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Der Schriftsteller Erich Kästner hat in einer „Ansprache zum Schulbeginn“ geschrieben:
„Lasst euch die Kindheit nicht austreiben! Schaut, die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut. Sie vergessen sie wie eine Telephonnummer, die nicht mehr gilt. Ihr Leben kommt ihnen vor wie eine Dauerwurst, die sie allmählich aufessen, und was gegessen ist, existiert nicht mehr...müsste man nicht in seinem Leben wie in einem Hause treppauf und treppab gehen können? /.../Sie stehen auf der obersten Stufe, ohne Treppe und ohne Haus, und machen sich wichtig. Früher waren sie Kinder, dann wurden sie Erwachsene, aber was sind sie nun? Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch!“
Immer ist es wichtig, das eigene innere Kind zu pflegen. In der Advents- und Weihnachtszeit finde ich es unverzichtbar. Deswegen gibt es bei uns daheim alles, was zu diesen Wochen gehört: Adventskalender und Kranz, Lichterketten, Krippen und den dicken Nikolaussack.
Der Nikolaus kommt entweder am Vorabend des 6. Dezember oder direkt an diesem Tag, wenn es dunkel geworden ist. Mal klingelt einer von uns an der Tür, stellt alles ab und rennt weg – oder mein Mann und ich finden unsere Säckchen irgendwo in der Wohnung. Wir haben keine Kinder – aber wir schaffen das Gekichere und Gejohle auch allein. Was kommt in so einen Sack hinein? Wenn man alle Newsletter liest, müssten das teure Präsente sein. Ein kleines Weihnachten vor dem Fest.
Wir mit unseren – wenigstens zeitweise - kindlichen Gemütern halten es schlichter. Deshalb packe ich zum Beispiel meinem Mann gerne einen Stoff- oder Jutesack voll mit Mandarinen, Lebkuchen und Mandelsplitter. Dazu kommen praktische Geschenke wie eine schöne Seife – gut verpackt, damit die Schokolade nicht nach Herrenduft riecht. Manchmal wird es auch noch pragmatischer. Deo und Zahnpasta sind aus? Der Nikolaus hat auch dafür einen Sinn und gibt das mit dazu. Fertig.
Ach nein. Schönes Essen und Trinken gehören mit dazu. Ich male einen Gutschein, auf dem ein besonderes Gericht steht. Pinsa mit Artischocken zum Beispiel. Oder Rouladen nach Susannes Art. Vielleicht auch Überraschungsdessert: Crème Brulée auf Apfelkompott. Das kann mein Mann dann „einreichen“, an einem Tag, an dem er es gerne essen möchte.
Diesmal verschenke ich einen Gutschein für Rosé-Glühwein. Das ist ziemlich listig, weil ich den selber gerne mag. Also: Den Rosé erhitzen, hübsch ausgestochene Apfel- oder Birnenstückchen, Orangenscheiben, Vanillemark, Sternanis und Zimt dazu geben und ein wenig Honig oder Agavensirup. Nicht kochen, sonst ist der Alkohol futsch oder schlimmer: Die Gewürze werden bitter. Gemütlich ziehen lassen. Das ist jetzt natürlich mehr für unsere erwachsene Seite.
Aber die Freude am gegenseitigen Überraschen, am Verstecken und Finden, am Giggeln und Herausprusten – die stammt direkt aus der Kinderzeit. Gebe Gott, dass uns das noch lange erhalten bleibt.
PS: Am 5.12. lief unser Webinar: „Gans oder veganes Gemüsecurry. Wie wir gut essen können - nicht nur an Weihnachten", das ich zusammen mit Thomas Sampel und unter der Moderation von Dorothea Heintze gehalten habe. Leider hatten wir ein paar technische Probleme und es dauerte etwas, bis ich dazu kam. Aber am Ende hat es mir viel Spaß gebracht. Die Aufzeichnung des Videos und noch ein paar Zusatzinfos findet Ihr in ein paar Tagen auf der Webseite unter diesem Link Und wenn Ihr selbst Probleme beim Einwählen hattet, meldet Euch bitte unter redaktion@chrismon.de