- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Meistens koche ich selber. Das hat viele Gründe. In der Küche, meiner persönlichen „Werkstatt“, fühle ich mich pudel- oder vielleicht besser: radieschenwohl. Deswegen, weil Radieschen rot und rund sind, vergnügt durchs Leben kullern und rundherum gut zu gebrauchen sind. In der Küche habe ich meine Ruhe, weil das Handy an diesem Ort nichts zu melden hat. Es sei denn, ich suche nach einem Rezept.
Ja und die Portionen. Ich kann so dimensionieren, wie es mir gefällt und wie ich es vertrage. Ein übervoller Teller bringt meinen Appetit zum Erliegen. Ist die Portion klein und überschaubar, kann es sein, dass ich ein zweites oder gar drittes Mal zulange. Alles eben auch eine Frage der Psychologie, nicht allein der Physis. Mein Mann, der einen gesegneten Appetit hat, besitzt ebenfalls keine besondere Vorliebe für Berge von Futter.
Gerade waren wir beim Inder zum Essen. Nach ein paar kleinen Pakoras, Gemüse gehüllt in frittiertem Kichererbsenteig, wurde uns - peng! - mit Schwung eine riesige Platte Reis auf den Tisch geschmettert. Der Reis war als Beilage für meinen Paneer, den indischen Frischkäse in cremiger Tomatensauce, und das gegrillte Hühnchen meines Mannes gedacht. Eine Beilage, die für mindestens fünf Leute gereicht hätte.
Ich hatte gerade noch Zeit, den Kellner daran zu hindern, mir mehrere Suppenkellen davon auf den Teller zu schaufeln. Wie üblich erntete ich dafür verständnislose Blicke. Es schmeckt Ihnen wohl nicht? Ein bisschen zickig, was? Diätfanatikerin? Manchmal erkläre ich mich, meistens nicht (mehr). Jeder und jede soll so viel oder so wenig essen, wie es ihm und ihr taugt - ohne Rechtfertigungsdruck.
Es kommt noch etwas hinzu:
Über zwei Milliarden Menschen leben fast nur von Reis. Mehr haben sie nicht. Wir werfen Essen weg, auch Reis - weil wir gar nicht so viel schaffen, wie uns aufgetischt wird. Das Mindeste ist, Respekt vor Lebensmitteln zu zeigen, nach denen andere sich im Wortsinn verzehren. Also bitte alles einpacken. Ein erneuter fragender Blick. Auch den Reis? Echt jetzt? Echt jetzt. Ich bin nicht so zickig, wie mancher glaubt. Genau genommen gar nicht.
Schon längst wollte ich wieder mal Arancini machen, gefüllte sizilianische Reisbällchen. Das kann ich mit den Resten aus dem Restaurant: Die Würze im Reis ein bisschen mit Safran variieren, Käse, Pilze, Erbsen, Zwiebeln und Tomaten schmoren, mit Reis ummanteln und das Ganze ausbacken. So leicht kann man in der Küche die Welt verbinden. Cross over – eine gute Devise für das gemeinsame Überleben.
Vom Blog zum Buch:
Sie wollen mehr lesen? Dann gibt es jetzt das Buch dazu von Susanne Breit-Keßler
Nicht so schlimm
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Ich finde große Portionen nicht schlimm, ganz im Gegenteil - was zuviel ist, lasse ich mir einpacken, nehme es mit nach Hause und erfreue mich am nächsten Tag daran.
Doch, ganz furchtbar schlimm!
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Sie haben doch gelesen, welch Ungeheuerlichkeit sich der Ober gegenüber der Gästin herausgenommen hat! Der wollte glatt wissen, ob er die Beilage auch einpacken soll! Wer in dieser Frage kein Problem sieht, der wird es nie zu einer begeisterten Leseratte von fürsorglichen, umwerfend praktischen und lebensklugen Lebensratschlägen bringen. Und darum geht es doch.
Max Zirom
So ein Quatsch!
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Gerade beim Inder kann man immer bei der Bestellung sagen, dass man keinen Reis zum Gericht wünscht.
Immerhin hat die Dame es geregelt gekriegt und den Reis mitgenommen.
Hätte auch vermieden werden können, wenn man sich bei der Bestellung einen genauen Überblick macht.
Spanisch, italienisch, indisch, marokkanisch, türkisch, griechisch - man kann sich überall wunderbar mit mehreren kleinen Vorspeisen sattessen, ganz ohne „riesiges“ Hauptgericht.
Vielleicht kann die Dame sich das für den nächsten Restaurantbesuch zu Herzen nehmen: weniger ist mehr!
C.