Zentraler mit viel Glas, überdachter Innenhof  zwischen allen Wohnungen und trockenen Fußes von den Wohnungen erreichbar als gemeinsamer Wintergarten, Kinderspielplatz, Kaminzimmer, Essraum mit unmittelbar daran angrenzender Küche und als Konzertsaal etc.
Zentraler mit viel Glas, überdachter Innenhof zwischen allen Wohnungen und trockenen Fußes von den Wohnungen erreichbar als gemeinsamer Wintergarten, Kinderspielplatz, Kaminzimmer, Essraum mit unmittelbar daran angrenzender Küche und als Konzertsaal etc.
Axel Köpsell
Von Schweden nach Deutschland
Schon ein bisschen Bullerbü
Hausarbeit reduzieren, nicht mehr täglich allein kochen müssen, sich gegenseitig helfen - das war und ist eine der Grundideen vom Cohousing. Eine Gruppe in Bonn möchte das Modell für sich verwirklichen
Tim Wegner
26.01.2023

Es ist schon ein paar Jahre her, dass Axel Köpsell nach Stockholm reiste. Er war Mitte Fünfzig und suchte nach neuen Wohn- und Lebensmodellen.

In Schweden besuchte er Cohousing Projekte und war fasziniert.

Zurück in Deutschland hielt er immer wieder Vorträge dazu, doch über bewegte Bilder lässt sich vieles besser erzählen. Axel drehte einen kleinen Film.

Das Video mit dem Titel: "Cohousing, ein Modell für Skandinavien" wurde viele tausend Mal auf YouTube geklickt. 

Kein Wunder, denn die O-Töne von Menschen aller Altersklassen, die schönen Bilder von Gemeinschaftsgärten und großzügigen Esszimmern, von  Werkräumen, Spielzimmern, von tobenden Kindern und gemütlichen kleinen Wohnungen mit Alkoven oder Balkon sind bestechend.

In Schweden ist das Modell fest etabliert. Es gibt einen Bundesverband für Cohousing, von staatlicher Seite werden Ideen des gemeinschaftlichen Wohnens viel stärker gefördert als beispielweise in Deutschland, kommunale Wohnungsbaugesellschaften spielen eine entscheidende Rolle in der Wohnraumversorgung.

 Hier das Video zum Nachsehen.

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Video abspielen

Cohousing stammt ursprünglich aus Dänemark. Es entstand schon in den 1960er Jahren, mit ganz pragmatischen Zielen: weniger tägliche Putz- und Kocharbeit für einzelne Menschen oder Familien, stattdessen konzertierte Gemeinschaftsaktionen: Kochen für alle in der Großküche; Musik- oder Fernsehzimmer zum Teilen; ebenso wie Gästewohnungen oder Haushaltsgeräte.

Wie erzählt es so schön einer der Protagonisten aus dem Film: Als er sich von seiner Frau trennte und eine neue Wohnung suchte, hatte er eine ellenlange Liste angefertigt, mit allem was er sich jetzt neu kaufen müsse: einen Hammer beispielsweise oder Kaffeemaschine. Jetzt wohnt er in einem Cohousing-Projekt in Stockholm, die Liste gibt es immer noch, aber gekauft hat er sich nichts. Es ist ja alles da, er braucht es nur Ausleihen.

Und warum schreibe ich von einem alten Video jetzt hier in der Wohnlage? Weil ich neulich mal wieder eine Leser- Mail bekam. Diesmal von Martin Peth. Er ist Mitglied in einer Baugruppe mit dem Namen "Ermekeil-Cohousing". Gegründet hat die Gruppe Axel Köpsell, in der ehemaligen Ermekeil-Kaserne in Bonn sollte sein Cohousing Projekt entstehen. Ich traf die beiden in einem Video-Gespräch.

