Mehrgenerationenhaus in Wunstorf  - Haus der Vielfalt
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Cornelia Coenen-Marx
Alternativen für die Single-Gesellschaft
Cornelia Coenen-Marx beschäftigt sich schon ihr ganzes Leben mit dem ideellen und praktischen Wert von "Gemeinschaft". In ihrem neuen Buch geht es um Einsamkeit, Wahlfamilien und die Kirchengemeinschaft im Wandel.
Tim Wegner
15.02.2022

Gutes oder schlechtes Timing? Das sei gar nicht so einfach zu beantworten, berichtet die Theologin und Buchautorin Cornelia Coenen-Marx. 2019 hatte die Mitbegründerin und einstige Herausgeberin von chrismon mit den Recherchen zu einem neuen Buch begonnen. Kurz darauf begann die Pandemie.

Die Themen des Buches wurden noch virulenter: Einsamkeit und Nachbarschaft, gute Quartiersarbeit, neue Wohn- und Lebensgemeinschaften, innerhalb und außerhalb der Kirchengemeinschaft und in der Diakonie. All dies hat Cornelia Coenen-Marx schon immer umgetrieben. Als junge Pfarrerin (übrigens die erste Frau im Kirchenkreis) bewohnte sie mit ihrem Mann ein großes altes Pfarrhaus in Mönchen-Gladbach und dachte schon damals: "Warum leben wir hier nicht in einer WG? Platz dafür ist da." 

Die "Neuentdeckung der Gemeinschaft" heißt ihr Buch, und als sie in der Pandemie zu ihren Themen recherchierte, stieß sie zunächst auf viel Positives. Fast euphorisch feierten viele Menschen Mitte 2020 die Wiederentdeckung ihrer eigenen Nachbarschaft. Heute wissen wir, dass gemeinsames Singen und Klatschen vom Balkon weder an der schlechten Bezahlung von Pflegekräften noch an der Veinsamung vieler Menschen wirklich etwas geändert hat.

Die Neuentdeckung der Gemeinschaft. Chancen und Herausforderungen für Kirche, Quartier und Pflege, Vandenhoeck&Ruprecht Verlag 2021
  Für alle Menschen, die an neuen Wohnformen, neuen Ideen, auch für die Arbeit in und mit Kirche interessiert sind, ist es ein Fundus an Best Practice Beispielen. In Düsseldorf beispielsweise gibt es einen gemeinnützigen Verein mit dem Namen "Wohnschule": Bitte gerne auch bundesweit.

Das Buch erschien im Herbst letzten Jahres, seither hat sich schon wieder vieles geändert. Einiges sieht die Autorin noch kritischer als in der Phase des Schreibens. "Zuerst dachte ich wirklich, die Pandemie wirkt wie ein toller Schub für neue Ideen, auch für meine Kirche." Mittlerweile ist ein wenig Ernüchterung auch bei ihr eingekehrt: "Gerade in den Lockdowns haben so viele Menschen schrecklich unter der Isolation gelitten." Doch ihre positive Lebenshaltung will sie sich nicht absprechen lassen.

Zum Beispiel Lesungen. Reisen ging nicht, also blieb sie zu Hause, und lud die Menschen zu Online-Lesungen ein. Ein Gewinn. Statt Tisch, Stuhl und Wasserglas gab es Kacheln, Fotos und Musik und dazu Break-Out-Sessions: "Sicher, ich war nicht vor Ort", erzählt sie, "aber nah dran an meinen Zuhörer*innen." Sie konnte Fragen beantworten, Erfahrungen austauschen und das mit Menschen, die hunderte von Kilomentern entfernt lebten: "Nach einer Ankündigung auf meiner Facebookseite kamen neulich Interessierte  aus St. Gallen, Hamburg, Hannover und Frankfurt zu einer Lesung am Bodensee - ein Link und eine kurze Verabredung genügte." 

 

PS in eigener Sache: Die "Wohnlage" geht jetzt in eine kleine Pause - am Donnerstag, 17. März geht es hier weiter.

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Kolumne

Dorothea Heintze

Wohnen wollen wir alle. Bitte bezahlbar. Mit Familie, allein oder in größerer Gemeinschaft. Doch wo gibt es gute Beispiele, herausragende Architekturen, eine zukunftsorientierte Planung? Was muss sich baupolitisch ändern? Wohnlage-Autorin Dorothea Heintze lebt in einer Baugemeinschaft in Hamburg und weiß: Das eigene Wohnglück zu finden, ist gar nicht so einfach. Alle zwei Wochen.