Iva Ladan wird befördert. Es ist Sommer 2017, sie ist nun die neue Direktorin der kroatischen Grundschule "13. Rujan". Iva Ladan ist eine willensstarke Frau Mitte 30, und sie tut, was in Bosnien-Herzegowina nicht gern gesehen wird: Sie geht auf die andere Seite zu. Die Schule, der sie vorsteht, teilt sich das Gebäude mit der bosniakischen Grundschule "Berta Kučera". Es sind "Zwei Schulen unter einem Dach", eine weltweit einmalige ethnische Trennung von Schulkindern: hier die kroatisch-katholischen, dort die bosnisch-muslimischen.
Stefanie Nickel
Gerd Schild
Moritz Küstner
Kein Jahr später ist Iva Ladan ihren Posten wieder los. Im großen Speisesaal des Hotels Turist 98 in der Ortsmitte von Jajce kramt sie eine weiße Schachtel Walter Wolf aus ihrer Handtasche, zündet sich eine Zigarette der kroatischen Marke an, zieht, bläst den Rauch in Richtung Decke. Drei Lehrerinnen haben sie begleitet, eine von ihrer Schule, zwei von der anderen. Sie erzählen, wie sich beide Schulen angenähert haben in den wenigen Monaten von Ladans Dienstzeit. Man habe mehr miteinander gesprochen, erst kürzlich gab es den Zahngesundheitstag für alle Schüler. An einem Ort, an dem sonst nichts Gemeinsames vorgesehen ist, ist selbst Zähneputzen heikel.
Warum hat man der Rektorin gekündigt? "Alles ist politisch in Bosnien", sagt eine der Lehrerinnen. "Es ist ein Teufelskreis", sagt eine andere. "Es endet erst, wenn die Politiker sich ändern", sagt die dritte. Wann wird das sein? Gelächter am Tisch. Dann Schweigen. Iva Ladan sagt dazu nichts. Sie will nicht auch noch ihren neuen, alten Job an der Schule als Sozialpädagogin verlieren.
In Jajce heißt es, die Direktorin sei wohl zu forsch gewesen. Die wichtigen Lokalpolitiker haben kein Interesse an einem Austausch zwischen den Volksgruppen. Katica Čerkez, die Bildungsministerin des zentralbosnischen Kantons, hält es für inakzeptabel, dass Schüler unterschiedlicher Ethnien gemeinsam unterrichtet werden. "Wir haben alle unsere eigene Sprache", sagt sie, niemand dürfe gezwungen werden, sich einer fremden Sprache zu unterwerfen. Dabei sind die drei Sprachen so unterschiedlich wie britisches und amerikanisches Englisch.
Religion und ethnische Zugehörigkeit spielten im sozialistischen Jugoslawien offiziell eine geringe Rolle. Staatschef Josip Broz Tito hielt das Land eisern zusammen. Nach seinem Tod 1980 brodelte es in den Teilrepubliken, im Frühjahr 1992 begann in Bosnien der Krieg. Nachbarn schossen auf Nachbarn, Freunde warfen Handgranaten auf Freunde, Kollegen vergewaltigten Kolleginnen (und Kollegen), Vereinskameraden erstachen Vereinskameraden. Mehr als 100 000 Menschen starben.
Das Dayton-Abkommen von 1995 brachte zwar Frieden, aber keine Ruhe zwischen den ethnischen Gruppen. Das Land wurde aufgeteilt, drei Präsidenten sollen gleichberechtigt die Interessen der Volksgruppen vertreten – doch das System schürt Klientelpolitik und Nationalismus.
Politiker setzen ihre Gesetze nicht um
Aleksandra Krstović hat einen guten Blick auf die Entwicklung des Landes. Von ihrem Büro im 16. Stock des Unitic Tower in Sarajevo schaut sie auf das mit arabischem Geld finanzierte riesige Einkaufszentrum auf der anderen Straßenseite und das Nationalparlament direkt nebenan. Die Hoffnung, dass sich dort unten und in den Schulen etwas ändert, gibt sie nicht auf. Allein schon weil ihre beiden Kinder die Schulzeit noch vor sich haben.
