chrismon: Sie retten ein halbes Promille aller Hähnchen. Was wollen Sie damit erreichen?
Pamela Wieckmann: In erster Linie klären wir über die massenhafte Tötung männlicher Küken auf und bieten die Übergangslösung, sie auf Biohöfen aufzuziehen. Langfristig engagieren wir uns für die ökologische Zucht von Hähnchen mit ausreichendem Fleischansatz.
Klingt nach mehr Profit.
Wirtschaftlich muss die Aufzucht schon sein. Uns geht es um den respektvollen Umgang mit Tieren. Höfe, die von uns die männlichen Küken übernehmen, verfüttern nur Biofutter, halten artgerecht, bieten genug Auslauf und behandeln nicht mit Antibiotika.
Warum retten Sie nur Tiere aus Biobrütereien?
Die Qualität des Geflügels muss stimmen. Die Küken stammen von ökologischen Elterntieren ab. Noch kümmert sich niemand um die männlichen Küken aus Massentierhaltung.
Vertragen sich die Hähne?
Man muss sie im Auge haben. Sie benötigen viel Platz und Beschäftigung, damit sie sich nicht gegenseitig picken. Besonders aggressive Hähne werden mit viereinhalb Monaten aussortiert. In der herkömmlichen Mast werden viele Hähne schon mit sechs Wochen geschlachtet.
Wenn ich einmal groß bin
...werde ich ein Biomasthähnchen. Das dauert zwölf gut organisierte Wochen. chrismon-Redakteurin Mareike Fallet und die Fotografin Angela Wahl haben immer mal wieder auf einem Hof vorbeigeguckt, um zu erfahren, wie moderne Hühner leben – und sterben
Die technischen Vorrichtungen der In-ovo-Geschlechtsbestimmung werden für kleine Höfe zu kostspielig sein. Für uns gibt es nur die Alternative einer alternativen Geflügelzucht.
Hähnchen, die dem Schredder entkommen, landen auf dem Teller. Dabei wird doch schon so viel Fleisch produziert!
Das Fleisch unserer Hähnchen ist zu teuer, um im Müll zu landen. Vieles hängt vom Bewusstsein des Verbrauchers ab. Macht er sich Gedanken, woher sein Fleisch kommt? Ist er bereit, einen höheren Preis zu zahlen?
Wäre ein Verbot des Kükenschredderns sinnvoll?
Nein, Geflügelverbände könnten ihre Brütereien nach außerhalb Deutschlands oder der EU verlegen. Damit sich wirklich etwas tut, müsste das gesamte System verändert werden. Wir wollen bewussten Verbrauchern eine Alternative bieten.