Auf den ersten Blick wirkt die Reihenfolge der Worte "lehre doch mich" etwas sperrig, ja altertümlich. Musikfreunde haben diese ungewöhnliche Satzstellung aus dem Requiem von Johannes Brahms im Ohr. So erging es auch den Fachleuten, die die Revisionen der Lutherbibel von 1964 und 1984 überprüfen und verbessern sollten.
Aber nicht deshalb stellten wir, die Revisoren der Lutherbibel von 2017, durch eine winzige Wortumstellung den alten Wortlaut Luthers wieder her. Sondern in der Wortfolge im modernisierten Text der Lutherbibel von 1964, "lehre mich doch", erkannte der Ausschuss eine merkliche Sinnverschiebung. In der erst 50 Jahre alten Fassung verstärkt "doch" das "Lehren".
In der Fassung der Lutherbibel seit 1531 hebt "doch" das persönliche Fürwort "mich" heraus, das am Ende des Hauptsatzes steht. Das ist sachlich wichtig, denn dem Beter des Psalms geht es nicht um eine allgemeine Belehrung, dass Menschen sterblich sind. Er will begreifen, was Gott mit ihm selbst jetzt vorhat, und ringt um das eigene Einverständnis mit seinem Tod, der sehr bald eintreten kann. Diese Ungewissheit können Hörerinnen und Leser besser nachvollziehen, wenn der Ton des Satzes auf "mich" liegt.
HERR, lehre doch mich, dass es ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss.