Der neue Roman "Großmütter" der kamerunisch-schweizerischen Autorin Melara Mvogdobo erzählt von zwei Frauen, die ein so unterschiedliches wie ähnliches Leben führen. Die eine kommt aus Kamerun. Sie wächst in wohlhabenden Verhältnissen auf und träumt davon, Ärztin oder wenigstens Krankenschwester zu werden – stattdessen wird sie verheiratet und bleibt gefangen in der Ehe mit einem Mann, der sie verachtet, weil sie keine Söhne zur Welt bringt. Die andere, Schweizerin, lebt in einer armen Familie und träumt davon, keinen Bauern zu heiraten, weil deren Leben so hart ist. Das gelingt zwar, aber dafür wird sie in die Ehe mit einem kalten und gewalttätigen Mann gezwungen. Es ist ein Buch über die Unterdrückung von Frauen, aber vor allem über Selbstermächtigung.
chrismon: Sie widmen das Buch "allen Großmüttern zu Ehren, den lebenden, den toten und denen, die noch geboren werden". Welche Rolle haben Ihre Großmütter für Sie gespielt?
Melara Mvogdobo: Mein Vater kommt aus Kamerun. Als ich zwölf Jahre alt war, zerbrach die Beziehung meiner Eltern und ich hatte keinen Kontakt mehr zu meinem Vater. Damit war für mich auch der Kontakt zu meiner Kameruner Identität gebrochen. Als ich später, mit 17 Jahren, auf eigene Faust nach Kamerun gereist bin, war die Mutter meines Vaters schon tot. Sie habe ich nicht kennengelernt. Aber viele andere Frauen aus meiner Familie. In Kamerun ist jede ältere Frau eine Großmutter. Man spricht sie auch so an, man sagt nicht den Namen. Insofern habe ich auch Großmutterbeziehungen in Kamerun, die für mich wichtig waren. Aufgewachsen bin ich hauptsächlich mit der Familie meiner Mutter in der Schweiz.
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"Großmütter" ist im Transit- Verlag erschienen: 127 Seiten, 18 €. Es ist der zweite Roman von Melara Mvogdobo. Sie ist damit für den Schweizer Buchpreis nominiert.



