Was Kinder Ostern fragen
Ist er wirklich auferstanden?
Das Kind hat im Kindergarten etwas Unglaubliches aufgeschnappt: "Jesus ist tot und doch nicht." Wie soll man den Kleinen erklären, dass wieder etwas auflebt, das man längst tot geglaubt hat?
Religion für Einsteiger - Ist er wirklich auferstanden?
Lisa Rienermann
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
22.03.2018
3Min

Karla hat sich schon immer viele Ge­danken gemacht. Vor fünf Jahren, als sie noch im Kindergarten war, hatte sie gehört, dass Jesus von den ­Toten auferstanden sei. "Ist er jetzt tot oder lebt er?", fragte sie ihre Mutter damals. "Er lebt", hatte die Mutter gesagt. "Wo denn?", wollte Karla wissen. "Bei Gott", sagte die Mutter, womit sich Karla zufriedengab. Nun geht Karla in die vierte Klasse, und ihr kommen Zweifel. "Wie kann das sein?", fragte sie kürzlich. "Entweder Jesus ist tot oder er lebt." Ihre Mutter wusste auch keine einfache Antwort. "Was glaubst du denn?", fragte sie Karla zurück. "Ich glaube, er ist tot", sagte Karla. Irgendetwas wollte ihre Mutter dagegensetzen. Aber was?

Fragen wie die nach der Auferstehung Jesu sind nun einmal nicht einfach zu beantworten, sagt der ­Tübinger Religionspädagoge Friedrich Schweitzer. Falsch sei es jedenfalls, dem Kind die eigenen Gedanken aufzudrängen. So gesehen verhält sich Karlas Mutter richtig. Sie sucht das Gespräch und ermuntert ihre Tochter, selbst die Antwort zu finden. Was bewog die Jünger, nach Jesu Tod weiterzumachen, für den neu gewonnenen Glauben alles aufzu­geben und sogar den Tod in Kauf zu nehmen? Die Auferstehung, sagt die Bibel. Irgendetwas müssen die Jünger ­
erlebt haben, das sich mit unserer ­modernen Denkweise nicht angemessen beschreiben lässt. Man kann versuchen, es zu übersetzen. Auferstehung bedeutet: Die Sache Jesu geht weiter. Doch offenbar meinten die Jünger mehr als das. Der Mensch Jesus, der sie angeschaut und aufgerichtet hat, ist nicht tot, sagten sie. Er sei sogar körperlich erfahrbar.

"Was passiert mit dem Großvater, der gerade gestorben ist?"

Burkhard Weitz

Wenn man sich die Ostererfahrung der ersten Jünger heute selbst kaum vorstellen kann, wie soll man sie dann einem Kind erklären? Jedenfalls nicht mit fertigen Antworten, sagt Friedrich Schweitzer. Religiöse Erziehung müsse die Neugier und die Fragen im Kind wachhalten und nicht einen Glauben an abgeschlossene Wahrheiten einfordern. Nur so könne 
das Kind sich seinen Sinn für das Geheimnisvolle des menschlichen Lebens bewahren. Was passiert mit dem Großvater, der gerade gestorben ist? Wohin geht der vertraute Geruch, wo bleiben ­seine Neckereien, was passiert mit ­seinen rauhen, kräftigen Händen? "Opa kommt in den Himmel", lautet eine weitverbreitete Auskunft. ­Kleinere Kinder saugen solche Antworten auf, hat Schweitzer beobachtet, selbst wenn sie aus einem nicht religiösen Elternhaus kommen. Sie übernehmen Vorstellungen, die sie beruhigen und die ihnen Geborgenheit und Sicherheit geben. Auch wenn Erwachsenen solche Antworten naiv und unzeitgemäß vorkommen, sollten sie gerade kleinere Kinder in ihrem Glauben ­belassen. Wichtiger als die eigene Meinung sei, was dem Kind hilft, so der Religionspädagoge.

Werden die Kinder älter, lösen sie sich von einfachen Vorstellungen. Wie Karla. Sie ist in sich gefestigter, hält mehr Ungewissheit aus. Es ist gut, wenn ihre Mutter das Gespräch mit ihr fortführt, ihr Vorstellungen anbietet oder mit ihr ausprobiert. Letztlich muss Karla ihre eigene Antwort finden – und im Laufe ihres ­Lebens immer wieder aufs Neue. Was kommt nach dem Tod? Vielleicht reicht es Karla ja nicht, dass der verstorbene Großvater nur in der eigenen Erinnerung weiterlebt. Vielleicht kommt ihr ein anderes Bild angemessener, würdiger vor: Gott hält ihn schützend in seiner Hand. Sein Name ist ins Buch des Lebens geschrieben. Er ist in der Ewigkeit und außerhalb von Zeit und Raum, für uns unerreichbar – aber sicher und geborgen.

