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Die Auferstehungsgeschichten der Bibel sind gerade in ihrer Widersprüchlichkeit lebendig. Reale Erfahrungen von Menschen lassen sich nicht glätten zu eindeutigen Berichten. Sie verlieren ihre Leidenschaft und ihren Geist, wo sie zu Beschreibungen erstarren.
Fulbert Steffensky
Es ist bei den Erzählungen von der Auferstehung nicht so, dass der eine dies und die andere das erzählt und da kein Zusammenhang zu erkennen ist. Vielmehr erzählt die eine die umstürzende Erfahrung so und der andere so. Die Männer und Frauen, denen Christus begegnet ist, sind Zeugen und keine guten Reporter. Jeder Richter weiß, dass die Augenzeugen großer Ereignisse in Gerichtsverfahren schlechte Reporter sind.
Manche aufklärerische Spitzfindigkeiten gehören zu den billigen Klugheiten
Der Himmelfahrtsbericht dagegen ist keine leidenschaftliche Erzählung. Er klingt fast wie eine dramaturgische Verlegenheitslösung. Irgendwo muss der Auferstandene ja hin, wenn er schon nicht mehr sichtbar unter diesen frühen Christen weilt. So hat man, dem alten Weltbild entsprechend, die Geschichte erzählt, dass er aufgehoben wurde und eine Wolke ihn vor ihren Augen hinwegnahm. Die Evangelisten Matthäus und Johannes berichten nichts von einer Himmelfahrt. Neben der Apostelgeschichte wissen nur Markus und Lukas einen einzigen trocknen Satz dazu.
Schon im alten Ägypten gab es sie: Lesen Sie hier, woher die Vorstellung der Himmelfahrt kommt
Auch in der späteren Geschichte der Frömmigkeit hat das Himmelfahrtsfest eine nicht sehr große emotionale Bedeutung. Es gibt nur wenige Lieder zu Himmelfahrt, und auch Bräuche, wie wir sie um das Weihnachts- oder Osterfest finden, gibt es bei diesem Fest kaum.
Warum sage ich das? Mein Interesse, eine religiöse Behauptung oder eine Vorstellung als "unhistorisch" zu entlarven, ist gering. Es gibt aufklärerische Spitzfindigkeiten, die mich langweilen und die zu den billigen Klugheiten gehören. Sich darauf zu beschränken, etwas als nicht historisch zu erklären, ist so bescheiden, wie sich darauf zu versteifen, dass die Wahrheit eines Satzes mit seiner historischen Richtigkeit steht und fällt. Historische Korrektheit hat mit der inneren Wahrheit einer großen Erzählung wenig zu tun. Historische Ungenauigkeit nimmt ihr die Wahrheit nicht.
Auch ein Glaubenssatz kann zum Götzen werden
Aber es gibt propädeutische Selbstverständlichkeiten, bei denen man sich zwar nicht besonders aufhalten soll, aber die man denken können muss, damit der Glaube selber nicht mit falschen Fragen belastet wird. Nicht nur Theologen und Theologinnen sollte geläufig sein, dass Historie nicht mit der Wahrheit zu verwechseln ist. Unsere Gemeinden sollen in ihrem Glauben so gebildet sein, dass es sie nicht verstört, wenn sie auf historische Ungereimtheiten stoßen. Sie haben das Recht darauf, unterrichtet zu sein über die Voraussetzungen ihres Glaubens, und ein Sonderwissen für Theologen darf es nicht geben. Denken zu dürfen, gehört zur Freiheit, zu der Christus uns befreit hat.
Auch ein sogenannter Glaubenssatz kann zu einem Götzen werden, wenn er angebetet werden muss und erhaben ist über jede Befragung. Wir glauben an Gott, wir glauben nicht an eine Glaubensäußerung.
Würde ich also darüber predigen, dass diese Himmelfahrtsgeschichte vermutlich nicht historisch ist? Nein! Das wäre eine Unterrichtung und noch keine Predigt. Es wäre eine Stein- und keine Brotpredigt. Predigtthemen gibt es in diesem Text genug, zum Beispiel, was heißt Zeugen Christi sein, wovon der Text spricht? Was heißt: "Was seht ihr da zum Himmel?", wovor die Engel warnen? Was ist die Kraft des Geistes, die Christus verspricht?
Man darf die großen Fragen nicht mit den kleinen vertreiben.
Hinweis: Dieser Text erschien erstmals am 30.04.2011.
Was steht ihr da und seht zum Himmel?
v. K. Ockenga
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Die Auferstehung: "Irgendwo muss er ja hin". Die Erbsünde eine Erfindung. Die Geburt am 24.12. ist auch fraglich geworden. Paradies und Hölle sind es auch. Ob alle Menschen ewig leben wollen, haben die Theologen noch nicht erforscht. Was bleibt denn dann noch übrig, wenn auch die Gerechtigkeit des Allmächtigen nicht bestätigt werden kann. "Die festen Burgen" verfallen und werden von den eigenen Bewohnern verlassen. Derweil bemüht sich die EKD verzweifelt um die Rettung der Welt. Sie stochern alle im Nebel.