Seit zwölf Jahren arbeitet die ausgebildete Lehrerin bei der bosnischen Abteilung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), kümmert sich auch um die Bildungsthemen im Land. "Es ist eine Schande, dass Politiker in diesem Land bis heute die Jugend mit Nationalismus und der Trennung an Schulen anfüttern und für ihre Sache gewinnen wollen", sagt Krstović. Die OSZE steht bei den Bildungsfragen stellvertretend für die internationale Gemeinschaft, die den Dayton-Vertrag ausgehandelt und somit auch den Weg bereitet hat für ein nationalistisches Schulsystem. 2010 hatte das Parlament von Bosnien und Herzegowina eine Resolution verabschiedet, die Trennung an den "Zwei Schulen unter einem Dach" aufzulösen. Passiert ist seitdem: nichts. "Wir haben keine Werkzeuge, um Druck auf das System auszuüben", sagt Krstović. Man könne die Verantwortlichen nur unterstützen, die Gesetze umsetzen müssten sie schon selbst.
Viele hier verlassen ihre Heimat
Iva Ladan, die geschasste Direktorin, steigt in ihren Dienstwagen. Einige Türen des goldgelben Golf II lassen sich nur noch von innen öffnen, die Kilometeranzeige ist kurz vor 360 000 stehen geblieben. Sie fährt zu ihrem Dienstort. Die Grundschule "13. Rujan"/ "Berta Kučera" hat nur einen Eingang. Besucher erkennen nicht, welche Klassenräume zu welchem Teil gehören. Doch die Schüler wissen vom ersten Tag an: Hier sind wir, dort die anderen.
Was macht dieses System, in dem Iva Ladan arbeitet, mit ihr? Sie atmet tief ein, zieht die dunklen Augenbrauen hoch, lächelt. Auch darüber könne sie eigentlich nicht sprechen. Nur so viel: "Die Situation ist frustrierend für mich, für viele." Auf dem Weg durch die Schule zeigt Ladan noch die Pokale, die in einer Vitrine am Treppenaufgang stehen. Sie führt in die Bücherei, zeigt ein Klassenzimmer mit mintgrün gestrichenen Wänden und vielen Kinderzeichnungen. "Nicht alles ist schlimm", sagt Iva Ladan beim Abschied, so als wolle sie doch noch ein wenig Optimismus ausstrahlen. Es gibt diesen Witz unter bosnischen Lehrern: Zwei Schulen unter einem Dach seien doch immer noch besser als eine Schule ohne Dach. Und tatsächlich ist die ethnische Trennung nur ein Problem unter vielen. In Jajce tröpfelt es immer wieder durch das Schuldach. An anderen Schulen müssen die Kinder Brennholz mitbringen, damit es im Winter wenigstens einigermaßen warm ist.
Zustände, die viele Bosnier ihren Kindern nicht zumuten wollen. Seit 2013 haben mehr als 150 000 Menschen ihre Heimat verlassen. So kamen etwa an Iva Ladans Grundschule nach den Sommerferien 2016 noch 710 Kinder zum ersten Schultag, ein Jahr später waren es nur noch 675. "Eine Schulklasse – weg", sagt sie. Schlimm sei das, die Zukunft gehen zu sehen. Mehr als 20 Jahre nach Kriegsende hat Bosnien-Herzegowina eine sehr hohe Arbeitslosigkeit, sie liegt geschätzt bei 25 Prozent. Der Großteil der Staatsausgaben fließt in die Verwaltung. Das Land hat 3,5 Millionen Einwohner – weniger als Berlin –, aber drei Parlamente, 1000 Abgeordnete und mehr als 160 Minister. An der Macht sind fast durchgehend Nationalisten, ein beliebtes Ziel für ihre Rhetorik: die Schulen. So findet Milorad Dodik, Präsident der serbischen Teilrepublik: "Es ist nicht richtig, dass die Serben einen Genozid begangen und Sarajevo belagert haben, und unsere Schüler werden das auch nicht lernen."
Der Krieg soll kein Thema im Unterricht sein
Mit solchen – unwahren – Aussagen lässt sich hier eine neue Generation von Wählern beeinflussen und Stimmung machen. Anfang Oktober stehen die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an. Ein Sonderermittler der Vereinten Nationen nannte die Schulen in Bosnien-Herzegowina gar eine "Kalte-Kriegs-Zone". Da spüren Lehrer den Hass der Eltern, wenn sie zu deutlich für Verständnis gegenüber den anderen Ethnien werben. Da ist an einer muslimischen Schule die Zeit noch nicht reif für eine serbische Direktorin.