Martin, oben, und Axel, unten im Bild, erzählen vom Cohousing und von ihrer jahrelangen Suche nach einem Grundstück

Was sie mir über die schwedischen Vorbilder erzählten, war toll - was sie bisher mit ihren Plänen in Bonn erlebt haben, leider überhaupt nicht. Die Pläne für die Ermekeil-Kaserne haben sich nach jahrelangen Bemühungen zerschlagen - mittlerweile gibt es die konkrete Aussicht auf ein Grundstück am Stadtrand.

Axel Köpsell bedauert diese Entwicklung. Sein Cohousing-Idee war mit einem Leben im Stadtzentrum verknüpft. Nie wollte er dazu beitragen, weitere grüne Wiesen versiegeln; statt dessen sollte ein Bestandsgebäude sinnvoll umgenutzt werden: "Mit Dachgärten, Dach-Farming und viel Grün in den Freiflächen" rund um das Gebäude, um so mit seinem Wohnprojekt "zur biologischen Vielfalt und zur Verbesserung der Luftqualität in der Stadt" beizutragen, und den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Bitte keine Experimente in Deutschland? Schade...

Zu den Gründen, warum sich die Pläne um die Ermekeil-Kaserne in Bonn zerschlagen haben, werde ich noch mal weiter recherchieren und möglicherweise dann auch in einer Wohnlage darüber berichten. Mein Eindruck nach dem Gespräch war, dass dies sehr viel mit einer trägen  Verwaltung und auch dem generellen Widerstand unserer Gesellschaft gegen Experimente zu tun hat. Die spezielle Lage in Köln-Bonn, mit Klüngel&Co, mag da noch hinzukommen.

Martin Peth, Vater von zwei Kindern, 11 und 13 Jahre alt, ist mit seiner Frau noch nicht so lange dabei. 80 qm wollen sie später mal bewohnen. Vor der jahrelangen Erfahrung von Axel und den Gründungsmitgliedern hat er großen Respekt. Der IT-Berater kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit.

Was Martin sich erhofft: Einen zwar relativ kleinen, aber eben doch strikt privaten Raum in seiner Wohnung für sich und seine Familie, dafür aber die "schönsten Bereiche im Haus" für die gemeinschaftliche Nutzung. Genau das ist typisch für echte Cohousing Projekte: Die Privatsphäre, kleiner Wohnraum hin oder her, ist geschützt. Axel erzählte von einer älteren Dame in Stockholm, die seit 40 Jahren in einem Cohousing Projekt lebe. Doch niemals in dieser Zeit habe sie Besuch in ihrer Wohnung empfangen. Dafür war immer in einer der vielen Gemeinschaftsräume ausreichen Platz und Ruhe.

Und Axel selbst? Verliert er nicht langsam mal den Mut, nach so vielen Jahren des Suchens: Es wirkte nicht so. Er sucht weiter, auch nach neuen Mitgliedern: 80/90 Leute sollen es schon sein, "damit ich mit dem Kochen nicht so oft dran bin."

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Heute erst lese ich den Beitrag und erinnere mich klar an die Situation vor Jahren - auch mit ihm! Gemeinschaftlich Wohnen Neuwied e.V. hatte zu einer Infoveranstaltung geladen. Von ihm hörte ich damals "Teilen bringt Gewinn". Seine Aussage ist nun der Titel einer weiteren Veranstaltung und ich spreche dort "über seine Feststellung" - unter dem Aspekt "im Wohnprojekt für gemeinschaftliches wohnen". Auch dabei erinnere ich an ihn - hier öffentliches Danke für seine Spuren in meinem Leben!

Kolumne

Dorothea Heintze

Wohnen wollen wir alle. Bitte bezahlbar. Mit Familie, allein oder in größerer Gemeinschaft. Doch wo gibt es gute Beispiele, herausragende Architekturen, eine zukunftsorientierte Planung? Was muss sich baupolitisch ändern? Wohnlage-Autorin Dorothea Heintze lebt in einer Baugemeinschaft in Hamburg und weiß: Das eigene Wohnglück zu finden, ist gar nicht so einfach. Alle zwei Wochen.