Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
07.01.2011

Bewertung

Liturgie
3
Predigt
3
Musik
4
Atmosphäre
3

Sagenhafte 30 Grad Celsius zeigt das Thermometer an der Frankfurter Hauptwache an. Dabei ist noch April. Menschenmassen schieben sich über den Römer. Auf dem Eisernen Steg, der Fußgängerbrücke über den Main, dödelt ein Klarinettist um Geld. Links, Richtung Dreikönigskirche, dünnt sich die Menge aus. Drinnen, im Kirchenschiff, verteilen sich knapp 20 Besucher entlang dem Mittelgang. Ganz vorne sitzt einsam der Pfarrer. Ein musikalischer Vespergottesdienst ist angesagt, ein Gottesdienst zum Wochenausklang.

Ein Organist und eine Flötistin geben ein Stück des klassischen Komponisten Johann Christian Rinck - die Flötistin trillert sehr viel. Dann erhebt sich der Pfarrer und schreitet kontrolliert durch die Mitte zum Altar, vollführt eine perfekte Drehung um die Vertikalachse, wendet sich in Richtung Ausgang und sagt: "Schweigt."

Hat jemand was gesagt? Abgesehen von den aufheulenden Cabrios draußen war es bis eben eigentlich still. Da spricht Pfarrer Jürgen Seidl schon weiter: "- und kommt zur Ruhe." Ein unsichtbares Mikro verstärkt das nun folgende Gebet, Seidl spricht klar und deutlich, die Hände schweben reglos gefaltet vor seinem Bauch. Wenn nur etwas mehr Regung in seinem Gesicht zu erkennen wäre!

Auf Friedrich Kuhlaus Fantasie für Soloflöte folgt die alttestamentliche Lesung von der Erschaffung des Menschen. Orgel und Gemeinde antworten mit dem Choral "Herr, für dein Wort sei hochgepreist". Und auf die neutestamentliche Lesung - Paulus' Rede auf dem Athener Areopag über den unbekannten Gott, den Weltschöpfer, Apostelgeschichte 17 - folgt die fünfte Strophe desselben Chorals: "Dein Wort, o Herr, lass allweg sein, die Leuchte unsern Füßen." Eine liturgisch plausible Kombination. Die dritte Lesung heißt laut Handzettel "Stimmen der Kirche", eine Art Predigtersatz. Pfarrer Seidl trägt einen Ausschnitt aus der Genesisauslegung des Alttestamentlers Claus Westermann (1909-2000) vor - schön anzuhören, leider bleibt nichts Bestimmtes hängen.

"Gelobt seist du, dass du ewiges Leben in diese Welt gebracht hast", betet Seidl zum Schluss. Schade: Nicht mal eine indirekte Anspielung auf die Ereignisse der vergangenen Woche findet sich in der Fürbitte - auf die Urlauber, die nach dem Vulkanausbruch auf Island nicht heimfliegen konnten, auf die gefallenen Bundeswehrsoldaten in Afghanistan und den kompromittierten katholischen Bischof Walter Mixa. Stattdessen liturgische Formeln. Den Übergang zur Wirklichkeit gestalten die Musiker mit einem frischen Andante C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Und dann geht es wieder hinaus - ins gleißende Sonnenlicht.

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