Berlin (epd). Das "Parlament der Bäume" im Berliner Regierungsviertel ist vorerst gesichert. Nach jahrelangen Bemühungen wurde das Mahnmal für die Mauertoten vom Land Berlin unter Denkmalschutz gestellt, wie die Berliner Senatskulturverwaltung am Montag mitteilte. Der Künstler und Initiator der Erinnerungsstätte, Ben Wagin, mahnte zugleich eine stärkere öffentliche Unterstützung für den Weiterbetrieb der symbolträchtigen Anlage an.
Das "Parlament der Bäume" erinnert seit dem 9. November 1990 im Berliner Regierungsviertel an die Mauertoten und die Teilung Deutschlands. Die Anlage auf dem ehemaligen Grenzstreifen besteht aus Mauersegmenten, Granitplatten mit den Namen von Maueropfern, Texten, Gemälden, Blumenbeeten und Bäumen, die nach der deutschen Wiedervereinigung unter anderen von mehreren Ministerpräsidenten und anderen Politikern gepflanzt worden waren.
Fortbestand zunächst unklar
Der Fortbestand der Anlage war zuletzt unklar. Der Gedenkort am Schiffbauerdamm befindet sich auf einem Grundstück des Bundes, das als Reservefläche für eine mögliche Bundestagserweiterung eingestuft ist. 2018 sollte das Nutzungsrecht für das "Parlament der Bäume" auf der Fläche des Bundes auslaufen. Bisherige Versuche, das Areal unter Denkmalschutz zu stellen, waren erfolglos verlaufen.
"Das Landesdenkmalamt Berlin hat das 'Parlament der Bäume' und das Mauer-Mahnmal des deutschen Bundestages als Teil des Denkmalbereichs Berliner Mauer unter Schutz gestellt", erklärte die Senatsverwaltung. Damit gibt es für eine Bebauung des Areals fortan hohe Hürden.
"Es ist gut, dass dieser Ort nun unter Denkmalschutz steht", betonte Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Das Mahnmal erinnere "an den Riss, der durch Berlin, Deutschland und Europa ging und zugleich an die Überwindung eines inhumanen Grenzregimes und die friedliche Revolution von 1989/90". Zudem dankte der Kultursenator dem Künstler für seine Initiative: "In einer Zeit, als die Mauer systematisch beseitigt wurde und Restabschnitte nur unter großen Mühen zum Denkmal erklärt werden konnten, gelang es Ben Wagin, einen ungewöhnlichen Gedenkort von großer Authentizität und Symbolkraft zu schaffen."
40.000 Euro Kosten im Jahr
Die Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Högl, die sich sei Jahren für den Erhalt des Mahnmals eingesetzt hatte, nannte den Denkmalschutzstatus durch das Land Berlin einen "ersten Schritt für eine dauerhafte Sicherung". Damit werde eine Nutzung des Denkmals verhindert, die dem Denkmalschutz zuwider laufe, sagte Högl dem Evangelischen Pressedienst (epd). Nun werde sie auf den neuen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) zugehen, um zu klären, wie der Bund den Fortbestand des "Parlaments der Bäume" bewertet.
Ben Wagin reagierte auf die Entscheidung des Landes Berlin mit den Worten: "Was jetzt notwendig ist, die Dinge müssen real gemacht werden." Neben einer Bestandssicherung müsse auch der öffentliche Zugang und die Pflege des "Parlament der Bäume" mit öffentlichen Geldern gesichert werden, sagte der 87-Jährige dem epd. Die Pflege des Areals koste derzeit rund 40.000 Euro im Jahr. Für den Großteil davon komme der Künstler selbst auf.
Zudem ist das "Parlament der Bäume" nur selten öffentlich zugänglich. Zwar können Besucher die Erinnerungsstätte jederzeit von außen betrachten. Damit Schulklassen und andere Interessierte regelmäßig Zutritt zu dem Mahnmal bekommen, sei aber eine Unterstützung durch Land und Bund notwendig. "Es muss ja noch viel weitergehen", betonte Wagin.