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Neulich bei einer Fernsehaufnahme im Studio, Talksendung von Bibel-TV: Alles war fertig, die Klappe gefallen, ich wartete, dass der Moderator mit der Anmoderation beginnt. Doch dann kam die Stimme aus dem Regieraum: "Lasst uns noch kurz beten." Und schwupps war ich rausgerissen aus meinen Gedanken. "Weird – muss das jetzt sein?", durchzuckte es mich; aber es blieb mir gar nichts übrig, als unauffällig die Hände übereinanderzulegen und für einen Moment ganz ruhig zu werden.
Die Stimme aus dem Off betete kurz. Weniger als 30 Sekunden: Frei, bestärkend, passend zur Situation, sie machte klar, dass es nicht allein an uns liegt, ob in der Sendung eine Botschaft rüberkommt, sondern auch in Gottes Hand. Direkt nach dem Amen startete mein Gegenüber mit der Anmoderation.
Dieser kleine Moment hallte nach in mir. Das Gebet in einer dafür unüblichen Situation irritierte mich. Und dann irritierte mich meine Irritation: Ist Beten wirklich so aus der Welt gefallen, dass es mich aus dem Trott reißt? Oder hatte die unerwartete Bitte um göttlichen Beistand mich vielleicht eher ein bisschen beeindruckt?
Beim Beten geht es auch um andere
Beten ist in unserer Gesellschaft – außer in Gottesdiensten – nahezu vollständig aus dem öffentlichen Leben verschwunden. Wenn überhaupt, beten Menschen im Privaten, für sich allein, zu Hause. Wie sollen andere, die nicht schon von klein auf eine Gebetspraxis im familiären Kontext eingeübt haben, einen Zugang dazu finden, wenn es immer nur im stillen Kämmerchen stattfindet? Dabei ist Beten etwas so Tolles – ein Sich-Sammeln, ein Formulieren von Gedanken. Ein Ort für meine Bedürfnisse, meine Gefühle, meine Ängste, meine Freuden.
Beten ist ein Gespräch mit Gott. Und wenn dieses Gespräch ehrlich ist, schenkt es Vertrauen und gibt mir den Raum, auch mal Verantwortung abzugeben und Dinge, die mich stören, in Gottes Hände zu legen. Und: Beim Beten geht es ja nicht nur um mich selbst. Ich nehme ganz bewusst andere in den Blick: meine kranke Nachbarin, die Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal oder einen politischen Gefangenen in Belarus. In der Fürbitte für andere Menschen kann ich Anliegen direkt vor Gott bringen, die in der breiten Öffentlichkeit oft unterzugehen drohen.
Man kann nichts falsch machen
Sicher, beten ist alles andere als ein "Wünsch dir was". Aber beim Gebet löst sich meine innere Hektik, und oft kann ich gerade dadurch äußeren Druck abfallen lassen. In den meisten Situationen tritt das ein, weil ich mich bewusst auf ein Gebet einlasse. Und manchmal kommt es einfach mit der Stimme aus dem Regieraum. Es hat mich berührt, denn aus meinem ersten Impuls "Muss das jetzt sein" wurde ein "Danke dafür", danke für diesen Moment der Konzentration und Entlastung.
Weitere Beiträge unserer chrismon-Herausgebenden finden Sie in unserer Rubrik "Auf ein Wort"
Ich habe gemerkt: Es gibt keine Momente, in denen Beten unpassend wäre. Und doch fällt es mir manchmal schwer, geeignete Zeiten und Orte dafür zu finden. Doch jetzt beginnt ja bald die Fastenzeit, das Motto der Fastenaktion der evangelischen Kirche dieses Jahr ist "Üben!". Wie wär’s mit beten üben? Sich mal ganz bewusst für ein paar Minuten aus allem rausnehmen und zum Stillstand kommen? Dankbar sein, Klagen abwerfen, an sich selbst und andere denken – wie man gerade Lust hat.
Das Tolle am Beten ist, dass man nichts falsch machen kann, und wenn einem keine eigenen Worte einfallen, kann man sich auch einfach welche leihen – die Bibel ist voll davon. Und wer noch Anregung braucht, wie das funktioniert, kann das Beten auch einfach mal aus dem Privaten rausholen und Menschen im näheren Umfeld fragen: "Betest du eigentlich? Und wenn ja, wie?" Ich wünsche uns allen eine inspirierende Fastenzeit.
Sehr geehrte Damen und Herren
Sehr geehrte Damen und Herren,
als ich gestern das erste Exemplar der neuen Ausgabe mit unserer regionalen Tageszeitung erhielt - das zweite kommt dann noch mit der "Zeit" - bin ich beim Durchsehen an zwei stellen "hängen" geblieben.
Vielleicht interessieren Sie meine Gedanken dazu, deswegen diese Stellungnahme.