Lesen Sie hier, wie der Theologe Eduard Kopp die berühmte Frage beantwortet: Wie real ist die Auferstehung?

Und was ist dran an der Aufer­stehung Jesu? Dieser Mensch, der sich mit verachteten Außenseitern an einen Tisch setzte, der auf entstellte Leprakranke zuging und der seinen Freunden bedingungslos vertraute, obwohl er doch wusste, dass – wenn es hart auf hart kommt – sie sich aus dem Staub machen: Kann dieser Mensch mir auch so nahe sein, wie er früher einmal seinen Freunden nahe 
war?

Ja, auch wenn man ihn nicht sieht. Man kann nur daran glauben.

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Sehr interessanter Artikel, auch für Erwachsene, die, so möchte man meinen,den Kinderglauben abgelegt haben.
Doch geht es bei der Frage nach der Auferstehung wirklich darum ob er nun auferstanden ist oder nicht?
Oder geht es darum dass wir "nur" soviel -Glauben wie ein Senfkorn- aufbringen müssen/sollen, damit das, was die Ratio für unmöglich hält,möglich wird. So wird aus dem wenigen das Viele. Denn der Glaube an das, was der Verstand verneint, mag nur der Größe eines Senfkornes bedürfen, doch ist er schwer aufzubringen - zu schwer um sich dieser Frage zu Beginn zu stellen.
Die Aufforderung das scheinbar unmögliche zu glauben wird dann zur Mammutaufgabe und nicht der Umfang des Glaubens sondern die Erschwernisse diesen Glauben aufzubringen formen das Unmögliche zum Möglichen.
Dabei bedeutet es nicht, wie im Artikel erwähnt, bestehende Wahrheiten zu übernehmen oder auf naive Weise alles hinzunehmen wie man es dargestellt bekommt. Es bedeutet mit dem "Herz" verstehen zu lernen und nicht mit dem "Kopf". Es bedeutet, demütig zu werden und die eitle Vorstellung abzulegen man könne mit dem Verstand allein alles ermessen.
Vielleicht ist die Frage nach der Auferstehung, die "Königsdisziplin" aller Glaubensfragen die am Ende eines "Reifungsprozesses" stehen sollte und nicht am Anfang.
Vielleicht ist der biblische Hinweis auf den Handwerksberuf von Jesus eine Allegorie auf den "Lernprozess" im Glauben.
Kein Zimmermann beginnt am Anfang mit der Errichtung eines Dachstuhls wenn das Haus darunter noch nicht steht. Erst lernt er den Umgang mit dem Baumaterial und erst später beginnt er seine Werke damit. Dies auf den Glauben übertragen heißt, erst die "kleinen Wunder des Lebens" versuchen zu verstehen bevor man sich mit dem (scheinbar) "Unmöglichen" befasst.

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Der Artikel schließt mit dem Satz: "Man kann nur daran glauben." Zunächst ist richtig, dass man an alles glauben kann. Wer oder was sollte einen hindern, an den Schöpfergott, die Massenvernichtungswaffen des Herrn Hussein, Jesu Auferstehung, den Überfall auf den Sender Gleiwitz oder die Realpräsenz von Jesus im Alltag und verschärft im Abendmahl zu glauben? Nichts kann einen daran hindern. Das ist der entlarvende Witz des Glaubens.

Der Zusatz "nur" soll daran erinnern, dass der Glaubensinhalt auf keinen Fall stimmen kann. Sonst könnte man ihn mit dem Argument erschließen, zumindest den Versuch dazu unternehmen. Das würde allerdings die Gefahr des Gegenargumentes, also der Kritik, heraufbeschwören.

Wer somit Werbung für etwas macht, woran man nur glauben kann, will hier von Kritik nichts wissen. Das ist bemerkenswert.

