Kurden demonstrieren in Köln (Archivbild)
epd-bild/Guido Schiefer
Ein Jahr nach dem Einmarsch türkischer Truppen und islamistischer Verbände in die syrisch-kurdische Region Afrin leiden die Bewohner nach Angaben von Menschenrechtlern immer noch massiv unter der Besatzung.
18.01.2019

Die kurdische Zivilbevölkerung werde systematisch eingeschüchtert, beraubt und vertrieben, sagte der Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, am Freitag in Göttingen: "Selbst vor Mord schrecken die Besatzer nicht zurück." Infrastruktur und Denkmäler würden zerstört, Dörfer, Berge und Täler bekämen neue Namen in arabischer oder türkischer Sprache.

Die türkische Armee und mit ihr verbündete islamistische Verbände hatten Afrin am 20. Januar 2018 angegriffen und das Gebiet in den darauffolgenden Tagen besetzt. Die Türkei begründete den Einmarsch damit, dass die syrisch-kurdische Miliz YPG, die Afrin bis dahin militärisch kontrollierte, mit der Kurdischen Arbeiterpartei PKK verbandelt sei. Nach der Eroberung der Region hatte das türkische Militär dort arabische Sunniten aus anderen Teilen Syriens angesiedelt. Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker handelt es sich dabei vor allem um Familien islamistischer Kämpfer.

Mindestens 32 Schulen in Afrin abgerissen

Innerhalb eines Jahres sollen türkische und islamistische Truppen mindestens 32 Schulen in Afrin abgerissen haben, sagte Sido. 318 Schulen, Institute oder Universitäten seien geschlossen worden. Die türkische Besatzungsmacht zwinge der kurdischen Bevölkerung die arabische oder türkische Sprache auf. An allen öffentlichen Gebäuden müssten türkische Fahnen aufgehängt sowie Namen von Einrichtungen und Straßen arabisiert oder türkisiert werden. "Der zentrale Platz der Stadt Afrin soll in 'Erdogan-Platz' umbenannt worden sein", sagte Sido.

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