Auch Leonard Valenta weiß, wie schwierig es ist, das Schubladendenken zu verändern. Der 41-Jährige unterrichtet Geschichte am Katholischen Schulzentrum in Sarajevo. Auch Nichtkatholiken besuchen die Schule. An katholischen Feiertagen ist sie geschlossen, aber auch an muslimischen und orthodoxen Festtagen.
Valentas Geschichtsunterricht endet mit dem Zerfall Jugoslawiens im Jahr 1991. Die katholischen Schulen sind die einzigen, die sich noch an das Moratorium halten, das einst die OSZE vorgegeben hatte: Der Krieg soll in der Schule nicht thematisiert werden. Ist das Schweigen wirklich besser als eine Diskussion? Ja, sagt Valenta, "es ist immer noch zu früh, darüber zu reden". Das Land brauche noch Abstand, sonst würden sich Hass und Hetze verbreiten, glaubt Valenta.
Zweieinhalb Jahre hat Leonard Valenta an einem Schulbuch für den Geschichtsunterricht geschrieben. "Es ist ein revolutionäres Buch", sagt er selbst darüber. Nicht nur weil es das erste Schulbuch aus recyceltem Papier ist. Es ist auch das erste, in dem Gavrilo Princip, dessen Mord an Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie 1914 mit zum Entstehen des Ersten Weltkriegs beigetragen hat, weder Held noch Terrorist ist. Es ist ausgewogen, es ist multiperspektivisch – und es ist das am schlechtesten verkaufte Schulbuch des Landes. "Ich versuche, das als Kompliment zu sehen", sagt Leonard Valenta. Er macht gerade seinen Doktor in Belgrad, ist oft in Deutschland, auch in Kroatien. Manchmal denkt er darüber nach, Bosnien-Herzegowina zu verlassen. Aber so schwierig es hier auch ist, so sehr schätzt er es doch auch, etwas bewirken zu können, im Kleinen, mit den Kindern, ihnen kritisches Denken näherzubringen. Als Christ sei er ja schließlich verpflichtet, optimistisch auf das Leben zu schauen, sagt Valenta. Und als Historiker weiß er, dass Veränderung Zeit braucht.
Schüler reißen den Zaun auf dem Schulhof ein
Aber nicht nur Lehrer wollen etwas verändern, auch Schüler lehnen sich gegen die ethnische Trennung auf. So wie Tarek Karić aus Travnik. Er führt durch den Eingangsflur seiner Oberschule in Travnik, zeigt nach oben und lacht: "Das war bis vor kurzem unsere Heizung." An der Decke hängt noch der Heizlüfter, ein riesiger quadratischer Föhn. "Hier ist so vieles kaputt", sagt Tarek auf Deutsch.
Das Schulgebäude Travniks, zwischen Sarajevo und Jajce gelegen, könnte man sich als Symbol für die Trennung nicht besser ausdenken. Der rechte Teil aus dem 19. Jahrhundert leuchtet in Blau und Weiß. Hier ist die katholische Schule untergebracht. Im linken Teil bröckelt der gelbe Putz von der roten Ziegelsteinwand, über den Fensterrahmen nisten Tauben, dies ist die bosniakische Schule. In der Schulcafeteria erzählt der 18-jährige Tarek, wie er mit ein paar Freunden den Drahtzaun, der den Schulhof trennt, eingerissen hat. "Ich will das nicht akzeptieren", sagt Tarek. Er und seine Mitschüler seien Spielball der Politiker, er sieht, wie Hass und Vorurteile gesät werden – und gleichzeitig die Qualität der Schulen mit jedem Jahr schlechter wird. Tareks Direktorin stand übrigens hinter ihren Schülern und schlug ihrem Kollegen vor, doch lieber Blumentöpfe hinzustellen, wenn man schon eine Linie brauche. Kurz darauf wurde dort ein neuer Zaun errichtet, mit dickerem Draht und Stützpfosten aus Beton.