Thea Schmid

Aber liebe Frau Schmid, Sie wollen doch nicht ernstlich in Abrede stellen, dass wir Evangelischen umfangreich die Problematik der Auferstehung von allen Seiten und Aspekten, vor allen Hintergründen und in allen Kontexten diskutieren. Der vorliegende Artikel ist doch selber Teil dieser weit fortgeschrittenen Debattenkultur.

Mit evangelischem Gruß
Adam Mair

Da stimme ich vollkommen mit Ihnen überein, dass der Artikel Teil einer weit fortgeschrittenen Debattenkultur ist. Ich würde eben gerne darauf hinweisen, was hier weit fortgeschritten ist und unter der Bezeichnung Debatte und Kultur firmiert. Die empfohlene religiöse Erziehung will sich unterschieden wissen von Indoktrination. Karla soll selber die Antwort finden. Das ist Heuchelei in zweierlei Hinsicht. Karla findet selber keine Antwort. Sonst würde sie nämlich nicht fragen. Wenn Karla weiß, wo ihre Puppe - pardon, keine Genderklischees bitte, also wo ihr Spielzeugmarschflugkörper - abgeblieben ist, dann fragt sie ihre Mutter nicht, sondern holt sich einfach ihr Lieblingsspielzeug.

Zweitens soll Karla gerade nicht selber die Antwort finden, dass die Auferstehung ein Kokolores oder Schwindel sei. Sondern sie soll gefälligst auf eine durchaus knallharte Vorgabe reinfliegen, nämlich den "Sinn für das Geheimnisvolle des menschlichen Lebens". Sollte Karla mit zunehmendem Alter also eher dazu tendieren, es als ziemliches Geheimnis anzusehen, warum ausgerechnet das menschliche Leben ein Geheimnis sein soll, dann hat die religiöse Erziehung hier ihr Ziel verfehlt. Sollte Karla es überdies rundherum ablehnen, nach Sinn zu trachten, sondern ganz schnöde ihre eigenen Interessen und die der lieben und weniger lieben Zeitgenossinnen um sie herum als den springenden Punkt ansehen, dann ist der GAU der religiösen Erziehung erreicht.

Wenn somit von religiös interessierter Seite behauptet wird, moderne Erziehung in Glaubensangelegenheiten, insbesondere die Auferstehung betreffend, sei weit entfernt von "fertigen Antworten", dann erinnert das voll an den bekannten Werbeslogan der Bildzeitung: "Bild Dir Deine Meinung!".

Thea Schmid

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Auf-erstehung im Hier und Heute

„Auf-erstehung“ wird zu einer Floskel, wenn wir Kindern (und Erwachsenen) nicht erklären, was er für einen jeden für uns im Hier und Heute bedeutet. Wir haben somit die Chance, sehr lebensnah auch unser „Auferstehungserlebnis“ zu haben – auch außerhalb der Osterzeit.

Auferstehung bekommt dann nämlich nicht nur eine „tote“ Dimension, sondern eine sehr lebendige und meinem Leben einen Sinn verleihende Bedeutung. Wenn es richtig ist, dass die Botschaft Jesu vom Anbruch des Reiches Gottes konkret bereits das Hier und Heute und nicht erst das Jenseits umfasst hat, so hat Jesus durch sein Verhalten deutlich gemacht – im Umgang mit Menschen – wie er „Auferstehung“ praktiziert hat. Und zwar dadurch, dass er Menschen, die mit ihren Sorgen, Ängsten und Nöten zu ihm kamen, Nähe und Zeit geschenkt hat, ihnen die Hand aufgelegt und sie gesegnet hat.

Genau so können auch wir hier auf Erden handeln und auf diese Weise dazu beitragen, dass

• Menschen Mut bekommen

• Menschen besser mit ihren Ängsten umgehen können

• Menschen Signale der Hoffnung und des Trostes erhalten

• Menschen wissen, in ihrem Leid und ihrer Krankheit nicht allein zu sein

• u.v.a.m.

Mit anderen Worten: Wir tragen mit dazu bei, dass Menschen in ihren Herzen spüren, dass sie nicht mehr nur am Boden zerstört sein müssen, keine Lebendigkeit mehr verspüren, keine Menschlichkeit mehr erfahren, sondern dass durch menschliche „Diakonie“ ihnen das Gefühl von Leben, Hingabebereitschaft, Augenhöhe und Ernsthaftigkeit geschenkt wird.

Der nachfolgende Marti-Text möge meine Ausführungen unterstreichen. Ich wünschen allen Lesern von Chrismon ein gesegnetes Auferstehungsfest im Hier und Heute!

