Busse noch immer irritiert.
Vor einem dramatischen Wandel haben sie noch immer schreckliche Angst, weil sie blind sind für die Chancen. Deshalb klammern sie sich an ihre alten Autos. Angst vor der Zukunft war noch nie ein hilfreiches Konzept. Angst ist kein guter Ratgeber.
VW versucht offenbar, aus dem Diesel-Skandal zu lernen und investiert ordentlich in die elektrische Zukunftstechnologie, an der kein Weg vorbeiführt. Wer die Nase vorn hat, macht die Geschäfte von morgen. Oder: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Das Kernstück eines E-Autos ist die Batterie
Doch wer baut die erste große Batteriefabrik in Europa? Weder Daimler noch BMW noch VW noch Bosch noch Siemens, sondern die Chinesen in Thüringen. Größer könnte die Blamage der deutschen Automanager nicht sein. Über Job-Verluste durch das E-Auto zu jammern ist nur noch lächerlich.
Verantwortungslos gegenüber den Jobs in der Auto-Industrie handelt hauptsächlich, wer die Zukunft so verpennt hat wie die hiesigen Autobauer. Die Investitionen von VW in das Auto von morgen sind wenigstens ein Anfang.
Der Auto-Republik Deutschland steht wegen der Auseinandersetzung um die Zukunftstechnologien erst mal ein heißer Sommer bevor.