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Beim globalen Thema „Klimaerhitzung“ fühlen sich die meisten Menschen hilflos und fragen sich: „Was kann ich kleine Frau oder ich kleiner Mann schon bewirken? Ich bin doch nur einer von 7,7 Milliarden Menschen“.
Wie werden wir Teil der Lösung?
Genau hier liegt unsere Chance. 7,7 Milliarden Menschen sind das Problem. Die Frage heißt: Wie werden wir Teil der Lösung?
Soeben haben in Bayern 1.8 Millionen Menschen mit ihrer Unterschrift zum Volksbegehren „Rettet die Bienen“ gezeigt wie man einer Landesregierung Beine macht und sie in Bewegung bringt. Selbst ein erzkonservativer Ministerpräsident Söder spricht jetzt plötzlich von mehr Ökolandwirtschaft, von Artenschutz und von Klimaschutz – lauter Themen, die er im Wahlkampf noch verdrängt hatte. Die stimmen für die Grünen haben sich verdoppelt.
Oder: Ohne eine aktive Anti-Atombewegung hätte die CDU/CSU/FDP-Bundesregierung 2011 nach der Fukushima-Katastrophe nicht das Ende der Atomenergie in Deutschland beschlossen.
Oder: Auf die Proteste von tausenden jungen Menschen, die seit Monaten Freitag für Freitag die Schule schwänzen und statt dessen für Klimaschutz demonstrieren, muss auch eine deutsche Bundeskanzlerin reagieren.
Oder ein ganz starkes Beispiel für erfolgreiches Bürger-Engagement: Michail Gorbatschow sagt in unserem gemeinsamen Buch „Nie wieder Krieg: Kommt endlich zur Vernunft“: „Ohne die Friedensbewegung in den Achtzigern hätte ich meine atomare Abrüstungspolitik gegenüber meinen Hardlinern nicht durchsetzen können“.
Vielleicht konnte dank der Friedensbewegung der drohende Atomkrieg abgewendet werden. Vielleicht leben wir sogar nur deshalb noch. In den USA gab es damals in Reisebüros Plakate, auf den zu lesen war: „Besucht Europa solange es Europa noch gibt“.
Demokratie bedeutet also mehr als nur alle vier Jahre ein Kreuz auf dem Wahlzettel zu machen. Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ ist von wenigen Aktivisten angeschoben worden. Die neuen weltweiten Freitagsdemonstrationen sind dem Engagement und der Ausdauer einer einzigen 16-jährigen Schülerin aus Schweden zu verdanken.
Von solch positiven Beispielen lassen sich auch die Autoren des soeben erschienenen Handbuchs „Klimawende von unten“ inspirieren, welches vom Umweltinstitut München publiziert wurde. Das Buch zeigt, dass und wie viele Bürgerinnen und Bürger in München und anderswo seit Jahren erfolgreich mehr Klimaschutz von ihren Lokalpolitikern fordern.
Das war der Fall beim Bürgerentscheid „Raus aus der Kohle“. Das Motto hieß: „Klimaschutz statt Kohleschmutz“. Daraufhin entstand auch in Hamburg die Initiative, die jetzt den Kohleausstieg bis 2030 schaffen will statt wie die Bundesregierung bis 2038. Es ist absehbar, dass sich viele solcher Initiativen jetzt bilden werden und wir den Kohleausstieg bald schaffen.
Technisch ist das durch den rascheren Ausbau der Erneuerbaren Energien überhaupt kein Problem. Auch die Industrie signalisiert, dass sie dabei mitmachen wird. Es kommt einzig darauf an, dass die Bundesregierung den politischen Rahmen für den raschen Ausstieg schafft anstatt die Erneuerbaren auszubremsen.
Eine Zivilgesellschaft, die vor acht Jahren ihre Regierung zum Atomausstieg getrieben hat, schafft es auch, durch Engagement und Druck von unten hierzulande den Kohleausstieg bis 2028 oder 2030 durchzusetzen.
Dafür brauchen wir nur zwei Voraussetzungen: Erstens daran glauben und zweitens, sich dafür engagieren. Eigentlich ganz einfach: wir müssen es nur wirklich, wirklich wollen.