Paul Haverkamp, Lingen

Auferstehung

ihr fragt
wie ist die auferstehung der toten?
ich weiß es nicht

ihr fragt
wann ist die auferstehung der toten?
ich weiß es nicht

ihr fragt
gibts eine auferstehung der toten?
ich weiß es nicht

ihr fragt
gibts keine auferstehung der toten?
ich weiß es nicht

ich weiß nur
wonach ihr nicht fragt:
die auferstehung derer die leben

ich weiß nur
wozu Er uns ruft:

zur auferstehung heute und jetzt

(Kurt Marti)

Antwort auf von Paul Haverkamp (nicht registriert)

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Am 1. April empfiehlt es sich, Kommentare daraufhin zu überprüfen, ob sie als Aprilscherz gemeint sind. Da dieses Jahr Ostern auf den 1. April fällt, ergibt sich eine sehr brisante Konstellation. Jesus hat also zunächst Auferstehung mit Anführungszeichen praktiziert durch Handauflegen und Segnungen. Später hat er dann noch die klassische Auferstehung ohne Anführungszeichen praktiziert.

Es erschließt sich mir nicht unmittelbar, was hier der flache Aprilscherz und was hier tiefe Glaubenswahrheit ist. Beides, keines von beiden, oder eines schon, das andere aber nicht? Wer kann bitte weiterhelfen?

Traugott Schweiger

Sehr geehrter Herr Schweiger, gerne kann ich weiterhelfen. Es handelt sich beidesmal um tiefe Glaubensgewissheiten. Sowohl bei der Vorstellung, Jesus habe sich nach dem Tod am Kreuz doch sehr bald wieder unter die Lebenden gemischt, wie auch bei der Ablehnung genau dieser Vorstellung, aber der Gewissheit, dass er nicht so sang- und klanglos tot sei, wie es die gewöhnlichen Objekte der Todesanzeigen zu sein pflegen. Humor, gar Aprilscherze, sind nicht im Spiel.

Sollten Sie darüber stolpern, dass die Gemeinsamkeit beider Vorstellungen nur noch darin besteht, dass auf jeden Fall kein gewöhnliches Totsein vorliegt, und Sie deshalb Zweifel haben, ob der von beiden Seiten benutzte Begriff Auferstehung zur begrifflichen Erfassung was taugt, so zeigt der letzte Satz des Artikels genau die richtige Vorgehensweise an: "Man kann nur daran glauben."

Mit evangelischem Gruß
Adam Mair

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Nach meinen langjährigen Erfahrungen mit Grundschülern im Religionsunterricht haben Kinder in der Regel ein großes Bedürfnis nach Glaubensinhalten, das in der letzten Zeit sogar noch gewachsen ist. So interessierten sie sich ganz besonders für die Jesusgeschichten, so auch die Erzählung von der Auferstehung. Sie gab vor allem den Kindern Trost und Hoffnung, die bereits geliebte Menschen durch den Tod verloren hatten. „Auch ich möchte später mal in den Himmel kommen,“ sagte mal ein Zweitklässler. Mit dem Wort „Himmel“ verbanden die Kleinen stets etwas Wunderbares, Einzigartiges, Engelhaftes, Göttliches, das ihr Leben schon in jungen Jahren sehr bereichern konnte. Wenn sie dazu Fragen stellten, gaben sie sich in der Regel mit einfachen Antworten zufrieden und akzeptierten, dass auch für die Erwachsenen vieles aus der Bibel ein Geheimnis ist, das sie vielleicht erst nach ihrer „Auferstehung“ im Reich Gottes erfahren würden.

Antwort auf von Gabriele Gottbrath (nicht registriert)

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Sehr geehrte Frau Gottbrath, haben Sie erneut herzlichen Dank für Ihren lobenden Kommentar auch zu diesem Artikel von Herrn Weitz. Wie schön doch alles ineinander greift! Schon die lieben Kleinen haben ein großes Bedürfnis pfeilgrad nach dem, was ihnen im Religionsunterricht und bald auch von Herrn Hochwürden erzählt wird. Allenfalls aufkommende Fragen sind leicht zu beantworten. Und dass der Himmel eine ganz großartige Veranstaltung ist, merkt jeder spätestens dann, wenn er in ihm gelandet ist. Glaubensvolles Herz, was willst Du mehr? In der Tat, man kann nur daran glauben.

