In der ersten Folge der Serie stellt sich Pia vor. Lesen Sie hier.
Ich sitze in einem Café, draußen fallen die gefärbten Blätter von den Bäumen. Es ist Herbst. Und ich sags euch. Im Herbst muss man mit Glatze auch im Haus eine Mütze tragen. Denn puh: Es wird schnell kalt an der Pläte und ich kann mir nicht kurzfristig Stoppeln wachsen lassen. Denn ich befinde mich mitten in Chemotherapie als Teil meiner Akuttherapie gegen Brustkrebs und da fallen die Haare bekanntlich aus.
Ich weiß, dass die Vorstellung, eine Glatze zu bekommen, den meisten Frauen sehr große Angst bereitet, wenn eine Chemotherapie bevorsteht. Und ja, ich verstehe es.
Denn als Frau mit Glatze fällt man auf. Ob man will oder nicht. Sicherlich weniger im urbanen Raum als im ländlichen. Aber es gibt eben diese Blicke. Und es gibt auch viele liebe Blicke, die sagen wollen: Kopf hoch. Aber egal welcher Blick: Man kann nicht mehr unter dem Radar laufen und wird durch sie ständig an den ollen Krebs erinnert. Mist.
Pia Pritzel
Haare sind Teil unserer Identität. Von heute auf morgen begegnest du einem fremden Menschen im Spiegel. Hallo! Wer bist du denn? Und nicht nur ich könnte mich als fremd empfinden: Wie wird meine 2-Jährige Tochter darauf reagieren, wenn Mama keine Haare mehr hat? Wie erklärt man das so einem kleinen Wesen, das eh schon viel durchmachen muss.
Darum habe ich den Schongang eingelegt und mich durch unterschiedlichste Frisuren getestet, sodass mein Kind sich nach und nach an meine optische Veränderung gewöhnen konnte. Meine Tochter fand jede Frisur so toll, dass sie sie selbst haben wollte. Sie hat meine optische Entwicklung gefeiert und ich feierte sie dafür, dass sie so offen ist.
Und Überraschung: Ich finde mich ziemlich sexy mit Glatze, und die Blicke in der Öffentlichkeit stören mich kaum. Viel mehr macht es mir Spaß, die GafferInnen zurück anzugaffen und ihnen so einen Spiegel vorzuhalten oder sie zu erschrecken (BUH).
Meine Glatze steht für meinen Kampf, für meinen Mut. Ich trage sie gerne ohne Bedeckung (wenn es nur nicht so kalt wäre), um zu zeigen: Leute, geht mir nicht auf den Senkel. Schaut mich an: Ich bin ne heiße Schnecke. Denn sexy ist, was ich schön finde, nicht du!



