Kinder glauben oft, dass sie an der Situation zu Hause Schuld tragen
Emilija Manevska / Getty Images
Alkohol
Wenn Eltern trinken
Katharina Balmes hat in ihrer Hamburger Beratungsstelle "Kalle" jeden Tag mit Familien zu tun, in denen Alkohol zum Alltag gehört. Die Sozialpädagogin weiß, wie groß das Leid der Kinder und Jugendlichen ist. Und wie man es zumindest ein bisschen lindert
03.12.2025
6Min

chrismon: Die meisten Kinder wollen nicht zugeben, dass Mama oder Papa trinkt. Wie finden sie ihren Weg zu Ihnen?

Katharina Balmes: Manche Familien werden vom Jugendamt zu uns geschickt, andere kommen, weil sie Jugend- oder Mütterberatungen aufgesucht haben, die dann auf uns verweisen. Mitunter macht eine Erzieherin oder ein Lehrer die Eltern auf uns aufmerksam. Meist kommen die Kinder das erste Mal mit dem Elternteil, das nicht suchtkrank ist, danach vielfach auch allein.

Stimmt es, dass viele Kinder co-abhängig sind, also den Vater oder die Mutter in ihrer Sucht unterstützen?

Das ist unterschiedlich. Manche Kinder holen tatsächlich dem Vater die Flasche Bier aus dem Kühlschrank oder gehen zum Laden, um Alkohol zu kaufen – manchmal bekommen sie sogar eine Flasche "für den Papa", wie sie sagen. Andere wollen Verantwortung übernehmen, die Mama vom Alkohol abbringen. Dann suchen sie in der Wohnung nach Flaschen und kippen den Inhalt weg. Oder sie begleiten die Mutter beim Einkaufen und achten darauf, dass kein Alkohol im Einkaufswagen liegt. Das sind die typischen "Heldenkinder" …

… die ihre Eltern sozusagen retten wollen?

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