chrismon: Frau Baltrusch, Journalisten fragen oft Menschen mit den schlimmsten Schicksalen: "Erzählen Sie mal, wie ist das passiert?"
Charlotte Baltrusch: Das würde ich vermeiden. Solch eine teilnehmende Frage kann furchtbar verkehrt sein. Man muss da sehr achtsam vorgehen. Eine Pfadfindergruppe hier im nächsten Städtle hat neulich für Geflüchtete aus Syrien einen Abend organisiert. Dort sollten sie von ihrer Flucht erzählen und auch Bilder zeigen. Es waren zehn Geflüchtete anwesend, ungefähr 20 Gäste und die Pfadfinder. Mich haben sie eingeladen, für den Fall der Fälle. Und der ist auch eingetreten. Einer der Syrer hielt den Vortrag und zeigte Bilder von dem entsetzlich zerstörten Aleppo, von dem Zuhause, das nicht mehr existiert, Videos von der Flucht. Und er erzählte von der Gewalt und der Angst. Er konnte das gut aushalten, aber ein anderer brach in Tränen aus, rannte aus dem Saal und kauerte im Flur in einer Ecke. Um den habe ich mich erst mal gekümmert. Und als ich zurückkam, saßen da vier weitere aus der Gruppe und konnten sich überhaupt nicht mehr fassen. Ich hatte viel zu tun, die fünf einigermaßen zu stabilisieren. Das war für die Gruppe massiv retraumatisierend.
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chrismon wochenende - Auf der Suche nach der Stille bevor der der Alltag startet
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