Der Chefredakteur von Chrismon und evangelisch.de, Arnd Brummer
Der Chefredakteur von Chrismon und evangelisch.de, Arnd Brummer
Sven Paustian
Halleluja! Meine App zeigt mir jetzt, wie fromm ich bin
53 Mal hat Arnd Brummer "Gott" gesagt, ergibt 2,2083 Mal pro Stunde...
Lena Uphoff
20.10.2015

Wer ein absolut superinnovatives Weihnachtsgeschenk sucht, dem kann geholfen werden. Wir haben eine „Reli-App“ ent­wickelt, die exakt ermittelt, wie und ob man den Vorgaben des gewählten Glaubens oder der Religion entsprochen hat.

Wann immer man möchte, klickt man auf dem Mobilphone auf seine App. Innerhalb von wenigen Sekunden wird sichtbar, wie gottgefällig man unterwegs war. Ich habe die „Reli“ gerade getestet. Sonntagabend habe ich sie aktiviert.

Der folgende Montag war ein intensiver Tag in der Redaktion. Vorbereitung der aktuellen Ausgabe, Workshop „chrismon future“, überraschende Nachricht aus der Familie – Cousin wegen Herzproblemen ins Krankenhaus. Montagabend war ich schon sehr neugierig, was „Reli“ mir von den vergangenen 24 ­Stunden mitteilen würde. Erstes Feld: Beten und von Gott sprechen. ­Super! 53 Mal habe ich „Gott“ gesagt. In 24 Stunden. Im Schnitt also 2,2083 Mal pro Stunde.

Im Himmel sind die Allerletzten!

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Kleine Geschichten über die großen Themen des Lebens. Mal nachdenklich, meistens heiter, hintergründig und geistreich berichtet chrismon-Chefredakteur Arnd Brummer von Begegnungen und Beobachtungen, die nur scheinbar alltäglich sind. Wagt man mit Arnd Brummer den Blick hinter die Oberfläche, erschließen sich tiefe Einsichten in die großen Themen des Lebens.

Bei der edition chrismon erhältlich (über die Hotline 0800 / 247 47 66 oder unter www.chrismonshop.de).

Zieht man die Nachtruhe ab, wird das Ergebnis noch besser. Mehr als drei Mal pro Stunde „Gott“. Mit dieser Quote liege ich unter den religiös aktivsten 20 Prozent der App-Nutzer. Das ist zurzeit natürlich keine Riesenmenge Leute, da sich die App noch in der Testphase befindet. Aber wir haben die Teilnehmer für den Last Check repräsentativ ausgewählt. Am intensivsten war meine Gottesbeziehung am Vormittag, also während unseres Zukunftsworkshops. Allein sieben Mal habe ich „Oh Gott!“ ausgerufen, vier Mal „Gott sei Dank!“ und drei Mal „Um Gottes willen!“.

Im Feld „Nächstenliebe“ waren die Werte lau. „Ich liebe“ ging mir neun Mal über die Lippen – vier Mal beim Mittagessen, fünf Mal am Abend. Gegessen habe ich beim Stammitaliener, und abends habe ich Champions League live im Fernsehen geschaut. Im Bereich „Hoffnung“ sind in dieser Zeit die Werte ebenfalls am höchsten. Klar: Ich habe gehofft, dass die deutschen Teams gewinnen. Wie häufig ich „Wahnsinn!“ gebrüllt habe, hat die „Reli“ leider nicht registriert.

Heute war ich religiös wieder absolut top!

Die Blutdruckwerte werden in der App mit den Resultaten der Kommunikation abgeglichen. Hoher Blutdruck steht für Zorn oder Begeisterung, niedriger für Gelassenheit. Wenn ich aus Ärger oder Freude „Oh Gott, das ist nicht wahr!“ ausrufe, gibt es Abzüge. Wenn ich es in heiterer oder gleichgültiger Stimmung murmele, verzeichnet die App den vollen „Reli“-Index.

Unsere theologischen Berater unterstützen diese Logik. Ein frommer Mensch ruht in seinem Glauben, ist sich gewiss, fährt im Schnitt weniger aus der Haut – sowohl bei negativen wie bei positiven Erfahrungen. Das gilt im Übrigen für alle Religionen. Wobei die Monotheisten im Schnitt etwas mehr ausflippen als Buddhisten. Am extremsten sind die Werte bei den Agnostikern, also bei jenen, die selbst nicht so genau wissen, ob und was sie glauben. Die App erkennt bei ihnen in Freud wie Leid geradezu Inbrunst. Da werden unsere Informatiker noch mal drüberschauen müssen.

Sonntagvormittag misst die App „Still sitzen“, „Singen“ und „Amen sagen“. Eine unserer Versuchspersonen, weiblich, erwies sich als Königin im lauten Singen und Amen-Schmettern. Beim Stillsitzen gewann ebenfalls eine Frau. Die Blutdruckwerte waren fast eine Viertelstunde allerdings so tief im Keller, dass unsere Auswerter davon ausgehen, dass die Person schlief. Sie tippen auf „Predigt“ als Grund.

Das Ziel unserer App ist es, den Nutzenden dabei zu helfen, ihre Frömmigkeit wahrzunehmen und zu optimieren. Täglich, stündlich, minütlich. Ein Blick auf das Display und dann be­ruhigt einschlafen: Heute war ich religiös wieder absolut top!

PS: Nein, wir planen nicht, mit den Kirchen in Kontakt zu treten, um den „best religious“ per Datentransmitter einen ­Kirchensteuer- oder Beitragsbonus anzubieten.

Zweites PS: „Reli“ ist natürlich reiner Blödsinn (– obwohl der 1. April noch fünf Monate voraus ist). Wobei das im Prinzip auf die meisten Apps zutrifft, vor allem auf die Gesundheits-App, die mir bestätigt hat, dass ich gestern 1458 Schritte gemacht habe. Halleluja!

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