Eine Fliege auf einem Studentenröschen
epd-bild/Claudia Erbar
Die Biologin und Chemikerin Claudia Erbar forscht in Heidelberg zur Evolution von Blumen. Mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sprach sie über Lug und Trug in der Blütenwelt.
29.01.2018

Nicht nur Menschen können bluffen, wenn es um Sex geht, sondern auch so manche Blume. So ahmen die Blüten einer Orchideenart Bienenweibchen in Duft, Glanz und Haarstrich nach. Angelockte Männchen nehmen dann beim Paarungsversuch Pollen auf. Diese tragen sie zu einer anderen Blüte. "Belohnt werden sie von der Ragwurz-Orchidee dafür aber nicht", erklärt Biologin Claudia Erbar von der Universität Heidelberg im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienstes (epd). "Sex-Betrug" sei unter manchen Orchideen-Arten weit verbreitet.

Nektar vortäuschen

Seit der Entstehung der Blütenpflanzen vor 140 Millionen Jahren sichern Insekten laut Erbar deren Fortbestand. Sie transportieren die Pollenkörner von Blüte zu Blüte und schaffen damit die Voraussetzung für die Befruchtung und die Samenbildung. Für die Transportdienste bekommen die Insekten in der Regel eine "Belohnung", meist Pollen oder Nektar, die sie für ihre eigene Ernährung oder die ihrer Brut brauchen. "Die erfolgreiche Beziehung zwischen Blüten und Insekten ist geprägt von wechselseitiger Anpassung und wechselseitigem Nutzen", sagt Erbar. Aber einige schummeln.

So haben zum Beispiel Königskerzen auf ihren Staubfäden Haare, die den Bienen und Hummeln mehr als die vorhandenen fünf Staubgefäße "vorgaukeln", wie die Forscherin erklärt. Das Studentenröschen lockt Fliegen dadurch an, dass die trockenen, kugeligen Spitzen des "Krönchens" glänzen und dadurch weit mehr Nektar vortäuschen als an anderer Stelle in der Blüte vorhanden ist.

Verwesendes Fleisch

Und die tropische Pfeifenwinde begeht sogar "Brutplatz-Betrug": Ihre Blüte imitiere verwesendes Fleisch, erläutert Erbar. Dadurch ködere sie Fliegen-Weibchen, die ihre Eier in Aas legen. Beim Abtasten des vermeintlichen Eiablageplatzes rutsche die Fliege in einen Kessel, in dem sie mit Pollen bepudert wird. Dafür bekomme sie aber nur eine kleine Menge Nektar zum Überleben.

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