Installation "Die Zwangsarbeiter" des französischen Künstlers Christian Boltanski in der Völklinger Hütte
epd-bild/Oliver Dietze
Die Führungen in der Völklinger Hütte behandeln ab sofort immer auch die Situation der Zwangsarbeiter in den zwei Weltkriegen. "Die Industriekultur in allen europäischen Ländern war keine unschuldige Kultur."
30.10.2018

Das sagte Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig am Dienstag bei der Vorstellung zweier Installationen des französischen Künstlers Christian Boltanski. Ab Donnerstag sind die Werke "Die Zwangsarbeiter" und "Erinnerungen" zu sehen, die sich zum einen mit den 12.393 Zwangsarbeitern und zum anderen mit den regulären Arbeitern auseinandersetzen.

Für die Installation "Die Zwangsarbeiter" bilden schwarze Hosen und Jacken inmitten von metallenen Archivkästen in der Sinteranlage einen Kleiderberg. Die faktische Aufarbeitung der menschenverachtenden Unterfangen sei die eine Seite, sagte Grewenig. Die Installation schaffe einen emotionalen Zugang. So lesen in dem spärlich beleuchteten Bereich flüsternde Stimmen die Namen der Männer, Frauen und Kinder aus 20 Ländern vor.

Gesprochene Erinnerungen an ihre Arbeit

Der Erinnerungsort für die Zwangsarbeiter ist mit der Dokumentation der Forschungsarbeit eine Etage tiefer verbunden. Von den Zwangsarbeitern in der Völklinger Hütte kamen den Angaben zufolge 261 ums Leben, darunter 60 Kinder. Die Namen der Zwangsarbeiter sind in einem Buch erschienen und sollen zudem kostenlos auf der Internetseite des Weltkulturerbes zum Herunterladen zur Verfügung stehen.

Grewenig kündigte in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland (LAG) ein umfängliches Vermittlungsprogramm an. Der LAG-Sprecher, der evangelische Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann, werde auch zur Eröffnung des Erinnerungsortes sprechen. Auch die Forschung werde weiter fortgesetzt, erklärte der Generaldirektor.

Die ebenfalls gezeigte Installation "Erinnerungen" setzt sich mit den regulären Arbeitern der Völklinger Hütte auseinander. In der 800 Quadratmeter großen Erzhalle hat Boltanski 91 Spinde aus allen Betriebsteilen der Völklinger Hütte gruppiert und beleuchtet. Aus den Spinden erklingen von ehemaligen Hüttenarbeitern gesprochene Erinnerungen an ihre Arbeit. Während die Zwangsarbeiter-Installation als Erinnerungsort dauerhaft ihren Standort in dem Weltkulturerbe findet, ist dieses Werk nur bis zum 31. August 2019 zu sehen.

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