Eichstätt (epd). Geschäfte im texanischen Dallas haben dem katholischen Bistum im oberbayerischen Eichstätt einen Millionenschaden beschert. Man sei Opfer eines "investierten Vertrauens" geworden, betonte der Rechtsanwalt des Bistums, Ulrich Wastl, am Dienstag vor der Presse. Wie hoch der Verlust aus den Geschäften eines ehemaligen Mitarbeiters mit Krediten ist, konnte er noch nicht beziffern. Von den 60 Millionen Dollar in 31 Krediten, die die Diözese gezahlt habe, seien bisher 21,5 Millionen Dollar fällig gewesen. Davon seien erst knapp zwei Millionen Dollar zurückgeflossen.
Der Generalvikar der Diözese Eichstätt, Isidor Vollnhals, berichtet von zahlreichen erhaltenen E-Mails. Manche seien voller Mitgefühl, die meisten Schreiber würden jetzt aber wieder über die Kirche schimpfen oder mit Austritt drohen, sagte er dem Evangelischen Pressdienst (epd). Als am Dienstag der Rechtsanwalt und Wirtschaftsberater des Bistums, Ulrich Wastl, Einzelheiten zu dem Millionen-Schaden erzählt, macht sich Heiterkeit unter den Pressevertretern breit, denn mit der Stadt Dallas bringen viele noch den TV-Fiesling J.R. Ewing aus der gleichnamigen US-TV-Serie in Verbindung.
"Betroffen und fassungslos"
31 Kredite in Immobiliengeschäften in Höhe von insgesamt 60 Millionen US-Dollar sind von 2014 bis 2016 aus den Kassen des Bistums Eichstätt in die USA geflossen. Sieben bis zehn Prozent Zinsen sollten diese Anlagen abwerfen. 21,5 Millionen Dollar seien inzwischen fällig, erklärte Wastl. Davon seien, seit sich seine Kanzlei um die Aufklärung bemühe, lediglich 1,9 Millionen Dollar zurückgeflossen. Welche Höhe der Schaden für das Bistum letztendlich habe, lasse sich derzeit noch nicht beziffern, erklärte der Anwalt.
Für alle getätigten Geschäfte habe das Vier-Augen-Prinzip gegolten, räumte Wastl ein. Gegen den leitenden Mitarbeiter in der Finanzkammer, der die Anlagen des beschuldigten Beschäftigten gegenzeichnete, gebe es aber keine Ermittlungen.
Generalvikar Vollnhals erklärte, der Fall habe ihn betroffen und fassungslos gemacht. Dem Ärger von Kirchensteuerzahlern über den entstandenen Schaden "müssen wir jetzt mit einer sachlichen, transparenten Aufklärung begegnen", sagte er. Durch die Verluste seien keine Projekte von Kirchengemeinden gefährdet, versicherte der Generalvikar. Er kündigte an, dass das Bistum am 1. April einen neuen Finanzdirektor bekommt. Die Leitung der Finanzkammer, die nun mehr als ein Jahr vakant war, übernehme Florian Bohn. Der 39-Jährige habe nach einem Betriebswirtschaftsstudium Erfahrungen in verschiedenen mittelständischen Unternehmen gesammelt.
Ex-Mitarbeiter und Komplize in Haft
Der inzwischen entlassene Mitarbeiter des Bistums und sein Komplize aus den USA, die mit einem Sechstel des Anlagevermögens des Bistums Geschäfte gemacht haben, sitzen nach Informationen von Wirtschaftsberater Wastl in Deutschland in Haft. Im Juli vergangenen Jahres hatte der Bischof gegen den Mitarbeiter und die weitere Person aus den USA Anzeige wegen Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit erstattet.
Das Bistum hatte die Machenschaften der beiden im Zuge der Transparenzoffensive aufgedeckt, die der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke im Jahr 2015 angeordnet habe, hieß es. Seither dürfen Geistliche nicht mehr mit der Kontrolle der Finanzen betraut sein. Die Diözese hat inzwischen auch ihren Vermögensverwaltungsrat überwiegend mit nicht-geistlichen Wirtschaftsexperten besetzt. Wastl kündigte für den Juni eine Bilanzpressekonferenz des Bistums an.
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