Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
26.07.2012

Bewertung

Liturgie
3
Predigt
4
Musik
3
Atmosphäre
4

Taufgesellschaften belegen oft die vorderen Bänke und errichten eine Schallmauer zwischen Predigtpersonal und dem Rest der Gemeinde. Getuschel und Babygeschrei verlieren sich heute allerdings im schönen weiten Raum – und der Pfarrerin hilft eine Mikrofonanlage. Die Delmenhorster Stadt­kirche ist Aufklärungsarchitektur, erbaut im Revolutionsjahr 1789. Ihr Innenraum wurde 1967 neu gestaltet, ein Jahr vor der Studentenrevolte. Pastorin Sabine Lueg schreitet mit gerafftem Talar auf High Heels um den Altar. Elegant! Sie werde Chayenne Juliette und Emily taufen, erklärt sie gleich zu Beginn.

Stören die Taufgesellschaften, oder hält sich die Pfarrerin zu genau an liturgische Vorgaben? Jedenfalls herrscht von Anfang an zwischen dem Geschehen im Altarraum und der Gemeinde eine auffällige Distanz. Die Aufforderung „Wir erheben uns zum Sündenbekenntnis!“ wirkt auf den Kirchgänger eine Spur zu brüsk. Das Kyrie singt Lueg im eigenen Tempo – ohne Orgelbegleitung. Schwer nachzuvollziehen, dass die Pastorin gerade Gott um Erbarmen bittet. Die Lesung der Lektorin (ein schwieriger Abschnitt aus dem Epheserbrief) rauscht am Kirchgänger vorbei: keine einordnenden Worte. Die Taufgemeinde scharrt unruhig.

Dabei kann Pastorin Lueg so gewinnend sein. Als Emily bei der Taufe neu­gierig das Taufwasser beäugt, fragt sie: „Was ist da wohl Geheimnisvolles?“ Lueg strahlt. Jetzt ist sie ganz bei der Sache: „Gott spricht: Fürchte dich nicht – aber das tust du ja auch nicht.“ Und als sie die Taufkerze überreicht: „Emily, bewahre dir dieses Licht.“

Mit Predigtbeginn steigt der Lärmpegel – weil die Pastorin abliest, oder liest sie ab, weil der Lärm sie aus dem Konzept bringt? Schwer zu sagen. Die Predigt ist klar gegliedert: Im Rückblick auf Krisen gebe es oft Grund zu Dankbarkeit – heute und zu biblischen Zeiten. Dennoch seien Menschen oft undankbar. Lueg endet versöhnlich: Gott wolle gut zu uns Menschen sein – wie ein Liebender. „Bis wir irgendwann einmal ganz bei ihm sind und er die Welt vollendet.“

Das Lied nach der Predigt ist unbekannt. Doch der routinierte Organist orgelt durch. Richtig schön wird es wieder bei der Kollekte. Das Lied ist verklungen, die Leute kramen in ihren Taschen, unterhalten sich. Ein Kind folgt den Kollekten­sammlern zum Altar. „Haben wir eine neue Mitarbeiterin?“, fragt Lueg. Schmunzeln. Nach dem Segen wünscht Lueg, die Tauffamilien mögen die Taufe in guter Erinnerung behalten. Das werden sie ganz bestimmt!

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