Dabei sollte die bosniakische Schule längst in den Neubau ein paar Meter die Straße hinauf umgezogen sein, doch der wird nicht fertig. Tarek erzählt, etwa sieben Millionen Euro habe der Bau schon gekostet, aber nur 1,5 Millionen Euro seien auch angekommen. Der Rest? "Versickert." Die andere Seite wartet seit Jahren darauf, dass Tarek und seine Mitschüler gehen. Und das hat er tatsächlich vor: Ab Herbst studiert er Medizin im österreichischen Graz.
Die Jajcer Oberschule ist eine der wenigen, in der sich kroatische und bosniakische Schüler eine Bank teilen. Die Klassen ethnisch gemischt, der Unterricht nach kroatischem Curriculum: Das diskriminiere die bosniakischen Schüler, fanden die Politiker des zentralbosnischen Regionalparlaments und entschieden, unter demselben Dach eine neue Oberschule zu eröffnen – damit jede Seite eine eigene Schule habe.
"Wir kommen doch gut miteinander aus – was soll das?", sagt Ivica Jukanović, 17 Jahre alt. "Die Erwachsenen spielen ihre Spiele auf dem Rücken der Kinder", sagt er. Dem Land insgesamt, aber auch einem kleinen Städtchen wie Jajce könne es nur besser gehen, wenn man nach vorne schaue, statt alte Gräben zu vertiefen – nur dann würden sich auch etwa Unternehmen aus dem Ausland stärker in Bosnien engagieren. Es gibt auch andere Gründe, die ihn und seine Mitschüler antreiben: Freunde, die zur anderen Seite gehören, würden sie nur noch nach der Schule sehen können. Klassengemeinschaften würden auseinandergerissen.
Eine Auszeichnung für die Demonstranten
Im Sommer 2017 ziehen Jugendliche aller Volksgruppen mit Transparenten durch Jajce, darauf "Segregation ist eine schlechte Investition" oder "Wir wollen die Zukunft sein und nicht die Vergangenheit wiederholen". Immer mehr Leute schließen sich dem Protest an. Ivica Jukanović wird bedroht, als er zu Fuß über eine Brücke geht: Ein Unbekannter öffnet die Tür seines Vans, schaut den Jungen an und grollt: "Hör auf damit, sonst schmeißen wir dich von der Brücke!" Im Internet hetzen Nationalisten gegen ihn: Er sei ein Verräter, schreiben sie über den Schüler. Doch der Protest wirkt, das Regionalparlament gibt den Plan auf. Vorerst. Eine Sensation im Land, Jajce ist zum Synonym für Hoffnung geworden.
Ivica, inzwischen Kellner in einem Restaurant, schwankt zwischen Freude und Vorsicht. "Wir haben eine Schlacht gewonnen, der Krieg ist noch nicht vorbei", sagt er. Und fürchtet, die Politiker warteten nur ab, bis auch die anderen Anführer der Proteste ihre Abschlüsse gemacht haben. Vielleicht hilft den jüngeren Schülern aber auch Aufmerksamkeit von außen: Im November verleiht die OSZE Ivica und seinen Freunden den Max-van-der-Stoel-Award – "für ihren Mut und ihren inspirierenden Aktivismus".
Seit dem Frieden von Dayton 1995 ist Bosnien-Herzegowina gespalten in die serbische Teilrepublik Republika Srpska und die Bosnische Föderation, die mehrheitlich von Bosniaken (bosnischen Muslimen) und kroatischen Bosniern bewohnt wird. Die meisten Kinder gehen in ethnisch getrennte Schulen, die Curricula unterscheiden sich in Sprache, Geografie, Geschichte, der Interpretation des Krieges. Eine Besonderheit sind die über 50 "Zwei Schulen unter einem Dach", jeweils eine kroatisch und eine bosniakisch: zwei Direktoren, zwei Lehrerkollegien, Unterricht zu anderen Zeiten, die Schulhöfe oft getrennt. "Eine Zone des Kalten Krieges, in der Schüler die Opfer der Vorurteile von Erwachsenen werden", so die Vereinten Nationen.
Beitrag "Kalter Krieg im Klassenzimmer"
Sehr geehrte Chrismon Redaktion,
Zum obigen Beitrag möchte ich meine Entäuschung äußern, dass ein "christliches" Blatt wohl auch nur dem Mainstream Spin verpflichtet ist und keinerlei kritische Betrachtung erlaubt.
