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Mein Laptop wurde unlängst neu aufgesetzt, und es meldeten sich Programme, die ich seit Jahren benutze, neu bei mir an. Outlook zum Beispiel. "Beginne etwas Großartiges", großschwatzte es auf meinem Bildschirm. Großartig? Weiß nicht. Passt gerade so wenig in diese Zeit wie Trump zu Amerika.
Ursula Ott
Irgendwann ist unser Leben vielleicht wieder großartig again, aber gerade scheint es mir vernünftiger, wenn wir uns mit dem zufriedengeben, was halt gerade noch so geht. "Geben Sie sich zufrieden und machen Sie das Beste draus", sagte mir neulich eine reichlich genervte Ärztin vom Gesundheitsamt. Ich war in Quarantäne, weil eines der Kinder nach dem Urlaub einen positiven Test hatte. Der Junge blieb gesund, ich auch, aber die Spielregeln sind so: Wer in engem Kontakt mit einer "Indexperson" war, muss 14 Tage in Quarantäne. Da hilft auch kein negativer Test (hatte ich!) und keine quengelnden Telefonate und E-Mails mit den Ämtern (machte ich!) – die Quarantäne ist eine staatliche Anordnung, in meinem Falle ein Brief, unterschrieben von der Oberbürgermeisterin: "Ich verfüge." Ich verstand.
Während ich meine Energien ans verpasste Leben verschwendete, wurden die 20-Jährigen kreativ
Und tat mich doch schwer mit der Demut vor den Regeln. Ungerecht! Herr Lauterbach sagt, zwei Wochen sind zu viel! Es scheint die Sonne, ich will raus! Ich haderte. Und mit mir zunächst der Sohn, der seinen Semesterbeginn verpasste, ebenso wie alle 18 Freunde, die er als Kontakt gemeldet hatte. Alle versäumten was: Uni, Familienfeiern, Praktika. Aber während ich meine Energien noch ans verpasste Leben verschwendete, wurden die 20-Jährigen schnell kreativ. Schickten sich kleine Videos aus der Quarantäne, übten mit der Gitarre das Lieblingslied, das sie im Sommer am Strand gehört hatten. Und fanden eh lustig, dass Rewe-Lieferdienst, Flaschenpost und Lieferando die tägliche Versorgung übernahmen. Sie gaben sich schneller zufrieden mit dem, was man nun mal nicht ändern konnte. Ich hoffe, ich habe fürs nächste Mal was gelernt.
Kann man Demut üben und dennoch von besseren Zeiten träumen? Unbedingt. Vom "ou topos", dem Nichtort, handelt eine spannende Ausstellung zu Technikvisionen ab 18. November im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main. Wir haben sie zum Anlass genommen, über Utopie und Dystopie nachzudenken. Zu erklären, was der Unterschied ist zwischen einer Utopie und dem "Reich Gottes", das wir bei jedem Vaterunser erbeten: Dein Reich komme. Und ich persönlich bin zufrieden, dass das wieder geht: ein Museum besuchen.
Herzlichen Glückwunsch zu 20
Herzlichen Glückwunsch zu 20 Jahren! Auf jede Ausgabe freue ich mich und lese sie intensiv und meist mehrfach, bevor ich sie mit einer Freundin teile. In der letzten Ausgabe hat mich besonders das Zwiegespräch über "Sterbehilfe" angesprochen, mich zur eigenen Stellungnahme herausgefordert. So geht es mir oft bei einzelnen Artikeln - das finde ich sehr gut. So treffen Ursula Otts "Ansagen" sehr oft ins Schwarze - für mich.
Herzlichen Dank dem Redaktionsteam für die gründliche und intensive Arbeit!
Mit herzlichem Gruß, Renate Löffler.
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