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Alles im Leben hat seine Zeit, sagt der Prediger im Alten Testament. Auch Hühnerfrikassee. Das hat er zwar nicht extra erwähnt, aber es ist logisch. Wenn Lachen und Weinen seine Zeit hat, Klagen und Tanzen, Schweigen und Reden, dann hat auch Hühnerfrikassee seine Zeit. Und das Schreiben darüber. Denn es gibt einfach Tage, an denen man kein Dreigang-Menü braucht, keine Suppe will oder es einem beim Gedanken an einen Quinoa-Salat bloß schlecht wird.
Das sind die Tage, an denen die Sehnsucht, heimzukommen und zuhause zu sein, ihre Zeit hat. Zuhause, wie früher, wo es an festlichen Tagen Hühnerfrikassee gab. Ein Nobelessen damals, das in Restaurants heute kaum mehr auf der Speisekarte steht. Wenn mich im Chaos des Alltags die Sehnsucht nach der Wohligkeit alter Zeiten packt, koche ich die Gerichte, die meine Mutter uns in meinen Kinder- und Jugendtagen serviert hat. Kalorien spielen wieder mal keine Rolle, denn es muss schmecken.
Sehnsucht nach Geborgenheit
Zwiebeln in etwas Brühe anschwitzen. Zu den klassischen Zutaten habe ich neulich kleine feine Blumenkohlröschen hinzugefügt, die gleich nach den Zwiebeln in die Sauce müssen, weil sie eine längere Garzeit haben als Erbsen. Dann kommen Kapern dazu, bei mir auch ein Hauch grüner Chili. Ordentlich Sahne in den Topf und die Hühnerfleischstückchen. Man kann Filet nehmen oder Ausgelöstes von der Keule. Das Fleisch bei niedriger Temperatur gar ziehen lassen. Mit Salz oder einer feinen Streuwürze abschmecken.
Sehnsucht nach Geborgenheit hat ihre Zeit, Hühnerfrikassee auch. Und schon bin ich sehr sehr glücklich.