Also nochmals herzlichen Dank!

Lisa Müller

Antwort auf von Gabriele Gottbrath (nicht registriert)

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Dass die Kleinen ein großes Bedürfnis nach Jesusgeschichten zeigen, ist nicht verwunderlich. Anlässlich der Olympischen Spiele durfte auch mancher Bericht über Nordkorea gezeigt werden. Auch die dortige Jugend zeigte dem Vernehmen nach großes Bedürfnis nach den Geschichten des geliebten großen Führers Kim Jong-un.

Max Zirom

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Der Text (und so mancher Kommentar) lässt mich teilweise ratlos zurück. Natürlich machen sich Kinder - und nicht nur diese - Fragen über die Auferstehung Christi. Und natürlich vergleichen sie die österliche Auferstehung mit dem verstorbenen Opa und dem toten Lieblings-Kaninchen. Und natürlich haben auch die Jünger - und haben auch die Christen der frühen Kirche - dies nicht einfach so für wahr gehalten. Der Satz "Man kann nur daran glauben" ist m.E. hier als Antwort schlicht zu wenig. Und er wird ja auch postwendend von klugen Kommentatoren als lächerlich entlarvt.
Aber die Bibel berichtet eben von Zeugen der Auferweckung und tut dies mit Nachdruck. Und beim Opa und dem Kaninchen gibt es die augenscheinlich nicht. Und genau das ist der Unterschied. Das unfassbare Oster-Geschehen wird eben nicht einfach dadurch besser bekömmlich, wenn man es in "Glauben" einweicht. Ostern bleibt: unglaublich! Allerdings für uns Christen eben nicht unglaubwürdig! (Für alle anderen allerdings schon!) Die Kirche feiert dieses Mysterion eben als Mysterion. Probleme gibt es erst, seitdem aufgeklärte Leute versuchen etwas intellektuell zu fassen, was sie - als göttliche Singularität - eben nicht fassen können. Und dann fängt das Rumeiern an.
Augenscheinlich ist im Zuge der Erklärwut dann auch die göttliche Dimension Jesu völlig aus der Diskussion verschwunden. Jedenfalls spricht der hier kommentierte Text ganz auffälig nur vom Menschen Jesus. Als ob Kinder keine Ahnung von der göttlichen Dimension hätten (auch ohne die Rede von "außerhalb von Raum und Zeit", was viel unverständlicher ist, weil Opa im Grab gerade vergeht) - ich glaube, da können wir Erwachsene von ihnen noch jede Menge lernen - und das meine ich nicht als didaktisch-politisch korrekte Floskel. Ich vermute jedoch, dass der gepflegte Arianismus Teil der Philosophie des Verfassers ist und nicht als Schutz des kindlichen Intellekts gemeint war. (Bitte korrigieren Sie mich.)
Nun mag unserer scholastisch geschulten Theologie die Rede vom Mysterion der Auferstehung unbefriedigend sein. Da gibt es eben nix zu exegetisieren und hermeneutisieren. Und unlogisch und unempirisch isses auch noch!
Aber ich denke in meiner menschlichen Unvollkommenheit: so ist es eben. Göttliches ist wohl immer Mysterion. Und daran können wir leider nichts ändern. Nur das Christus-Zeugnis haben wir, und das Zeugnis derjenigen, die dabei waren. Und auch das hat uns "nur" die Kirche übermittelt. Mysterion eben. Auch und gerade weil wir Menschen alle uns zu allem so unsere Gedanken machen müssen. Und da ist es ab und an hilfreich, von der Torheit des Kreuzes und dem Geheimnis der Auferstehung korrigiert zu werden.

Sehr geehrter Herr Dr. WJC Röhricht, Sie sehen in der Auferstehung ein göttliches Geheimnis. Das nehme ich zunächst mal zur Kenntnis. Sie weisen darauf hin, dass dieses Mysterium unlogisch und unempirisch sei. Das nehme ich auch zur Kenntnis. Aber ausgerechnet dieses Gebilde, das nun explizit nichts mit dem Argument am Hut hat und auch nicht haben soll, soll eine heilsame Korrektur durchführen. Das wird nicht möglich sein. Korrigieren heißt, Irrtümer aufzuzeigen. Dazu müssen sorgfältig Gründe vorgetragen werden. Das Geheimnis mag manche Folgen haben. Als Korrektor ist es eine komplette Fehlbesetzung.