Gerade in heutiger Zeit von engagierten Revisionsversuchen und der allgemeinen Dominanz von politischen Radikalen in der Region des ehemaligen Jugoslawiens hätten die Menschen eine Perspektive verdient. Das deskriptive Narrativ vom "Pulverfass Balkan" ist ein Schlag ins Gesicht für die dortige Bevölkerung, da die Ist-Situation tatsächlich von der internationalen Gemeinschaft kreiert, verschrieben und vollzogen wird. Nur ein Beispiel: 3 Parlamene, 160 Ministerien und 1000 Abgeordnete sind das Produkt der internationalen Staatengemeinschaft. Bosnien ist das Land welches die größten Unterstützungssummen der EU erhalten hat in den letzten 20+ Jahren, doch nur 0,1 % dieser Mittel kamen tatsächlich im Leben der Menschen an. Das Kleingedruckte dieser "humanitären Hilfen" entblößt die Mechanismen hinter den vorzeige Deklarationen. Mein Punkt hier ist es grenzt an Zynismus eine moralische Kritik an Missständen zu äußern, die massgeblich von aussen gestaltet und herbeigeführt wurden.
Diagnosen ohne echte Therapieangebote sind Wasser auf die Mühlen der Segration unter den verschiedenen Menschen, Regionen und Religionen der Region.
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Ihr Kommentar
Lieber Bob D., was Sie bemängeln, steht im Text - dass das Schulsystem von der internationalen Gemeinschaft aufoktroyiert wurde, ebenso wie der Hinweis zur Korruption im Land. Das Autorenteam geht davon aus, dass es Kräfte/Ursachen von außen und innen gibt, die die vertrackte Situation geschaffen haben und bis heute festigen. Einfache Therapieangebote gibt es leider nicht. Das Aufzählen der Missstände ist erst einmal wichtig, es ist eine Diagnose, kein Zynismus. Und mit Beispielen wie in Jajce wird zumindest aufgezeigt, dass es Kräfte gibt, die sich für eine demokratische, friedvolle und funktionierende Gesellschaft einsetzen.
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Beitrag "Kalter Krieg im Klassenzimmer" Antwort
Liebe Maraike, besten Dank für die Aufmerksamkeit und Antwort. Leider muss ich Ihren Ausführungen widersprechen. Der Text erwähnt niergendwo dass die verschieden Narrative der ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken von aussen bestimmt werden. Im Artikel steht "...in der Schüler die Opfer von Vorurteilen von Erwachsenen werden, so die Vereinten Nationen." Mit Erwachsenen sind hier wohl die Erwachsenen in Bosnien, Kroatien, Serbien gemeint und nicht die hohen Gesandten der EU.
Stimme vollkommen zu dass ohne durchgehende Diagnose keine entsprechenden Hilfen initiiert werden können. Doch wie kann dies gelingen ohne die Partizipation und Berücksichtigung der Menschen und deren Interessen? Sie beschreiben selbst im Artikel wie zögerlich und sorgsam engagierte Lehrkräfte ihre Worte wählen müssen und was es beruflich bedeutet wenn man die offizielle party line zu verlassen oder erweitern versucht. Solange die Agenda der internationalen Gemeinschaft ihre Interessen vertritt, was nachvollziehbar und gewöhnlich als Real Politik definiert wird bleiben die dortigen Menschen, die hierbei gegeinander ausgespielt werden, auf der Strecke. Dies ist unerträglich.
Selbstverständlich ist jeder Friedensprozess nach kriegerischen Auseinandersetzungen komplex und schmerzhaft für alle Bürgerkriegsparteien. Am Beispiel der ehemaligen "Erbfeinde" Deutschland und Frankreich waren diese nach dem zweiten Weltkrieg innerhalb von nur 5 Jahren dabei zusammen die ersten Schritte zur europäischen Gemeinschaft zu gestalten.
Seit 23 Jahren gilt der Krieg in Bosnien als beendet. Wem nutzt ein status quo und warum werden Populisten und Radikale gefördert? Wieso wird es engagierten Sachkundigen (Historikern, Journalisten, Politologen) die in der ganzen Region sich engagieren ihre Arbeit erschwert oder sogar untersagt?
Ich befürchte solange diese externen "Sachzwänge" und deren Einfluss auf die Region diese politische Richtung beibehalten es zu keinerlei wahren Diagnosen kommen kann.
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