21.09.2020

Liebe Leserinnen und Leser,

"nichts wird mehr so, wie es war" – diesen Satz hörte ich sehr häufig, als das öffentliche Leben von März an nach und nach fast zum Stillstand kam, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen. Viele Menschen bemerkten plötzlich Vogelstimmen, die sonst der Verkehrslärm verschluckt hatte. 

Auch die Klimaschutzbewegung erkannte ihre Chance, obwohl die freitäglichen Demos zunächst nicht stattfinden konnten. "Nichts wird mehr so, wie es war" - und nun? Der Kabarettist Sebastian Pufpaff und die Klimaaktivistin Lou Töllner haben da ihre Zweifel. Die beiden trafen sich für unsere Rubrik "Begegnung". Töllner befürchtet, dass uns die Zeit ausgeht, um die Klimakrise wenigstens abzumildern. Und Pufpaff staunte zwar, wie viele seiner Bekannten im März ihre Gewohnheiten änderten und das Auto auch mal stehen ließen. Aber nun bemerkt der Freund der deutlichen Worte, der als Bühnenfigur oft den bitterbösen Kapitalisten gibt: "Das kleine Arschloch in uns kommt mir zu schnell wieder zurück."

Die Europäische Union möchte den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 verringern, verkündete Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorige Woche. Mal gucken, welchen Einfluss diese Ankündigung auf den Klimastreik am 25. September hat, also am kommenden Freitag. Voriges Jahr hatte die Bundesregierung die vielen, vor allem jungen Menschen mit den Beschlüssen des Klimakabinetts enttäuscht und verbittert. Ich würde wetten: Das Vertrauen von Lou Töllner und Co wird auch diesmal eher gering ausfallen.

Niemand kann die Klimakrise im Alleingang lösen, aber trotzdem kann jede(r) vorangehen beim Klimaschutz. Willi Weitzel stellt solche "Bessermacher" in unserer Serie vor. In der aktuellen Folge hat er die Familie Murphy getroffen. Die Murphys reduzieren Abfall. Und das so erfolgreich, dass die Müllabfuhr die Tonne mit dem Restmüll nur dreimal im Jahr abholt. Ich glaube, das schaffe ich nicht – aber weiter reduzieren können wir unseren Müll auf jeden Fall. Und auch bei den anderen "Bessermachern" kann man sich noch eine Menge abgucken!

Während der Pandemie auch immer wieder ein Thema: Wie teilen wir den öffentlichen Raum zwischen Autos, Fußgängern und Radfahrern auf? Meine Kollegin Christine Holch hat schon vor Corona gefragt, wie Städte fußgänger- und radfreundlich werden können – es lohnt sich, die Geschichte heute wieder zu lesen.

Denn: Es stimmt, durch Corona wurde plötzlich vieles anders. Aber damit es anders bleibt - und besser wird! - , müssen wir anpacken. Wir freuen uns, wenn wir Ihnen dafür ein paar gute Ideen mit auf den Weg geben können!

Eine gute Woche wünscht Ihnen

Nils Husmann
chrismon-Redakteur

PS: chrismon-Geschichten sind nicht fertig, wenn sie gedruckt sind. Im Gegenteil: Sie werden diskutiert. Im September sind die meisten Zuschriften zum Interview mit Alice Hasters zum Thema Alltagsrassismus eingegangen. Lesen Sie mit, debattieren Sie mit!