Traugott Schweiger

Sehr geehrter Herr Schweiger, gerne kann ich weiterhelfen. Soweit ich erinnere, bedeutet "korrigieren": "auf das Rechte weisen", "gerade richten" und in diesem Sinnen eben auch freundschaftlich(!) "berichtigen". Es bedeutet übrigens nicht, "Irrtümer aufzuzeigen" - das wäre die entgegengesetzte Bewegung. Das mag Ihnen haarspalterisch erscheinen, ist aber so.
Und ein göttliches Mysterion kann - der aristotelischen, eindimensionalen Logik sich widerspenstig verweigernd, also "unlogisch" sich aufführend - trotzdem auf den Logos weisen. Tertium datur! Und daher kann es eben auch "heilsam" sein und "gerade richten". Und es kann auch "unempirisch" sein, sich unserem Be-Greifen ganz entziehen - und trotzdem ergriffen werden (und machen). Da muss ich Ihren Ausführungen leider vehement widersprechen: Mysterion ist eben nicht Arcanum!
Aber genug gespielt: Gerne dürfen Sie die Sache mit der Auferstehung für belustigend unglaubwürdig halten, wogegen ich mich überhaupt nicht wehre. Wenn Sie dem Text dann noch entnehmen, dass ich Wert gelegt habe darauf, dass - egal wie wir das bewerten - eben verblüffenderweise von Zeugen der Auferstehung berichtet wird, dann ist schon mehr gewonnen als erhofft.
Mit österlichen Grüßen!

Antwort auf von Dr. WJC Röhricht (nicht registriert)

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Ich habe überhaupt nichts gegen Differenzierungen. Wenn Mysterion und Arcanum ein Haar bilden würden und aus gutem Grund zu unterscheiden wären, dann wäre eben eine Haarspalterei fällig. An mir scheitert die nicht.

Mit Freude stelle ich fest, dass Ihre mit Ausrufezeichen versehene Freundlichkeit in der correctio - damit ist im Regelfall der Rhetorik zwar eine Selbstberichtigung gemeint, aber geschenkt - sich genau des Aufzeigens eines Irrtums, eines vermeintlichen freilich, bedient. Sie wollen einen Irrtum in meiner Auffassung von dem, was korrigieren bedeutet, aufzeigen. Ja, so hat Korrigieren zu verlaufen, auch wenn das Aufzeigen des Irrtums selber einem Irrtum unterliegt. Rede und Gegenrede eben, kurzgesagt: Kritik.

Sie schreiben: "Gerne dürfen Sie die Sache mit der Auferstehung für belustigend unglaubwürdig halten, wogegen ich mich überhaupt nicht wehre." Aber ich wehre mich gegen die Vorstellung, die Sache mit der Auferstehung sei belustigend unglaubwürdig. So unbeschwert heiter geht es leider nicht zu, wenn eines der Kernstücke eines weltweit verbreiteten Glaubens zur Sprache gebracht wird.

Sie legen Wert darauf, dass "verblüffenderweise von Zeugen der Auferstehung berichtet wird". Da ist die Verblüffung ganz meinerseits. Wie soll denn etwas bezeugt werden können, was sowieso ein unergründliches Geheimnis jenseits aller Vorstellungskraft und Formulierbarkeit ist? Wenn Zeugen davon berichten, dass sie ein UFO gesichtet haben, kann die Debatte beginnen, was da los war. Wenn das UFO aber von vornherein in einer ganz anderen Liga spielt, kann es auch keine Zeugen dafür geben. Da wird sich das UFO entscheiden müssen, ob es bezeugt oder geglaubt werden will. Beides gleichzeitig passt nicht in einen brauchbaren Angebotskatalog.

Da im kirchlichen Jahreskreislauf nach Ostern immer auch vor Ostern bedeutet, weiß ich nicht, ob ich mit vor- oder nachösterlichen Grüßen schließen sollte.

