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Als die Redaktion der bekannten Talkshow aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen mich anrief und fragte, ob ich übernächste Woche an der Diskussion über Religion teilnehmen wolle, schmeichelte das meiner Eitelkeit gewaltig. Natürlich tun wir Journalisten aus den gedruckten Medien gerne so, als seien wir über die Verlockungen des unterhaltenden Teiles der Zunft erhaben. Aber wenn man uns dann einlädt – nun, dann freuen wir uns doch.
Es ist eine andere Form von Präsenz, wenn man auf der Mattscheibe erscheint. Ich merke das an den Reaktionen der Bäckerin oder der Mutter des Schulfreundes meines Sohnes: „Ich habe dich vorletzte Woche im Fernsehen gesehen. Spannende Sendung.“ Als Schreiber ist man das nicht gewöhnt, auf seine Elaborate angesprochen zu werden. Es sei denn, jemand aus dem Bekanntenkreis hat sich über diese Kolumne ganz besonders gefreut oder schrecklich geärgert.
Dennoch habe ich versucht, meine Enttäuschung zu verbergen, als mich dieselbe Fernsehredakteurin zwei Tage später erneut anrief: „Sorry, Herr Brummer, aber wir haben jemanden anderes gecastet.“ Ich zeigte mich als guter Verlierer, wollte aber doch wissen, warum man mich wieder auslud. Da es eine nette und aufmerksame Kollegin war, erzählte sie es mir. Natürlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit (weshalb ich auch Sender und Format hier nicht nenne).
Eiern Sie nicht rum, Mann! Reden Sie Klartext! So einfach ist das
„Also“, seufzte sie, „ganz ehrlich: Es ist immer dasselbe Problem mit euch Evangelen. Ihr seid zu vernünftig, zu differenziert. Wir brauchen klare, knappe, deutliche Ja- oder Neinstimmen. Deswegen haben wir jetzt lieber den katholischen Bischof X, Herrn Y von Millî Görüs¸ für die Muslime und die Atheistin Z aus der Linkspartei eingeladen. Ich hätte ja lieber die katholische Ministerin und Sie dabeigehabt.“ Gut.
Seit dieser Erfahrung habe ich ein Problem weniger als Fernsehzuschauer, der im öffentlich-rechtlichen System zu Hause ist, dort aber fast nur noch in den Spartenkanälen und den dritten Programmen herumzappt. Ich frage mich nicht mehr, nach welchen Kriterien die Teilnehmenden an TV-Debatten ausgewählt werden. Und neige mein Haupt in tiefem Respekt vor der Verpflichtung dieser Formate gegenüber einer uralten Tradition der Unterhaltung in diesem Land. Sie war früher überwiegend auf Jahrmärkten zu finden, später in Kindergärten. Die Rede ist vom Kasperltheater, auch von mir als Kind heiß geliebt.
Im Kasperltheater steht die Rollenverteilung außer Zweifel. Da ist der Kasper und dort das Krokodil. Hier ist gut, am anderen Bühnenrand öffnet das Böse seinen Rachen. Und dazwischen irrt der törichte Seppel herum oder die naive Gretel. Herrlich, wenn Kasper mit der Pritsche dem Krokodil aufs Maul haut. Aber das Krokodil muss zuvor mörderisch aufgetreten sein. Würde Kasper einen braven Hund hauen oder ein Eichhörnchen, könnte sich das Publikum nicht freuen.
An dieser Stelle muss ich allerdings einräumen, dass die TV-Talks gegenüber dem Kasperltheater immerhin eine bedeutende Verbesserung vorweisen können. Sie schaffen es, die Rollen so zu besetzen, dass dieselben Akteure von verschiedenen Teilen des Publikums kontrovers wahrgenommen werden – des einen Krokodil ist des anderen Kasper, des einen Held des anderen Monster.
Aber sage niemand, dabei gehe es um ein echtes Gespräch, während dessen sich bei den Teilnehmern und/oder dem Publikum Einstellungen, Wahrnehmungen und Ansichten veränderten. Und behaupte keiner, Ziel sei neue Erkenntnis. Nein. Es geht um Unterhaltung. Da kann Differenzierung ausgesprochen störend sein. Das ging mir in den vergangenen Wochen bei vielen TV-Debatten über die Ereignisse in Tunesien oder vor allem Ägypten durch den Kopf. Wenn dort ein politischer Diskutant meinte, man müsse das alles differenziert betrachten und sich mit schnellen Urteilen zurückhalten, dann hatte er bereits verloren. Eiern Sie nicht rum, Mann! Klartext, bitte! So einfach ist das!
... und dabei ist das so
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Sehr aufschlussreicher Beitrag...
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Vertraulichkeit? Nicht Ihre Stärke!
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Gut zu wissen, dass die
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Krasse Fehlentscheidung
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Sehr verschwiegen
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... und sich ihnen zu widmen ist ermüdend für den Geist
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Wundert mich nicht...
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Unter dem Siegel der Verschwiegenheit
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Zu vernünftig, zu differenziert
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Grundsätzlich...
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Die Tugend des Differenzierens
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Vielen Dank...
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Differenziertheit
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Mir ist dieser Vorfall wieder
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