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Eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist die Basis allen Glücks. Wie sollen kleine und kleinste Kinder ein gelingendes Leben erfahren ohne die Liebe und Hilfe und das gute Vorbild ihrer Eltern? Und wie sollen alte und vielleicht gebrechliche Menschen in Würde leben und altern können ohne die Unterstützung und Hilfe und Liebe von Jüngeren? Die Grundlage aller Solidarität heißt: Die Alten unterstützen die Jungen und umgekehrt. Genau so hat es die Natur oder die Schöpfung oder das Leben vorgesehen.
Die Corona-Zeit und die Zeit der Klimaerhitzung ist auch eine Zeit dieses solidarischen Lernens. Die Virologen sagen uns: Wer um die 80 Jahre alt ist und an Corona erkrankt, muss zu etwa 10% mit dem Tod rechnen. Wer um die 60 Jahre alt ist, zu einem Prozent und wer unter 40 Jahre alt ist, nur zu einem Promille. Allein diese Zahlen zeigen, das Solidarität der Jungen mit den Alten eine große Hilfe sein kann, um diese Pandemie gut zum überleben. In diesen Monaten habe ich sehr oft junge Leute sagen hören „Ich achte auf die Corona-Hygiene-Regeln AHA, um meine Großeltern und meine Eltern zu schützen“. Das ist gelebte Solidarität der Jungen mit uns Alten. Dafür bin ich dankbar.
Umgekehrt stellt sich auch uns Alten die Solidaritätsfrage bei der Klimaerhitzung, die in erster Linie die Jungen betrifft. Wir Alten müssen uns fragen: „Sind wir die Generation, welche die Klimaerhitzung zu verantworten hat oder sind wir die Generation, welche die Klimaerhitzung noch stoppen kann?“ Es geht dabei um die „Überlebensfrage“ (Angela Merkel) unserer Kinder und Enkel. Auch hier wird Solidarität und Liebe zwischen Jung un Alt ganz konkret und praktisch.
Ein persönliches Erlebnis bei diesem Thema: Ich habe in den letzten Jahrzehnten weltweit über 5000 Vorträge zum Thema Klimaerhitzung und Energiewende gehalten und über 150 Fernsehsendungen dazu produziert. Nach einem dieser Vorträge kam ein älterer Herr und meinte: „Herr Alt, das ist ja alles recht und schön mit ihrer Solar- und Windenergie. Aber wissen Sie, ich bin schon 75, für micht reicht´s noch mit der alten Energie“. Ich habe ihn dann gefragt: „Haben Sie Enkel?“ Daraufhin sagte er gar nichts, senkte den Kopf und ging. Wollen wir wirklich nach dem Motto leben: Nach uns die Sindflut? Ich kämpfe auch für die rasche Energiewende, weil wir Verantwortung haben gegenüber unseren Kindern und Enkeln.
Sowohl bei der aktuellen Corona-Krise wie auch bei der langfristigen Klimaerhitzung zeigt sich, ob wir zu wirklicher Solidarität zwischen Jung und Alt fähig sind. Solidarität ist ganz einfach ein anderes Wort für Liebe.
Liebe und Solidarität sind die Grundlage wahrer Existenz und die Basis humanen Zusammenlebens. Diese Kunst können wir vor allem in Krisenzeiten lernen und trainieren so wie wir einst Radfahren und Schwimmen geübt und gelernt haben. Es ist immer möglich, Egoismus zu überwinden und Liebe zu vertiefen. Mein Freund, der Dalai Lama, meint: „Liebe ist das Gegengewicht zum Unglück in der Welt“.
Beim Trainieren dieser Liebes-Tugend kann den Jungen ihre Neugier und Kreativität ebenso helfen wie uns Alten unsere Lebenserfahrung und Lebenslust. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir noch viel Lebenszeit oder wenig vor uns haben. Zum Glück wissen wir das nicht. Wichtig ist nur eins: „Carpe diem – nutze den Tag“ – egal wie alt oder jung du bist. Solange du lebst und ein Ziel im Leben hast, kannst du an deinem Glück arbeiten – das ist nicht nur der Sinn unseres Hierseins, das ist auch das beste Rezept für unsere Gesundheit und Lebensfreude. Dieses Lebensrezept heißt in allen Religionen und Weisheitslehren – Liebe.
Wer das Leben wirklich liebt, sollte auch die Liebe leben. Und das können wir während unserer gesamten Lebenszeit, ob jung oder alt, bis zum letzten Atemzug. Und am besten durch gegenseitige Solidarität.
Nicht nur im privaten Leben ist die Liebe die beste Arznei, sie hilft auch im gesellschaftlichen, im beruflichen und politischen Leben. In Zeiten zunehmender Ungerechtigkeit zwischen arm und reich, zwischen den Reichen im Norden und den Armen im Süden, sind Solidarität und Liebe, Gerechtigkeit und Empathie die Voraussetzungen für eine bessere Welt. Dies gilt selbstverstädnlich auch in unserem Verhältnis zur Natur.
Die rasche 100-prozentige Energiewende schaffen wir nur in Verbindung zwischen Ethik und Technik. Diese Kombination hilft uns zu jener Schöpfungspiritualität, die zum Beispiel Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“ aufzeigt. Wir können nicht länger gegen die Natur arbeiten, sondern nur mit ihr. Und dabei heißt die alles entscheidende Frage: Was brauchen wir wirklich, um uns gut zu fühlen? Die Machtfrage der Zukunft heißt: Geld oder Natur? Nur wenn wir endlich lernen, auch die Rechte von Tieren und Pflanzen zu achten, können wir Menschen, ob jung oder alt, langfristig ein gutes Leben führen. In der Tiefe ist alles eins. Das zeigt uns sehr drastisch die Corona-Krise. Alles Leben lebt auf einer Erde unter einer Sonne. Und: Wir sind eine Menschheit. Und Leben funktioniert nur im Zusammenleben.
Meine Lebenserfahrung mit 82 lehrt mich: Der Sinn unseres Lebens sind diese Lern- und Solidaritätsprozesse. Alles andere ist ziemlich langweilig und unnötig.