Traugott Schweiger

Antwort auf von Traugott Schweiger (nicht registriert)

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Sehr geehrter Herr Schweiger, gerne kann ich Ihnen noch einmal helfen. Schön, dass auch Sie verblüfft sind, denn wenn's ehrlich ist, meine ich genau das.
Sie haben ihren HErrn gesehen, mit IHM geredet, IHN angefasst, sind sogar in IHN eingedrungen. Mit «Sie» meine ich natürlich die Zeugen. Aber es scheinen nicht nur ein paar Frauen und Männer gewesen zu sein, denn dann hätte sich die Armeleutebewegung wahrscheinlich totgelaufen ... vielleicht. Aber wie auch immer, wie wollen wir denn jemals ergründen, was die Zeugen gesehen haben und was nicht? Wir haben nur die Wirkungsgeschichte. Furchtbar und fruchtbar zugleich.
Man kann es sich einfach machen und alles für unglaubwürdig halten - und es ist egal, ob belustigend oder nicht. Das ist nicht verblüffend, sondern normal. Dann aber ist eine Diskussion darüber von vorn herein ... schwierig. Denn auf der Ebene dualer aristotelischer Logik führt es uns wiederum in die Scholastik, die zu wiederholen ich einfach keine Lust habe. Schon immer gab es andere Wege zu denken, die das Christentum von Anfang an begleitet haben, wenn im Westen auch nicht prägend. Erst als die Dekonstruktivisten uns die Fehlbarkeit unseres Wahrheits- und Rechthabe-Diskurses auf die Stulle geschmiert haben, begann bei uns ein Umdenken. Nicht überall, aber immerhin.
Und die «UFO»-Debatte ist noch einmal solch ein Versuch von Menschen, Unbekanntes im Rechthabe-Modus zu lösen. Irgendwann kommen wir wohl dahinter. Die meisten «UFOs» sind sowieso inzwischen KFOs. Blitz und Donner haben wir ja auch fast entschlüsselt.
Auferweckung nur, befürchte ich, geht nicht so einfach. Denn Auferweckung ist eben kein UFO.

Mit österlichen Grüßen, weil wir natürlich noch bis Pfingsten Ostern feiern. Denn wer vierzig Tage gefastet hat, soll fünfzig Tage feiern. Und die anderen auch, sagt Johannes Chrysostomos.

Antwort auf von Dr. WJC Röhricht (nicht registriert)

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Schön, dass Sie etwas geschrieben haben, was ich teile: "Auferweckung ist eben kein UFO." Richtig, der Glaube an die Auferweckung ist nämlich um einiges gefährlicher als der an die fliegenden Untertassen. Weiterhin schön ist, dass Sie sich genau des Arguments bedienen, also des Rechthabe-Modus, um dem Gebrauch des Arguments an den Wagen zu fahren, indem Sie diesen Gebrauch der Rechthaberei bezichtigen. Ob diese meine Bemerkung Dekonstruktivismus an Ihrem Text darstellt, braucht von mir aus nicht weiter erörtert zu werden. Man muss weder die Scholastik, noch den Dekonstruktivismus, noch die aristotelische Logik in Anschlag bringen, um sich über die Auferweckung Gedanken machen zu können.

Sie schreiben: "Wir haben nur die Wirkungsgeschichte." Keineswegs. Wir haben die Tatsache, dass von einem auferweckten Christus nirgendwo etwas steht als in den Evangelien. Das sind Propagandaschriften, die erfreulicherweise auch nicht vorgeben, sie seien etwas anderes als die frohe Botschaft von Christus, also eine Reklameschrift für diesen Glauben. Weiterhin haben wir so manche Erfahrung mit dem Gebaren von Anhängern von verstorbenen Vorbildern. Als Che Guevara 1967 auf Weisung des bolivianischen Präsidenten René Barrientos Ortuño exekutiert worden war, prangten bald darauf auch an deutschen Hauswänden die Glaubensbekenntnisse per Sprühdose "Che lebt".

Glauben Sie, dass Che Guevara lebt?

Da Sie mit dem Kirchenlehrer Johannes Chrysostomos und dessen Aufruf zum Schmausen schließen, noch einen freundschaftlichen Warnhinweis: In seiner Osterpredigt sagt Chrysostomos: "Das gemästete Kalb ist bereit, niemand gehe hungrig von dannen.". Zitiert nach https://www.heiligenlexikon.de/Literatur/Osterpredigt_Johannes_Chrysostomos.html. Vorsicht, dieses Forum steht unter enger moralischer Überwachung der missionierenden Vegetarier. Wollen Sie Ihre Werbung für die ostkirchliche Variante des Christentums von Anfang an belasten mit einem Konflikt mit den Fleischverächtern?

Ich verkneife es mir, mit einem Che-Guevara-Sprüchlein zu schließen.

Traugott Schweiger