Zunächst zum gut gemachten Fjord-Schaukel-Bild im Portal: vergleichbar mit dem dazu im Text erörterten "Syndrom" wurde bei mir dabei ein anderer Reflex ausgelöst. Ich dachte nämlich spontan: "So ein interessantes Foto möchte ich auch machen können." Und dabei fragte ich mich dann zunächst, mit welcher Kamera, Brennweite, Belichtungszeit und Blende hier wohl gearbeitet wurde. Aber dann fiel mir ein, wie einfach bei den heutigen Bearbeitungsmöglichkeiten eine Zusammensetzung aus verschiedenen Fotos gewesen sein könnte. Dazu dann das Problem, dass auch objetiv erscheinende Bilder in Medien sehr subjektiv gestaltet sein können. Bei aktueller Berichterstattung wird das dann schnell zur Fälschung.
Ärgerlich auf Seite 10 der Bericht von Frau Heinrich über ihre Reaktion auf ein Gebet vor einer Fernsehaufnahme: "W e i r d - muss das jetzt sein?". Mein erster Gedanke zu der mir unverständlichen Buchstabenfolge am Anfang des Satzes war: "Druckfehler". Aber weil das bei den heutigen technischen Möglichkeiten und Rechtschreibprogrammen eigentlich auzuschließen ist, kam ich auf die Idee, es könnte ein mir unbekannter Begriff aus heute gängiger Jugendsprache sein. Weil Üben ja auch vor Beginn der Fastenzeit gut sein kann, habe ich "weird" gegoogelt. Und die Bedeutung einer englischen Vokabel erfahren, an die ich mich aus 9 Schuljahren Englischunterricht und vielen Gesprächen auf Auslandsreisen nicht erinnern kann. Die Frau Präses und Herausgeberin von Chrismon fand den Beginn mit einem Gebet also etwa "seltsam, komisch, merkwürdig, schräg, verrückt, eigenartig..." oder sonst irgendwie in dieser Richtung. Auch wegen solcher Vieldeutigkeit halte ich diesern kaum gebräuchlichen Anglizismus hier für sehr unangebracht. Dass er für viele Leser unverständlich bleiben dürfte, macht die Sache nicht besser. Und ich habe auch Zweifel, ob Frau Heinrich bei ihrem spontanen Gedanken in dieser Situation wirklich einen englischen Begriff verwandt hat. Es wäre jedenfalls nicht nur sinnvoll sondern hier auch wahrhaftiger, sich bei einer solchen Veröffentlichung verständlich auszudrücken. So komme ich selbst für die Einleitung dieses Artikels zum Beten auch zu der Einschätzung "Weird - musste das so sein?". (Abgesehen von der spachlich auch noch möglichen Assoziation zu einem politischen
Finanzskandal:"wirecard".)
Zum Schluss aber die Bitte an Sie, diese kritischen Anmerkungen auch positiv zu sehen: die Veröffenlichung wird also genau gelesen und regt zum Nachdenken an!
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Knebel
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Ja, ich bin ganz Ihrer
Ja, ich bin ganz Ihrer Meinung, sogar in unserer, von enormen technischen Fortschritten verwöhnten, Zeit haben wir es dringend nötig, uns diese Fragen zu stellen. Unser Alltag ist geprägt von Egoismus, Bevormundung, Gewalt, bewußten Falschaussagen und menschlichen Bedrohungen. Über 100 Jahre Quantenmechanik/-Theorie hat uns bereits vor dem 2. Weltkrieg die Erkenntnis niederschreiben lassen: ‚Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile‘. Die ganzheitlichen Erkenntnisse haben viele Quantenphysiker ihr Philosophiebuch schreiben lassen. ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘ läßt sich mit diesen Erkenntnissen gut begründen.
Die oben genannten Übel sind meines Erachtens nach Folgen fragmentierter Auffassung von der Welt: Hier bin ich, um mich herum ist die Welt und darüber, im Himmel, ist Gott. Diese Trennung führt zur permanenten Selbstbehauptung/-verteidigung.
Die ganzheitliche Auffassung würde hingegen alles miteinander verbinden, die geschöpfte Verschränkung zur Wirkung bringen und bei der Selbstverteidigung alle anderen Menschen gleichwertig mit verteidigen, ergo alle anderen erst gar nicht angreifen oder bevormunden lassen.
Das Gebet, die Selbstreflexion bedingt die innere Erkenntnis des Ganzheitlichen, um positive Auswirkungen Platz greifen zu lassen. Mangels dieser Voraussetzung werden wir auch weiterhin beten, ohne die Übel zu beseitigen. Doch die Möglichkeit der Selbstbefreiung von den Übeln ist uns m.E. längst gegeben, indem wir die, uns mit auf den Weg gegebene, Erkenntnisfähigkeit bemühen, die Schöpfung/das Ganze zu erkennen.
Dipl.-Ing. Rolf Julius, Wülfrath
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