Nach der Mordserie eines Krankenpflegers an Patienten hat das Delmenhorster Josef-Hospital als bundesweit erstes Klinikum eine "qualifizierte Leichenschau" eingeführt.
10.05.2017

Seit März werde jeder Patient, der etwa infolge einer Krankheit im Klinikum gestorben sei, zusätzlich von einem speziell geschulten externen Rechtsmediziner untersucht, teilte das Hospital am Mittwoch mit. So solle ein unnatürlicher Tod schneller entdeckt werden.

Der frühere Krankenpfleger Niels H. wurde 2015 wegen mehrfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte im Klinikum Oldenburg und dem Krankenhaus Delmenhorst, das seit dem vergangenen Jahr Josef-Hospital heißt, Patienten ein Herzmedikament gespritzt, um bei der Reanimation als Held dastehen zu können. Während des Prozesses gestand er weitere 30 Morde. Die Polizei untersucht zudem rund 200 Verdachtsfälle und lässt dafür die Toten exhumieren. Der Fall hatte deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt, weil der Täter über Jahre hinweg getötet hatte, ohne dass dies auffiel.

Nur äußerliche Leichenschau

Künftig werde bei Todesfällen wie schon bisher ein Klinikarzt den Tod feststellen und dokumentieren, erläuterte Geschäftsführer Thomas Breidenbac. Kreuze der behandelnde Arzt auf dem Totenschein eine natürliche Todesursache an, werde der Tote von einem Arzt der Gerichtsmedizin Bremen untersucht, der die Todesumstände erneut bewerte. Habe dieser Zweifel an einer natürlichen Ursache, würden die Kriminalpolizei und die Staatsanwaltschaft informiert. Allerdings nehme der Rechtsmediziner nur eine äußerliche Leichenschau vor. Viele Angehörige lehnten eine Leichenöffnung aus persönlichen oder religiösen Gründen ab.

Bereits im August 2015 hatte das Krankenhaus schon einmal eine qualifizierte Leichenschau eingeführt. Allerdings musste das Projekt aufgrund zunächst unüberwindbarer bürokratischer Hürden wieder eingestellt werden. Im Josef-Hospital stirbt laut Breidenbach etwa jeden Tag ein Mensch.