25.02.2019

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit knapp zwei Jahren schicken wir Ihnen diesen Newsletter, dies ist die 92. Ausgabe. Wir schrieben über Frieden, über Scheitern, über Äpfel, über transidente Menschen, Grundeinkommen oder rechte Christen. Noch nie gab es einen Newsletter über Liebespaare.

Dabei haben wir viele solcher Texte in chrismon: Gerade erst erschien "Soll ich das machen?" über Zehra und Michael Blume aus der Nähe von Stuttgart, die sich für ihre Liebe über Religionsgrenzen hinwegsetzten.

Oder die Strecke über Miriam Emmermann, die gleichzeitig um ihren verstorbenen Mann trauert - und ihren zweiten Ehemann liebt. "Alle Gefühle fühlen sich richtig an", sagt Miriam, die nicht gedacht hätte, dass sie wegen ihrer neuen Liebe so stark abgelehnt werden würde, von engen Freunden, von Bekannten: Wie kann sie nur! Sie ist kaltherzig! Was mutet sie ihrem Sohn zu? Wieso musste sie gleich schwanger werden?

Wir schrieben über Liebe, die stärker ist als Vorurteile. Oder Depressionen. Stärker als die Folterknechte im syrischen Gefängnis.

Und manchmal auch stärker als viele Kilometer Distanz: So geht es Bishara und Ali. Beide sind aus ihrer Heimat Somalia geflüchtet, Bishara lebt in Uganda, Ali in einem bayerischen Dorf, wo er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer absolviert. Fünf Jahre haben sie einander nicht gesehen. Sie schicken täglich Dutzende Handynachrichten hin und her und wollen heiraten. Aber zwischen ihnen liegen nicht nur knapp 6000 Kilometer, sondern auch Asylgesetze und "Somali Culture". Bishara denkt nun darüber nach, ein Boot über das Mittelmeer zu besteigen, um Ali endlich nahe sein zu können.

Ganz grundsätzlich: Warum hält die eine mehr aus, der andere weniger? Das hänge "ganz stark mit der eigenen Lebens­geschichte zusammen", sagt die Paartherapeutin Regine Breier im Interview mit Ursula Ott: Wer eine gefestigte Struktur in der Kindheit mitbekommen hat, ist stärker.

Ob Bishara und Ali ihr Verliebtsein in eine Ehe retten können, wird sich zeigen. Für einen unserer Leser ist die Beziehung von Bishara und Ali, wie er uns schrieb, nur eine "sogenannte Liebe", eine "tränendrüsige Schmontze". Urteilen Sie selbst.

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche.

Ihre

Mareike Fallet

chrismon Redaktion