- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
"Was sagt man denn jetzt bloß?" Viele Menschen fühlen sich hilflos, wenn andere trauern. Im schlimmsten Fall gehen sie ihnen sogar aus dem Weg, aus Unsicherheit. Was soll man in Beileidsbriefen schreiben? Kann man im Supermarkt kondolieren? Und trauert man anders, wenn man einen Menschen nicht durch Krankheit, sondern durch Suizid verloren hat?
Sabine Cole hat im September 2021 in chrismon beschrieben, wie sie mit ihrem krebskranken Mann – er hatte einen Hirntumor – das Ende des gemeinsamen Lebens gestaltet. Ihr Mann Gode ist im Januar 2022 gestorben. Gisela Faßbender leitet mit einer Kollegin das Trauercafé im Kirchenpavillon. Frau Faßbender ist ausgebildete Sterbe- und Trauerbegleiterin. Ihr Sohn hat sich vor fünf Jahren das Leben genommen.
Durch den chrismon-Artikel ist die Filmemacherin Julia Horn auf das Ehepaar Cole aufmerksam geworden. Behutsam hat sie die beiden mit der Kamera begleitet, ihr WDR-Film "Wenn die Worte gehen" wurde allein auf Youtube über eine Million Mal aufgerufen.
Aufzeichnung vom 16. September 2023, 11.15 bis 12.00 Uhr
Zum ersten Mal fand das Webinar live on stage beim Journalismusfestival b°future in Bonn statt. Aufzeichnungsort war der Kirchenpavillon der Kreuzkirche mitten in der Bonner Innenstadt.
Es moderierten die chrismon-Chefredakteurinnen Ursula Ott und Claudia Keller.
Das Jammertal darf nicht zur Fallgrube werden.
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Was gibt und ist Trost? Ich bin betroffen. 2 mal in 3 Monaten war ich am Boden und mußte wieder aufstehen. Was ist/gibt Trost? Aufmuntern, dem Leben einen neuen Sinn geben, sich selbst aus dem psychischen Tief reißen. Hoffnung (welche auch immer) erhalten und geben, Hilfe anbieten und geben. Kontakt halten. Sein Leben aktiv gestalten, in dem man Aufgaben sucht und erfüllt. Dazu gehört auch, nicht zu verludern und zu verlottern. Früh aufstehen, täglich Sport, Gymnastik auf dem Balkon, wenn man nachts wach wird. Auch wenn man das vorher nie gemacht hätte. Nicht die Trauer suchen und pflegen. Sie ist trotzdem allgegenwärtig. Trost gibt auch die Vorstellung, dass DIE/DER Verstorbene stolz auf Dich wäre, wie Du SIE/IHN in Ehren gehalten und selbst positiv überlebt hast. Ungerechtfertigte Schuldzuweisungen sind unbedingt zu vermeiden. Das Unabänderliche ist zu akzeptieren. Und wenn nötig, unbedingt das Gewicht in Grenzen halten, denn die Trauer verleitet nicht nur zur psychischen, sondern auch zusätzlich zur physischen Unbeweglichkeit. Es macht keinen Sinn, aus Verzweiflung ein Loch in die Luft oder Wand zu starren.
Trost
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Da ist was dran. Aber auch zu viel verlangt? Es gibt noch einen Weg. Man muss den Abwärtsstrudel verlassen. Er beginnt von aussen, dreht sich immer bis er uns im Zentrum mit einer Implosion verschlingt. Kaum ist wieder eine trügerische Beruhigung, beginnt der verschlingende Kreislauf erneut. Er ist nur zu unterbinden, wenn man für sich die nächsten Aufgaben formuliert. Zuerst die nächsten 5 Minuten, die Stunde, die Tageszeit, die Woche, die Jahreszeit, das Jahr. Nachts daran denken, planen und begreifen, dass Trauer auch Selbstmitleid ist. Der/die Tote erreicht unsere Trauer nicht mehr. Er und sie ist dennoch immer da. Es macht keinen Sinn, der Umwelt beweisen zu wollen, wie edel und vorbildlich man trauert. Gut wäre es, 2 Wochen nach der Beerdigung einen Urlaub ohne Trauerkleidung zu machen. Die Reise-Gesellschaft muss das nichr wissen. Trauer wird weder "schöner" noch geringer, wenn andere Personen sie zwangsweise teilen sollen. Trauer ist, wie die Liebe, unser ganz persönlicher Kokon. Ein Erinnerungsschatz. Nur die Zeit kann den Kokon wie den Seidenfaden abwickeln. Das "Keid" aus dieser Seide bleibt.
Hiob ist am Start zur…
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Hiob ist am Start zur Vernichtung jeder Hoffnung. Eine Katastrophe verführt zu Gedanken ohne Ausweg. Wer kennt ihn nicht, den Strudel der Verzweiflung, der jede Zukunft verschlingt. Es ist kein Wettlauf, aber ein endloses gedankliches Durcheinander um das Unglück und seine Folgen. Die Gedanken beginnen sich zu drehen, sie überstürzen sich und jede Ordnung ist dahin. Sie haben keinen Ausweg, beginnen mit immer höherer Geschwindigkeit zu kreisen. Der Strudel verschlingt sie und führt zur Explosion der Emotionen, zum Schrei, zum Weinkrampf, zur Erschöpfung und dann gnädig in den Schlaf. Kaum ist die Besinnungslosigkeit überwunden, saugt der Strudel erneut die Zukunft zur leeren Hülse. Die Flucht scheitert an der Kraft, den Nebel über der Zukunft zu lichten. Die Befreiung aus dem traurigen Zwang gelingt nur durch die Zeit, durch den Verstand und eine Änderung der Richtung. Damit sollte bald begonnen werden. Nicht mit dem Weg des Vergessens, wohl aber mit dem Pfad der Verantwortung gegenüber sich selbst und den Abhängigen. Welche Aufgaben rufen, für was und wen habe ich die Verantwortung? Was muss ich in den nächsten Stunden, Morgen, bald tun? Was kann mir niemand abnehmen? Mit der Planung der Zukunft beginnen. Wenn möglich eine Gesellschaftsreise mit Freunden. Auf keinen Fall alleine, denn Einsamkeit lässt jede Trauer übermächtig werden. Sie Trauer ist dennoch eine ständige Begleiterin und vertieft jedes Verlassensein. Sie wird weder edler durch eine besondere Anerkennung noch schöner durch Kleidung. Nur die Erinnerung bestimmt ihren Wert. Eine Reise lindert vorübergehend das Leid und zeigt neue Ufer. Früh genug wird nach der Heimkehr wieder die gewohnte Umgebung ihre Gewalt zeigen. Der Kleiderbügel mit Kleid oder Anzug ist unerbittlich. Aber jeder neue Morgen zeigt die Sonne und erfordert Lösungen für Aufgaben. Auch die gedanklichen Reisen sollten einen weiteren Radius bekommen und sich nach angemessener Zeit (1 Jahr?) nicht neuen Kontakten verschliessen. Man kann nichts verraten, was man leider nicht mehr hat, aber viel gewinnen, was verloren geglaubt war