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Ich habe meinem 14-jährigen Sohn neulich eine Weltkarte geschenkt, die mit einer speziellen wüstengelben Beschichtung versehen ist. Alle Länder, die er schon besucht hat, sollte er mit einem Stift freikratzen. Dann leuchten sie grün. Cooles Geschenk, weil er in seinem zarten Alter schon ganz schön rumgekommen ist. Netter Patentante, großzügiger Oma und reiselustigem Papa sei Dank. Der Aha-Effekt: Sie ist immer noch reichlich gelb, die Karte. Die Welt ist riesig!
Ja, das muss man betonen, denn die Welt kann auch ganz mickrig klein sein. Wenn man bei Rewe vor dem Regal „Geschenkkartenwelt“ steht. Dann besteht die Welt aus: Schuhe kaufen, Bücher kaufen, Ikearegale kaufen und solche Sachen. Traurige Welt. Überschaubar auch die „Produktwelt“ von VW: Die besteht aus Golf, Sharan, Tuareg und ein paar weiteren Modellen. Im Großsprech der Werber sind das „Autos fürs Leben“.
Seit ich jeden Tag die große gelbe Welt im Kinderzimmer sehe, kommen sie mir reichlich albern vor, die aufgeblasenen Produktwelten. Mal ehrlich, unsereins kann froh sein, wenn er die Frau oder den Mann fürs Leben gefunden hat. Auto fürs Leben? Ich bin schon froh, wenn mein Auto den nächsten TÜV übersteht. Und eine Welt ist das schon gar nicht, der Golf und der Sharan, es ist ein gut verarbeiteter, bunt angemalter Haufen Blech in einem Katalog.
Ein früher „Welten“-Schöpfer war Tchibo. Zur Tchibo-Welt gehörten schon vor Jahren Babysocken und Zahnputzbecher. Meine Welt war das nie, warum soll ich mit Appetit auf köstlich duftenden Kaffee Zahnputzbecher verkauft kriegen? Tatsache ist: Die „Welt“-Idee wurde x-fach kopiert. Es gibt Produktwelten bei Sportklamotten, Tupperdosen und sogar beim Blauen Engel. Drum hat sich Tchibo inzwischen was Neues einfallen lassen: eine „Sparwelt“.
Sparwelt? Was soll das sein? Nur Australien und Ozeanien? Mit Paybackkarte noch die Färöer? Das ist der Moment, wo ich zufrieden vor der Welt im Kinderzimmer stehe. Vor der echten. So groß, wie der liebe Gott sie erschaffen hat.
Tagesgespräch
Die Dankbarkeit der Kinder sind ihre strahlenden augen und ihr absolutes vertrauen in die Eltern
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