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RKI-Chef Lothar Wieler sagte es grammatikalisch fragwürdig, aber doch recht deutlich: „Jeder Mann und Maus, der impfen kann, soll jetzt gefälligst impfen. Sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff.“ Das war im November. Fast zeitgleich rief Christel Bienstein, Präsidentin des Pflege-Berufsverband laut "Hier!" und machte klar: "Jede Pflegefachperson ist durch ihre Ausbildung in der Lage, die Impfung durchzuführen.“ (Kann ich übrigens bestätigen)
Das Boostern ginge viel schneller voran, sagt Christel Bienstein, wenn Pflegende mitimpfen würden. Gebrechliche Menschen bräuchten nicht mühsam in eine Arztpraxis gefahren werden, weil der ambulante Pflegedienst ohnehin nach Hause kommt. Und Altenheime müssten nicht auf einen Impfteam warten.
Dürfen die das?
Aber nun wurde entschieden: Impfen sollen neben Humanmedizinern nur: Apotheker, Zahnärzte und Tierärzte. Mann und Maus eben.
Christel Bienstein ärgert sich:„Ich frage mich, warum Pflegefachpersonen in der Pandemiebekämpfung auch hier wieder nicht mitgedacht werden.“ Sie weiß es selbst. Es gibt da ein rechtliches Problem: Man spritzt den Impfstoff in den Muskel, und eine "intramuskuläre Injektion" von Medikamenten ist eine ärztliche Tätigkeit. Der Arzt oder die Ärztin kann diese an Pflegekräfte delegieren und muss dann anwesend sein, um auf mögliche Komplikationen reagieren zu können. Im Krankenhaus ist das die Regel. Im Altenheim und bei den Patienten zuhause sind aber eben keine Mediziner*innen vor Ort.
Mehr Kompetenz
Bienstein bleibt trotzdem dran. "Die Möglichkeit, dass Pflegefachpersonen unter bestimmten Bedingungen eigenständig impfen dürfen, kann und muss politisch geschaffen werden", fordert sie. Es geht um mehr als um die Covid-Impfung. Schon lange wollen Pflegende mehr Eigenständigkeit. Ist ja auch kein Zustand: Sie lernen drei Jahre auf hohem Niveau und müssen dann den Arzt bitten, dass er eine bestimmte Matratze verordnet.
Der neue Koalitionsvertrag gibt Hoffnung, dass sich da was ändert. Ärzte und Ärztinnen sehen das etwas skeptisch. Viele haben ja schon ein Problem damit, dass Apotheker impfen dürfen. Wieler wurde noch einmal deutlich: „Es muss jetzt Schluss sein, dass irgendwer irgendwelchen anderen Berufsgruppen aufgrund von irgendwelchen Umständen nicht gestattet zu impfen." Diesmal grammatikalisch korrekt - inhaltlich sowieso.